HipHop-Geschichte

Die besten US-Rap-Alben der 90er: Dr. Dre rehabilitiert sich auf 2001


Das zweite Studioalbum von Dr. Dre ging mehrfach Platin und bugsierte Andre Young nach mehreren gescheiterten Projekten zurück an die Spitze der HipHop-Szene. Das hier ist die Geschichte von 2001.

Das Endprodukt zählt

Selbst auf seinen Solo-Projekten sah sich Dre seit jeher als Producer und Komponist, der das maßgeschneiderte Sound-Gewand an die dazu passenden Rap-Größen schmiegte. Im selben Atemzug war sich Andre Young nicht zu schade, lyrisch neben Hochkarätern Platz zu nehmen. Falls ihm dabei die Show gestohlen wurde, war das kein Problem. Schließlich stand das musikalische Gesamtpaket im Vordergrund. Diese Selbstlosigkeit ergab sich allein daraus, dass sich Young nie als klassischer Rapper sah. Nach eigener Aussage hätte er sogar am liebsten darauf verzichtet zu rappen. Dies äußert sich auch quantitativ auf „2001“ – lediglich auf 13 der 17 Anspielstationen rappte Dre selbst.

Trotzdem steigerte sich Dre in seiner Performance am Mic im Vergleich zu seinen früheren Release deutlich. Dafür sorgte mit Sicherheit auch die Ghostwriter-Garde um Jay-Z, Hittman, Eminem, Royce da 5’9″ und D.O.C. Wenn Dre in „The Watcher“ als O.G. der Szene darüber philosophierte, wie sich die Zeit verändert hat, hört man auch nach mehr als 20 Jahren gebannt zu. Exakt wie damals, im Jahr 1999, als Dre wieder einmal der Welt bewies, wie man diesen HipHop-Shit richtig macht.

Leicht versalzene HipHop-Feinkost

Als Makel bleibt bei 2001 die Frauenfeindlichkeit und besonders auf der zweiten Hälfte des Albums die Vielzahl von Songs, die nicht die Höhe der großen Hits erreicht, übrig. Doch genau diese Höhepunkte und der bahnbrechende Sound von Dr. Dre, Scott Scorch, Mel-Man und Co. kochen eine Suppe, die als HipHop-Connaisseur einfach zu gut schmeckt. Schließlich bietet das Album mehr als eine Handvoll von Momenten, die man als Rapfan nicht mehr vergisst – sei es der Einsatz der Pianos bei „Still D.R.E.“, sei es Ems Performance auf „Forgot About Dre“ oder Nate Doggs Outro von „The Next Episode“.

Anbruch der Aftermath-Dynastie

2001 erschien am 16. November 1999 und war ein weltweiter Erfolg. Es charterte auf Platz 2 der US-amerikanischen Billboard-Charts und verkaufte sich bis heute mehr als acht Millionen Mal. Scott Storch entwickelte sich wie Dre selbst zum Super-Produzenten und Aftermath sowie das eng damit verknüpfte Shady Records prägten mit Rapper wie Eminem, 50 Cent und The Game eine ganze Ära. Dre kündigte alsbald seinen Nachfolger DETOX an, der jedoch nie erschien. Dafür macht er ein Vermögen mit der Kopfhörer-Linie Beats by Dre und lieferte mit COMPTON seinen Soundtrack zur Verfilmung der N.W.A.-Biographie „Straight Outta Compton“. Mit einem geschätzten Vermögen von 800 Millionen Dollar ist er einer der reichsten Rapper – wobei diese Bezeichnung ja schon seit jeher für Dre eher unpassend war. Doch egal wie man ihn auch bezeichnete, eines war nach „2001“ klar – sein Standing als Künstler würde ihm so schnell keiner mehr streitig machen.

Anspieltipps: „Forgot About Dre“, Big Ego’s , „The Watcher“,  Still D.R.E.“ , The Next Episode“, „What`s the Difference“ und „The Message“.

+++ In der nächsten Ausgabe erwartet Euch ein weiteres bahnbrechendes US-Rap-Album der Neunziger. Diesmal geht es um den Wu-Tang Clan. Zuvor veröffentlichten wir bereits die vier Vorstellungen von Mobb Deeps THE INFAMOUS, 2Pacs ALL EYEZ ON ME, Eminems SLIM SHADY LP und The Notorious B.I.G.s LIFE AFTER DEATH. +++

Hier könnt Ihr das gesamte Album 2001 im Stream hören

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