Jahresrückblick 2019

Die 50 besten Platten des Jahres 2019


Wir haben abgestimmt und die (subjektiv) einzig wahre Liste erstellt: Das sind die 50 Favoriten der ME-Redaktion und somit die besten Alben des Jahres 2019. Ha!

29. Die Heiterkeit – WAS PASSIERT IST

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Buback/Indigo (VÖ: 1.3.)

Vieles ist vorbei an der Heiterkeit: Ihre Existenz als Band etwa, einzig Stella Sommer, die erst 2018 ein Soloalbum auf Englisch veröffentlicht hatte, ist übrig geblieben. Weg ist auch das mitunter anstrengende Spiel der Gruppe mit Ironie, hinfort die Strenge. Neu entstanden ist aufwendiger Art-Pop mit großen getanzten Gesten. Morrissey und Ex-Duettpartner Dirk von Lowtzow dürften beeindruckt schlucken. Passender als mit dem Namen ihrer Schöpferin lässt sich diese Musik nicht beschreiben: Sie ist stellar (engl: herausragend) und gemacht für den Sommer. Stephan Rehm Rozanes

28. Die Goldenen Zitronen — MORE THAN A FEELING

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Buback/Indigo (VÖ: 8.2.)

Nur weil du eine Wahrheit fühlst und dies geteilt wird von anderen Leuten mit Blasenproblem, muss sie nicht stimmen – egal, ob du Refugees welcomen oder den von Umvolkung bedrohten Volkskörper einmauern willst: Nix ist so gewiss und unter komplex wie erhofft. Und deshalb hühnern uns die Goldies wieder voll, auf dass uns das wacher/immuner gegen Verschwörungen aller Art macht. Auch die Musik sagt: Runter von der Stange! Mini-Hooks-gestopfter Kraut- und New-/No-Wave-Elektro-Pop, zu dem Die Goldenen Zitronen rhythmisch quietschend die Avantgardinen auf und zu ziehen. Tanzbar, sogar. Oliver Götz

27. Voodoo Jürgens –’S KLANE GLÜCKSSPIEL

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Lotterlabel/Sony Music (VÖ: 8.11.)

Ansichten aus einem Mikrokosmos, der vom Aussterben bedroht ist: Voodoo Jürgens berichtet auf seinem zweiten Album von denen, die sich in am liebsten in der Dunkelheit bewegen, zwischen Taxistand, Beisl, Geldautomat und Spielsalon. Der Sound, den der Wiener Song- writer dazu spielt, speist sich aus den Volksmusiken Osteuropas ebenso wie aus dem Blues und dem Wienerlied. Behauptungen, außerhalb Österreichs würde das niemand verstehen, sind stark übertrieben; die Figuren, die Voodoo Jürgens auf ’S KLANE GLÜCKSSPIEL zeichnet, wird jeder kennen, der sich gerne in den schäbigen Ecken seiner Heimatstadt herumtreibt. Jochen Overbeck

26. PAUL JETS – ALLE SONGS BISHER

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Lotterlabel/Sony (VÖ: 22.3.)

Paul Buschnegg ist ein Zauberer. Er schafft es, die Songs seiner Band riesengroß klingen zu lassen, verbirgt aber nie die DIY-Prinzipien, die hinter ihnen stecken. So ent- steht Popmusik, die gleichzeitig zugänglich und rätselhaft ist, die mit Songs wie „22703“ oder „Ich gehe in den Park“ einerseits her- vorragende Hits abwirft, sich an anderer Stelle aber so stark gegen die Wand wirft, dass die Trümmer etwas völlig Neues ergeben. Und da haben wir über die Texte noch gar nicht geredet. Als würde man in einem klugen Kopf spazieren gehen. Jochen Overbeck

25. Kelsey Lu – BLOOD

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Columbia/Sony (VÖ: 19.4.)

Klar, das Cello. Es ist nicht mehr nur die Ambience, die das Haupt- instrument der klassisch ausgebildeten Musikerin aus North Carolina begleitet. Das Debütalbum von Kelsey Lu markiert einen großen Schritt von den eher klassisch- avantgardistischen Tracks ihrer Debüt-EP „Church“ von 2016. Die Songs auf BLOOD strahlen nicht nur ein starkes Pop-Gefühl aus, manche gehen in Richtung verhuschter Dream Pop, andere zum traditionellen Folk, während Kelsey Lus Stimme zwischen Jazz- und Soul-Gesang changiert. Und unterm Strich steht: eine neuartige Popmusik. Albert Koch

24. Flying Lotus – FLAMAGRA

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Warp/Rough Trade (VÖ: 24.5.)

L.A.-Beatmaker Steven Ellison wollte es ganz groß haben. In die Musik purzeln Elementarteilchen aus Elektronik, Jazz, HipHop und IDM in wechselnden Kombinationen, neun Gastvokalisten sind in 27 Tracks an Bord. Reizüberflutung deluxe. FlyLo hat die Puzzleteile astrein verbaut und ein Narrativ mit David Lynch als Erzähler obendrauf gepackt. Der Clou: Viele der Klänge mögen im kollektiven Gedächtnis verankert sein, aber nichts ist mehr an der Stelle, an die es eigentlich „gehört“. Frank Sawatzki

23. Lizzo – CUZ I LOVE YOU

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Atlantic/Warner (VÖ: 19.4.)

Nur wenige hatten 2019 ein solches Momentum wie Lizzo. Ihre glänzende, glitzernde Soul-Pop-Platte war dabei nur Formsache für die Rapperin, SänGerin und Internet-Personality: eine musikalische Abhandlung über Sexpositivität für die Mainstreamgesellschaft mit den verführerischen Mitteln von R’n’B, Synthie-Disco, Bläsern und Prince-Gitarren. Überall findet man herrlich süffisante Textzeilen und Hooklines, die vor Juicyness triefen. Die Welt im Jahr 2019 hat Lizzo gebraucht. Bitch! Annett Scheffel

22. The Düsseldorf Düsterboys – NENN MICH MUSIK

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Staatsakt (VÖ: 25.10.)

Peter Rubel und Pedro Crescenti, sonst zwei Drittel von International Music, spielen Simon and Garfunkel im Keller. Oder The Velvet Underground im Bett. NENN MICH MUSIK, ihr Debütalbum als Düsseldorf Düsterboys, ist mit seinen müde leiernden, psychedelisch hallenden Gitarren, mit seinen Orgel- und Holzbläsermomenten vertonte Dissidenz gegen Beschleunigung und Selbstoptimierung, ein zärtlich geflüstertes „I would prefer not to“, ein Folkalbum wie eine Decke, unter der man sich vor den Zumutungen der Welt verstecken kann. Ohne zu vergessen, dass es sie gibt. Julia Lorenz

21. Thom Yorke – ANIMA

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XL/Beggars/Indigo (VÖ: 27.6.)

Ausgerechnet aus einem von Angst dominierten Lebensabschnitt entstand das bislang beste, weil selbstbewussteste Soloalbum des Radiohead-Querkopfs. Begleitet von einem wunderschön choreografierten, viertelstündigen Kurz- film von Paul Thomas Anderson sind die neun Stücke von ANIMA trotz ihrer experimentellen, von Flying Lotus inspirierten Loop-Natur Pop mit einem Händchen für eingängige Melodien ausgestattet, von dem Yorke gar nicht mehr wusste, dass es ja auch noch aus ihm wächst. „Dawn Chorus“ kann einen in schwachen, oder besser: starken Momenten zum Heulen bringen. Stephan Rehm Rozanes

20. Nilüfer Yanya – MISS UNIVERSE

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PIAS/Rough Trade (VÖ: 22.3.)

Das Albumdebüt der Londoner Singer/Songwriterin ist eine erstaunliche Sache. Von ihrer expressiven Stimme, mit der sie in fast beliebig vielen Farben zu malen in der Lage scheint, und der Grundierung durch eine straffe, kleine E-Gitarre zusammengehalten, unternimmt Nilüfer Yanya weite Reisen durch Raum und Zeit, Genres und Stimmungen. Spielt Jazz-Pop (und einmal sogar House-Pop) und Slacker-TripHop, Barhocker-Blues-Updates mit Rhythmusbox und rettet nebenbei ein bisschen den (Indie-)Rock, dem ja schon länger kaum etwas Neues eingefallen ist. Oliver Götz.

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