Die Bewegungstherapie: Tanzfilme


Niemand hatte auch nur an den geringsten Erfolg des Streifens geglaubt. Der Inhalt des Disco-Filmchens basierte auf einem Zeitungsartikel im „New West Magazine“ über eine Disco in Brooklyn. Die Geschichte erzählte von Tony Manero, Angestellter in einem Farbenladen, der sich den Alltagsfrust allabendlich im Lichtgewitter von der Seele tanzt. Der Hauptdarsteller war ein italo-amerikonischer Nobody. Und die Brüder, die die Musik beisteuerten, hatten auch schon bessere Tage gesehen. Und dann das. „Saturday Night Fever“ wurde der erfolgreichste Musik-Film aller Zeiten. Das stratosphärlicht-flackernde Abbild des Disco-Zeitalters. Und John Travoltas Filmstarqualitäten wurden gar mit Marlene Dietrich oder Gary Cooper verglichen. Ein Phänomen, das Folgen haben sollte. Zum einen wurden bis in die späten Achtziger hinein etliche Junge-Leute-definierensich-über-flotte-Schritte-auf-dem-Parkett-Tanzfilme gedreht, und dem Niveau waren nach unten keine Grenzen gesetzt: „Can’t Stop the Music“ (1980), ein geflopptes Village-People-Vehikel, „Grease“ (1978), Olivia NewtonJohn’s peinliches Musical-Machwerk mit Travolta und Möchtegern-Fifties-Flair, „Flashdance“ (1983), „Farne“ (1980), „Footloose“ (1984), „Dirty Dancing“ (1987), und viele Filme mehr, die mit schönen Körpern, flotten Schritten und farbigen Wadenwärmern heute allenfalls zur Stilvorlage für die Yogurette-Werbung taugen. Weiterer bahnbrechener Faktor: die Platte der Bee Gees zum Film verkaufte sich millionenfach und brachte die Lawine von Pop-Soundtracks überhaupt erst ins Rollen. Sternstunde des Marketings oder Geißel der filmschauenden Menschheit? Das bleibt hier die Frage.