Die 50 besten Platten des Jahres 2015


Wer hat 2015 das Rennen gemacht? Future Soul, 90s-Indie, HipHop, gar Jazz oder doch das sogenannte Austropop-Revival? Eine große Jury hat entschieden: Das sind die 50 besten Platten des Jahres.

Platz 2: Wanda – BUSSI


Vertigo/Universal (2.10.)

Marco Michael Wanda hat uns nicht belogen. Als der ME ihn im Januar zum „Blind Date“ traf, beseelt vom damals aktuellen Debüt seiner Band, AMORE, kündigte der frischgebackene Popstar an, das zweite Album sei so gut wie fertig. Und wirklich: Schon am 2. Oktober erschien BUSSI – entgegen der Bedenken der Plattenfirma Universal, bei der Wanda mittlerweile untergekommen waren. Das Majorlabel wäre schön blöd gewesen, einer Band dazwischenzufunken, die innerhalb eines Jahres ohne große Hilfe zum household name geworden war – bei allen Zielgruppen. Wanda wiederum waren nicht so blöd, sich davon beeindrucken zu lassen. Sie spielten wie selbstverständlich auf immer größeren Bühnen und erklärten in Interviews goschert, dass sie den Erfolg in genau dieser Form hatten kommen sehen. Sie waren die vollendete Rock’n’Roll-Band. Nur eines fehlte noch: ein Skandal.

Wanda

Den fädelte Manager Stefan Redelsteiner ein, indem er Ronja von Rönne im Video zur Single „Bussi Baby“ mitspielen ließ. Jene Journalistin, die in einem Artikel der „Welt“ erklärt hatte, dass Feminismus ekelhaft sei. Na gut, vielleicht war es nur ein Skandälchen, aber als einigermaßen progressiv denkender Mensch musste man seine Liebe zu Wanda infrage stellen. Dann küsste einem das Album die Sorgenfalten von der Stirn. Juwelen wie „1, 2, 3, 4,“, „Meine beiden Schwestern“ und „Das wär schön“ hatte der Wanda-Junkie auf der Suche nach einem Fix schon auf YouTube aufgespürt. BUSSI bot noch besseren Stoff: die äußerst brauchbare „Mona Lisa der Lobau“, das sehnsüchtige „Gib mir alles“, „Andi und die spanischen Frauen“, dessentwegen man bedauernswerte Zeitgenossen mit dem Vornamen Andreas noch viele Jahre lang „AHN-DEEE!“ rufen wird.

Die Platte schoss an die Spitze der österreichischen Charts. In Deutschland reichte es „nur“ für Platz fünf. Aber BUSSI ist nicht das letzte Wort, sondern lediglich eine Zwischenetappe in dieser Bilderbuch-Karriere. Apropos: Die Kollegen aus Oberösterreich sind ein wenig zu bedauern. Sie haben mit SCHICK SCHOCK die schlauere, innovativere, ja, die bessere Platte als BUSSI gemacht. Aber Wanda sind mehr als ihr Album. Wanda sind ein Rausch. Mag sein, dass wir irgendwann mit einem höllischen Kater aufwachen. Das dritte Album, sagt Marco Wanda, sei schon fertig. Reiner Reitsamer

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