Die besten Serien der 2000er


Unsere Redakteure haben die besten Serien des vergangenen Jahrzehnts gewählt. Büroalltag, Terrorismus, Medizin, Morde und Drogen: Hier sind die besten Shows der 2000er

6. Six Feet Under

Michael C. Hall (r.) hat nicht nur in „Dexter“ eine Verbindung zum Tod.
Michael C. Hall (r.) hat nicht nur in „Dexter“ eine Verbindung zum Tod.

USA, 2001-2005, mit Michael C. Hall, Peter Krause, Frances Conroy

Nicht Serien-affinen Menschen, von denen es ja auch noch ein paar geben soll, könnte entgangen sein, was für ein großartiger Schauspieler Michael C. Hall ist. Seine Rolle als Bestattungsunternehmer David Fisher in „Six Feet Under“ war sein erster nennenswerter Auftritt vor der Kamera, mit der er sich für die Darstellung weiterer zwiegespaltener Charaktere, etwa als Serienkiller in „Dexter“, empfahl.

Die 10 besten Serien unseres Jahrzehnts
Beide, Dexter Morgan und David Fisher, hegen Gefühle, die von ihrer Umgebung nicht unbedingt toleriert werden. Beide werden unzufriedener, je mehr sie versuchen, sich den gesellschaftlichen Normen anzupassen. Während der eine seine Mordlust geheim hält, unterdrückt der andere seinen Sexualtrieb und seine Liebe. Nach dem Tod seines Vaters Nathaniel Fisher (Richard Jenkins) lastet die Verantwortung des Familiengeschäfts auf Davids Schultern. Der Probleme nicht genug, drängt ihn sein Partner Keith (Mathew St. Patrick), ihre homosexuelle Beziehung öffentlich zu machen. Stattdessen verpflichtet sich David als Diakon in einer katholischen Gemeinde. Sein Bruder, der abtrünnige Sohn, der den Tod schon als Kind zu fürchten gelernt hat, führt unterdessen Zwiegespräche mit seinem verstorbenen Vater, tut sich schwer mit seinem neuen Beruf als Leichenwagenfahrer und verliebt sich in die beängstigend verführerische Brenda (Rachel Griffiths), die eine rätselhafte Vergangenheit hat und einen Bruder mit bipolarer Störung, der sich wiederum als Tyrann emotionaler Erpressung entpuppt. Und dann wären da noch Mutter Ruth Fisher (Frances Conroy), die Gewissensbisse quälen, weil sie im fortgeschrittenen Alter eine Affäre hatte, und ihr jüngstes Kind, die pubertierende Claire (Lauren Ambrose), die von einer fatalen Tändelei in die nächste stolpert und an der Scheinheiligkeit der Welt verzweifelt.

Die Familiensaga der Fishers, die sich trotz oder wegen ihrer vielen Unterschiede, Neurosen und Geheimnisse immer wieder zusammenraufen und ihre Beerdigungsfirma gegen äußere Widerstände verteidigen, ist ein Kunstwerk der Tragikomik.

5. Lass es, Larry!

Ab in den Medienrummel: Nach „Seinfeld“ produziert Larry David eine Serie mit sich selbst in der Hauptrolle.
Ab in den Medienrummel: Nach „Seinfeld“ produziert Larry David eine Serie mit und über sich und sein Leben.

USA, 2000-2011, mit Larry David, Cheryl Hines, Jeff Garlin

Larry David ist Spross einer jüdischen Familie aus Brooklyn. Er ist der Schöpfer der Comedy-Serie „Seinfeld“. Sein Alter Ego dort heißt George Louis Costanza – ein sich selbst hassender, neurotischer, kahlköpfiger, kleiner Mann, der von Jason Alexander gespielt wird. Das muss man wissen, um zu verstehen, wer der Larry David aus „Curb Your Enthusiasm“ ist: ein aus kulturellen Stereotypen und Selbstironie zusammengesetztes Ebenbild seiner selbst nämlich. Larry lebt mit seiner Frau Cheryl in Los Angeles, trifft sich mit Freunden aus dem Showbusiness, die in der Regel von echten Freunden aus dem Showbusiness gespielt werden. Ted Danson und seine Frau Mary Steenburgen haben unfassbar komische Auftritte als spießiges Schauspieler-Ehepaar, Richard Lewis gibt den hadernden, weniger erfolgreichen Kollegen, der „Seinfeld“-Cast feiert in einer Episode seine Reunion, Mel Brooks engagiert Larry für sein Musical „The Producers“, Martin Scorsese gibt ihm einen Job als jüdischer Gangster in einem seiner Filme, und der „Curb Your Enthusiasm“-Produzent Jeff Garlin spielt Larrys Manager und besten Freund Jeff Greene.

Larry ist Atheist, aber zugleich Moralist und ein Pedant. Er hat seine eigenen Regeln, auf deren Einhaltung er (vor allem bei anderen) großen Wert legt. Ja, er bewegt sich durch seine Welt, als wäre er der alttestamentarische Gott, der auf die Einhaltung seiner Ge- und Verbote pocht, und jeden, der sie missachtet, bestraft – doch zugleich ist er ein von Schuldgefühlen und Neurosen geplagter Mensch, und so scheitert er am Ende jeder dieser kunstvoll entworfenen, moralischen Geschichten, die sich in mehreren Subplots jeweils auf eine Freudsche Version des Jüngsten Gericht zubewegen. Einmal fährt Larry tatsächlich nach einer missglückten Nierenspende gen Himmel, hat plötzlich wieder Haare und wird von seinen beiden Schutzengeln (Dustin Hoffman und Sacha Baron Cohen) begrüßt, die ihn aber nach einem quasi-philosophischen Streit über die Ordnung der Dinge, der sich an einem verlegten „Sopranos“-DVD-Cover (es lag hinter der Couch) entfacht, zurück auf die Erde schicken. Pretty, pretty good!

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