Die 700 besten Songs aller Zeiten: Plätze 200 bis 151


In unserer Jubiläumsausgabe kürten wir "Die 700 besten Songs aller Zeiten". Seht hier die Plätze 200 bis 151.

Am 13. März 2014 ist sie erschienen, die sage und schreibe 700. Ausgabe des Musikexpress. Und die hatte es in sich: Wir hatten eine prominente zigköpfige Jury aus Musikern wie etwa Lana Del Rey, Mark Lanegan, Danger Mouse, Marteria, Thees Uhlmann, Judith Holofernes, WhoMadeWho sowie aus Autoren, Journalisten und Fachleuten von anderen Magazinen, Tageszeitungen, Radiosendern und Plattenlabels nach ihren Lieblingssongs aller Zeiten gefragt. Herausgekommen war in mühevoller Kleinarbeit nicht weniger als eine Liste mit den 700 besten Songs aller Zeiten inklusive Texten zu jedem (!) dieser Songs, und diese Liste haben wir Euch nach und nach online auf Musikexpress.de/700 präsentiert.

Hier die Einzelteile unserer „700 besten Songs aller Zeiten“ in der Übersicht:

Und hier kommen nach unseren Plätzen 700 bis 651, 650 bis 601, 600 bis 551, 550 bis 501, 500 bis 451, 450 bis 401, 400 bis 351, 350 bis 301, 300 bis 251 und 250 bis 201 unsere Plätze 200 bis 151 im Detail:

200. Blondie – „Heart Of Glass“

„The Disco Song“ nennt man „Heart Of Glass“ bandintern: Seit 1974 bastelten Debbie Harry und Chris Stein an dem Lied, auf dem Album Parallel Lines verstecken sie es irgendwo auf der zweiten Seite. Das Gewissen ist so schlecht, dass sich Drummer Clem Burke weigert, den Song live zu spielen. Hilft alles nichts: Er geht durch die Decke.

199. Bikini Kill – „Rebel Girl“

„When she talks, I hear the revolution. In her hips, there’s revolution. When she walks, the revolution’s coming. In her kiss, I taste the revolution. (…) They say she’s a dyke, but I know she is my best friend, yeah!“ Soll nie wieder jemand behaupten, Rockmusik könnte nichts bewegen. Und wenn es nur dein Arsch ist. Und alles, was da mit dranhängt, ist gut so, genau so, wie es ist!

198. The Velvet Underground – „Sweet Jane“

John Cale im Streit ausgestiegen, Maureen Tucker schwanger, die Yule-Brüder stießen zur Band und umarmender Pop trat an die Stelle von avantgardistischem Lärm-Experiment. „Sweet Jane“ enthält ein Jahrhundert-Riff, wurde kein Hit, die Band war am Ende und hinterließ nach fünf Jahren und vier Alben das perfekte Erbe.

197. Randy Newman – „Political Science“

„No one likes us, I don’t know why. Let’s drop the big one and see what happens.“ Berufszyniker Newman mit der ultimativen Satire auf die amerikanische Außenpolitik der Siebziger, die Gegner und Kritiker am liebsten ausradieren wollten. Das perfekte Thema für ein nettes Klavier-Ditty mit Gesang.

196. Father John Misty – „Hollywood For­ever Cemetery Sings“

Was sollte man in der Karriereplanung als Nächstes angehen, wenn man als Drummer die nicht ganz erfolglosen Indiefolk-Harmonisten Fleet Foxes verlässt? Vorschlag: einen schmutzigen, gitarrenlastigen Slowburner, angesiedelt irgendwo zwischen Ariel Pink und George Harrison, über sich liebende Grabschaufler aufnehmen. It worked for Father John Misty, you know.

195. The Beatles – „Tomorrow Never Knows“

Den ganz großen Paukenschlag hebt sich John Lennon für den Abschluss von Revolver auf: Möwengesänge, rückwärts abgespielte Bänder, eine verdammt unheilvolle Atmosphäre und ein Text, der vom tibetanischen Totenbuch abschreibt, markieren den Anfang der psychedelischen Ära.

194. The Velvet Underground – „White Light/White Heat“

Musikalisch vielleicht der missing link von Boogie Woogie zu Punk oder von DooWop zu Sonic Youth. Lou Reed beschreibt das Kribbeln im gesamten Körper, die Schwelle zwischen Erleuchtung, Rausch und Wahnsinnigwerden. Erstaunlich, wie der Song gleichsam poppig-melodisch, lebensbejahend, kakofonisch und getrieben ist.

193. Serge Gainsbourg & Jane Birkin – „Je T’Aime … Moi Non Plus“

Es ist und bleibt das „Ficklied“. Mit Hammondorgel und Geseufze, was die Größe des Serge Gainsbourg nicht schmälert. Es geht um Sex, das hört man, und es gibt – bis auf Ravels „Bolero“ vielleicht – in der gesamten Musikgeschichte kein zweites Stück, das Erotik so schlüssig in Schallwellen verwandelt hat.

192. Stevie Wonder – „Sir Duke“

Stevie Wonders Verbeugung vor Swing-King Duke Ellington ist seinem Wesen nach Disco: mit stramm vorwärts stolzierendem Beat und ausgelassenen Bläsern, gleichzeitig voll kindlicher Euphorie und von ausgekochter Eleganz. So gut können sich hundertausend Hummeln im Hintern anfühlen.

191. Nas – „One Love“

„One Love“, das hat man doch … richtig, schon mal bei Bob Marley gehört. Dessen THC-geschwängerter Roots-Reggae war laut Nas auch Vorbild für dieses Aushängeschild in Sachen kompromisslosem NY-Rap. A Tribe Called Quests Q-Tip am Beat und dazu einer der besten Rapper aller Zeiten in Höchstform am Mikrofon.

190. Metronomy – „The Look“

The English Riviera war der Moment der endgültigen Popwerdung für die Band aus Brighton. Vor allem „The Look“ ist Ausdruck dieses Selbstverständnisses. Das „Look look“ im Refrain ist Rock ’n’ Roll für Leute, die auch am Strand zu cool zum Schwitzen sind. Es liegt ein Hot Ship vor der englischen Riviera!

189. Radiohead – „Everything In Its Right Place“

Das Eröffnungstück des experimentellen, des wirren und großartigen Radiohead-Albums KID A nach der Generalüberholung. Yorkes Stimme wird zum Instrument, alles Alte bleibt im Schrank. Der Wahnsinn regiert vor allem auf der Bühne – selten wurden Keyboardtasten so schön gequält wie hier.

188. Mazzy Star – „Into Dust“

Die Erben des Paisley Undergrounds (Rain Parade, Dream Syndicate) setzen auf die Magie der ruhigen, leisen Töne. Nur mit Gitarre, Violine und Gesang versetzen sie den Hörer in ein Paralleluniversum aus Harmonie und Wärme. Es dauerte bis 2009, ehe „Into Dust“ in die UK-Charts kam – dank eines TV-Spots.

187. Brandy – „What About Us?“

Der Plan, die Musikindustrie mit diesem Song zu verändern, mag etwas zu optimistisch ausgefallen sein, aber hey, vier Jahre nach „The Boy Is Mine“ singt Brandy über einem futuristischen Beat von Darkchild (man hätte ja meinen können, es hätte damals nur Timbaland gegeben) selbstbewusster denn je über Typen, die keine(r) braucht.

186. Pink Floyd – „Money“

Es hat etwas Befremdliches, wenn sich Rock-Millionäre über Geldgier und materiellen Konsum auslassen. Doch selbst wenn das Ganze mit hohem technischen Aufwand realisiert wurde: Entstanden ist „Money“ in der Gartenlaube von Roger Waters – als simpler Blues mit ein paar improvisierten Klangeffekten. Charmant.

185. R.E.M. – „Itʼs The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)“

Es gab sie tatsächlich: eine Zeit, als R.E.M. richtig gerockt und echte Hymnen für die Gen X geschrieben haben. Nachzuhören auf dem Song mit dem längsten Titel der Bandgeschichte – und einer Obsession für die Initialen L. B.: Leonard Bernstein, Leonid Breschnew, Lenny Bruce, Lester Bangs. Lichael Bipe in Bestform!

184. The Faces – „Stay With Me“

Andere mochten 1971 an intellektuellem Prog Rock laborieren, The Faces setzten lieber auf schwanzgesteuerte Good-time-Mucke: Rod Stewart lässt uns an seinem One-Night-Stand mit „Rita“ teilhaben, alles schön rumpelig unterlegt mit derben Gitarren und polterndem Rhythmus. Rock’n’Roll in Reinkultur.

183. Prince And The Revolution – „Raspberry Beret“

Prince auf der Höhe seiner Kunst: ein herrlich spinnerter Gaga-Text über eine erste Liebe, ein leicht dümmliches Mädchen, das die besungene Mütze trägt, und wenn es warm ist, auch nicht viel mehr Kleidung. Sein genresprengender Superfunk ist perfekt komponiert, übergeschnappt und explodiert fast vor Melodien und Sounds.

182. Bruce Springsteen – „Lost In The Flood“

Wenn der Boss loslegt, gibt es kein Halten. Das zeigt sich bereits auf seinem Frühwerk, das zwar wenig stadionkompatibel ist, aber geballte Intensität besitzt. In diesem Fall sind es ein Klavier, gequälter Gesang, ein Text voller biblischer Metaphern und eine Band, die Arsch kickt.

181. Oasis – „Wonderwall“

Bis dahin waren Oasis Rabauken. Hier kam das Gefühl ins Spiel. Das Cello war prägender als die lauten Gitarren, das Schlagzeug federte synkopisch. Leider hat man „Wonderwall“ damals zu häufig gehört. Heute, mit Abstand: viel besser als Travis.

180. Queen – „We Are The Champions“

Mit mehr Grandezza hat sich wohl keine Rockband in hemmungsloser Selbstparodie gesuhlt wie Queen in dem Song, der auf dem Album News of the World gleich auf „We Will Rock You“ folgt. Hart am Rande der Lächerlichkeit sonnt sich Freddie Mercury im eigenen Glanz: Seither gibt es auf der Welt keine Siegesfeier ohne diesen Song.

179. Led Zeppelin – „Whole Lotta Love“

Led Zeppelin treiben ihre Leichenfledderei des Blues auf die Spitze: „You Need Love“ von Muddy Waters stand so deutlich Pate für diese Ode an sexuelle Raserei, dass man sich Mitte der Achtziger außergerichtlich auf eine runde Summe einigte. Das Monsterriff stammt aber von Jimmy Page allein. Und um dieses Riff geht’s.

178. Neil Young – „Old Man“

„Old man, look at my life, twenty-four and there’s so much more … I’ve been first and last, look at how the time goes past, but I’m all alone at last, rolling home to you.“ So altersweise, wie nur sehr junge Männer mit Gitarren sein können, und begleitet von Rockstar-Freunden wie James Taylor und Linda Ronstadt liefert Neil Young amerikanische Poesie, die das ganze Leben in dreieinhalb Minuten erklärt.

177. Dolly Parton – „I Will Always Love You“

Gleich die ersten Zeilen zerreißen einem das Herz: „If I should stay / well, I would only be in your way“. Ein eiskalter Schnitt. Allerdings nicht aus Dolly Partons Mund. In dem leisen Country-Tearjerker über die geschäftliche Trennung von ihrem Mentor Porter Wagoner verabschiedet sie sich mit einer großen Geste – dem Versprechen ewiger Liebe.

176. The Beatles – „Hey Jude“

Die erste Nummer auf ihrem eigenen Label ist die damals längste Single der Welt. Bei Minute 2:57 hört man ein unverfrorenes „fucking hell“. Bislang ist nicht geklärt, welcher Beatle hier aus der Rolle fällt. Für die letzten vier Minuten reicht eine einzige Zeile Text. So sieht effizientes Songwriting aus.

175. The Jimi Hendrix Experience – „Purple Haze“

So was hatte man bislang noch nicht gehört: Ein sogenanntes Teufelsintervall als atonales Intro, dazu eine deftig übersteuerte Gitarre und ein Beat, der zwischen funky Synkopen und Marschrhythmus changiert. Rockmusikalisches Neuland, besetzt mit unzweideutiger Drogen-Lyrik. Schwer psychedelisch.

174. Dexys Midnight Runners – „There, There My Dear“

Das war der Song, der uns das Blut in die Adern schießen lassen sollte, die Soul-Hymne, die aus dem Punk kam und alles forderte: Stil, Haltung, ja Hysterie. Kevin Rowland stammelte diesen Satz mit der Inbrunst eines Working-Class-Crooners: „The only way to change things is to shoot men who arrange things.“

173. Tom Waits – „Alice“

In seinen Songs lädt Waits stets zur Freakshow, schiebt Randfiguren der Gesellschaft ins Scheinwerferlicht. Im Opener des Soundtracks zu seinem Theaterstück „Alice“ beschreibt er die kontroverse Faszination von „Alice im Wunderland“-Autor Lewis Carroll für die minderjährige Alice Liddell. Mit einem verrauchten Bar-Chanson lockt einen Waits hinunter ins Hasenloch.

172. The Beatles – „Across The Universe“

John Lennon selbst hielt dieses Stück für eine seiner besten Kompositionen – die Worte, sagte er 1970, seien Poesie, die eigentlich keine Melodie bräuchten. Dem Umstand, dass sie dann doch eine bekamen, verdanken wir das vielleicht psychedelischste Wiegenlied der Popgeschichte zwischen kindlicher Träumerei und Ekstase.

171. Robyn – „Dancing On My Own“

Das Erstaunliche an diesem Song ist, wie Robyn darauf ohne alle Insignien der Coolness auskommt, einfach nur sie selbst, einfach nur ein Star ist. Das Lehrstück über die Einsamkeit auf dem Dancefloor singt sie als Uptempo-Powerballade, eine Mischung aus Madonna und Mariah. Toll Trauriges zum Tanzen.

170. Smashing Pumpkins – „Mayonaise“

Auch wenn „Mayonaise“ im Schatten von „Cherub Rock“, „Today“ und „Disarm“ steht, enthält es doch alle Vorzüge des Corgan’schen Songwritings: lange Intros/Outros, Sabbath-Riffs, wehleidigen Großer-Junge-Gesang und geballtes Drama. „I just want to be me“ – rockistische Selbsttherapie auf höchstem Niveau.

169. Neil Young & Crazy Horse – „Cortez The Killer“

Das Tempo schleppt, die Gitarren klingen verzerrt und Minuten vergehen, ehe der Gesang einsetzt. Man fühlt sich wie mitten in einer magischen Jam-Session, wird von einer betörenden Melodie mitgerissen. Fast vergisst man dabei, dass es inhaltlich um den spanischen Eroberer und Zerstörer des Azteken-Reiches Hernán Cortés geht.

168. Bob Dylan – „Simple Twist Of Fate“

Einsilbig gibt sich Bob Dylan in seiner Autobiografie „Chronicles Vol. 1“, was Genese und Realitätsbezug von BLOOD ON THE TRACKS angeht: Nicht um sein Leben gehe es, er habe sich nur von Geschichten Anton Tschechows inspirieren lassen. Wer’s glaubt … Der Liebesschmerz im formidablen „Simple Twist Of Fate“ schnürt einem jedenfalls auch nach dem x-ten Hören noch die Kehle zu.

167. Les Rita Mitsouko – „C‘est Comme Ça“

Sie ist die französische Nina Hagen, er das Pariser Gegenstück zu John Frusciante. Zusammen bilden sie ein Duo, das die Grande Nation in den Achtzigern gewaltig auf den Kopf stellt: mit Fantasie-Kostümen, skurrilen Videos und rasantem New-Wave-Pop der Marke „C’est Comme Ça“, der immer noch putzmunter klingt.

166. The Cure – „Boys Don‘t Cry“

Wie aus dem Nichts legten The Cure Ende der 70er-Jahre ihre ersten trockenen, puristischen New-Wave-Singles vor. „Boys Don’t Cry“ besitzt diese berauschende Mischung aus Traurigkeit und Trotzigkeit. Eine Single für die Jungs, zu der schon immer vor allem die Mädchen tanzen.

165. U2 – „One“

Wenn es einen U2-Song für die Ewigkeit gibt, diesen einen Song, bei dem alles, alles, alles stimmt, dann ist das „One“ mit seinem persönlichen wie universellen Text und dieser zugleich schmelzenden und noch im Schmelzen sich steigernden Melodie. Und dann kam Johnny Cash und machte ihn zu „seinem“ Song.

164. The La’s – „There She Goes“

Die Definition des Jangle-Pop: Das Gitarrenpicking wird auch heute noch von allen Indiepopbands der Welt zum Aufwärmen gespielt; in Proberäumem werden Dutzende Coverversionen entstanden sein – keine wird mit dem Original mithalten, das – Drogenreferenz hin oder her – eine der größten Indie-Hymnen aller Zeiten ist.

163. David Bowie – „Changes“

Obwohl bei Erscheinen kein Hit, gehört dieser launige, eingängige Song zu Bowies bekanntesten – nicht zuletzt, weil sich der Text liest wie ein Manifest des sich unentwegt neu erfindenden Künstlers. Pathos und Humor sind charmant ausbalanciert, Bowie nannte das Stück die „Parodie eines Nachtclubsongs“.

162. Oasis – „Don’t Look Back In Anger“

Das Lied, das aus hartgesottenen Bauarbeitern und Fußballhools Miezekatzen macht – jahrelang auf rührende Weise auf Oasis-Konzerten zu erleben. Sobald die ersten Pianoakkorde von Noel Gallaghers Selbstzweifelhymne anklangen, lagen sich die sonst so zähen Fanburschen in den Armen. Nebenbei die fünfte Single vom zweiten Album der Briten, ihre zweite Nummer 1 überhaupt.

161. Nina Simone – „Wild Is The Wind“

Im Original von Johnny Mathis 1957 für den Soundtrack des Films gleichen Namens gesungen, verliebte sich nicht nur David Bowie später in Nina Simones rauchzarte Interpretation – und coverte diese. Der Gegensatz zwischen der kühlen Versiertheit seiner Studioband und Bowies Theatralik ist nicht weniger als atemberaubend. Simone vs. Bowie: 1:1.

160. Van Morrison – „And It Stoned Me“

Das, was Van The Man später „Caledonia Soul Music“ nennen sollte, beginnt genau hier: Auf Seite 1, Track 1 des epochalen Albums MOONDANCE fließen Folk und Jazz, Soul und Blues zusammen zu etwas gänzlich Neuem. Morrison durchwandert in „And It Stoned Me“ selige Kindheitserinnerungen, zeichnet Bilder eines ländlichen Idylls und singt das Hohelied der Freundschaft.

159. Fleetwood Mac – „Landslide“

Stevie Nicks war hier die älteste Mittzwanzigerin der Welt. Ihre Eleganz aber verlor sie auch bei derart fundamentalen Fragen – die echte Liebe, das falsche Leben – nicht. Man kann die Berge von Aspen, wo sie den Song geschrieben hat, förmlich vor sich sehen, in ihrem tiefdunklen Weiß und ihrer ganzen monumentalen Größe.

158. The Byrds – „My Back Pages“

Dylan, der beste Folk-Songwriter der 60er-Jahre, mit einem wunderbar augenzwinkernden Text über die Wandlungsfähigkeit des eigenen Wertekanons. Und The Byrds, die Band, deren Vokalharmonien bis in den zeitgenössischen Pop nachhallen. Zusammengenommen ergibt das drei Minuten Ewigkeitsmusik.

157. Africa

Schon kurz vor dem „Live Aid“-Festival blickten die großen Pop- und Rockacts nach Afrika und staunten über das Elend. Toto, aalglatte Mainstream-Rocker, bekamen ihre Infos zumeist aus Büchern, Zeitschriften und Fernsehen. Ein sehr weißer Blick auf den schwarzen Kontinent: naiv, hypereingängig. Einer der besten Mainstream-Radiosongs überhaupt.

156. ? And The Mysterians – „96 Tears“

Das Debütalbum ist schon fast durch, erst dann kommt als Finale der Titelsong „96 Tears“. Die Gruppe, die bei Gründung aus Teenagern bestand, ahnte wohl nicht, mit diesem Song einen einen Klassiker geschrieben zu haben. Der Text über eine unglückliche Liebe ist simpel, aber die nölige und alles dominierende Psychedelic-Orgel und eine Ohrwurm-Melodie machen „96 Tears“ zu einem Ereignis.

155. Elizabeth Cotten – „Freight Train“

In ihrer Jugend Anfang des 20. Jahrhunderts verbrachte Cotten Tage an den Bahngleisen ihrer Heimatstadt Carrboro, North Carolina, und sah den Zügen hinterher (Trainspotting!). Im Alter von zehn oder elf Jahren schrieb sie diesen weitsichtigen Standard, in dem ein Güterzug eine Metapher für ihr Leben darstellt.

154. Talking Heads – „Born Under Punches (The Heat Goes On)“

Der Opener des vierten Albums der Talking Heads ist eine Offenbarung: Unter der Regie von Brian Eno mixen die New Yorker hektischen New Wave mit pulsierender Rhythmik à la Fela Kuti. Dazu mimt David Byrne den großen Polit-Demagogen, der Zeitungsüberschriften („and the heat goes on“) rezitiert. Mutig und visionär.

153. Bob Dylan – „Highway 61 Revisited“

In zahllosen Bluessongs ist der Highway 61 besungen worden. Dylans Hommage an diese von Mythen umrankte Straße ist ein mitreißender Uptempo-Blues, in dem Gott, Abraham, allerlei halbseidene Figuren und eine Polizeisirene tragende Rollen spielen. Der Song wurde parallel zum Album gleichen Titels auch als B-Seite der Single „Can You Please Crawl Out Your Window?“ veröffentlicht.

152. The Cure – „Disintegration“

Ende der Achtziger leidet Robert Smith unter Depressionen, schluckt zu viel LSD und will keine Pop-Songs mehr schreiben. Stattdessen wartet er auf dem Album DISINTEGRATION mit manischen Schwarzmalereien auf. Wie dem Titelsong, den sein Label als „kommerziellen Selbstmord“ erachtet. Ein achtminütiges musikalisches Auskotzen über falsche Freunde, falsche Erwartungshaltungen und – noch schlimmer – falsche Rezeption. Aktuelle Bilanz: drei Millionen verkaufte Alben.

151. The Beatles – „Come Together“

Wir sind eine Rock’n’Roll-Band. Im Grunde hält sich John Lennon ja ziemlich raus aus Abbey Road, aber diese Sache muss er klarstellen gleich zu Beginn des Albums, mit einem Song, der die Beatles grooven lässt wie nie: Eins und eins und eins macht drei, sagt Lennon und macht sich über sich und seine Kollegen mit wilden Wortspielen lustig.