Die 40 besten Platten des Deutschrap – Teil 4


Von Casper über Hafti bis LGoony: Teil 4 unserer großen Liste der „40 besten Platten des Deutschrap“ - jetzt online!

Die folgende 10er-Liste ist chronologisch sortiert und zuerst im Deutschrap-Special der November-Ausgabe des Musikexpress erschienen. Inklusive Deutschrap-Quartett! Darin verraten wir Euch die 30 weiteren besten Deutschrap-Platten. Die findet Ihr mittlerweile aber auch alle online:
>>> zum Teil 3 der „40 besten Platten des Deutschrap“
>>> zum Teil 2 der „40 besten Platten des Deutschrap“
>>> zum Teil 1 der „40 besten Platten des Deutschrap“

Casper

XOXO (2011)Casper

Es gibt drei Dinge, die Casper von anderen Rappern unterscheiden: Seine Stimme, seine Plattensammlung und sein Mut, ein ganzes Genre über den Haufen zu werfen. XOXO mag vielleicht einen 808er-Kern haben, doch das, was drumherum geschieht, muss eben auch mal nach Wolves In The Throne Room, Explosions In The Sky oder The xx klingen. Das Album wurde als die Rettung des deutschen Hip-Hop gefeiert, dabei war es in Wahrheit die Einführung einer ganz neuen Disziplin. Casper denkt um Ecken, die andere Rapper gar nicht kennen. Und lädt sich als wichtigsten Feature-Gast seinen eigenen Vater ein, der rührend erklärt, warum er so stolz auf seinen Sohn ist. XOXO ist vor allem ein sehr menschliches Album. (Ivo Ligeti)

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Die Orsons

Die Orsons

Das Chaos und die Ordnung (2012)

Braucht der deutsche HipHop Boybands, geradezu absurden Positivismus, wieder so viel Albernheit wie in den 90s, süßliche Poprefrains, überhaupt: Chöre, solche chipmunkige und auch noch Saxofon-Samples? „Äh …“, sagte da der HipHop. Und schon waren diese Fantasto 4 aus 0711 mit ihrem dritten Album an ihm vorbeigerauscht. DAS CHAOS … zog seine Lehren unter anderem aus Philosophie, Die Ärzte, Meditation, Frank Ocean und Dubstep und konnte trotzdem austeilen, dass der Konkurrenz der Reim im Rohr krepierte. Zu einem immer weiter voranschreitenden Wahnsinn wie dem zehnminütigen Erleuchtungszeremoniell „Zambo Kristall Merkaba“ fiel aber auch dem Rest der Menschheit erst mal nix mehr ein. (Oliver Götz)

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Grim104

Grim104 (2013)Grim104

So bitter und böse keift keiner wie Grim104, die eine, auffälligere Hälfte von Zugezogen Maskulin. Gesellschaftskritik ist Moritz Wilken mindestens so wichtig wie Szenekritik (beides lässt sich ohnehin verbinden: „Cro ist das Symptom einer Jugend in der Krise“), aufgebracht rappt er ganz vorn an der Apokalypse entlang. Und doch: Im Vergleich zum offiziellen Maskulin-Debüt ALLES BRENNT von 2015, das sich turmhoch aufbaute und fast nur nur Asche hinterließ, geht das spröde Grim104-Debüt fast als nachdenkliche Platte durch. Sie erzählt vom gewollten Aufstand, der Kraftlosigkeit in der eigenen Komfortzone, die uns davon abhält, einer Metamorphose zum Frosch auf dem Land auf braunem Laub und der Zeitreise-Phantasie „Ich töte Anders Breivik“, nach der natürlich auch nicht alles gut wird. Diese Platte entwaffnet einen. Man steht mit schlechtem Gewissen da, obwohl man sicher war, selbst unschuldig zu sein. (Arne Lehrke)

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Haftbefehl

Russisch Roulette (2014)Haftbefehl

Haftbefehl hat 2012 eine einzige Zeile gereicht, um sich für immer im Mainstream festzusetzen. Ja, die mit den Chabos und dem Babo. Umso überraschender, dass ausgerechnet ihm ein so schlüssiges Album-Album gelingen konnte, das beste, das deutscher Straßenrap bis heute gesehen hat. Auf RUSSISCH ROULETTE wird Baba Haft zum Geschichtenerzähler, rappt vom Aufwachsen im Offenbacher Plattenbau, von guten Geistern und schlechten Einflüssen und nicht zuletzt vom Suizid seines Vaters. Drei Miniaturen namens „1999“ – das Jahr, in dem er starb – bilden das Fundament dieses Instant-Klassikers, der trotz Hunger, Frost und Krisen immer auch Hoffnung verbreitet. Seit zwei Jahren liegt die Messlatte hier oben. (Ivo Ligeti)

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Audio88 & Yassin

Normaler Samt (2015)Audio88 & Yassin

Das Jahr 2015 war ein seltsames Jahr. Prinz Pi und wie die anderen alle heißen machen Musik, die in etwa so klingt wie sich ein Fahrrad mit dreieckigen Reifen fährt. Selbstreflektion findet nur noch vor der eigenen Handykamera statt. Die Berliner Audio88 und Yassin nehmen das schon wahr, aber eben nicht ernst. Sie hassen einfach weiter. NORMALER SAMT ist die Suche nach der besten Beleidigung, voller misanthropischer Ohrwürmer zum gehässigen Mitpfeifen. Konsum, Nazis, Hypes: Die Spaßgesellschaft war schon immer ein ernstes Problem. Ergebnis: eine Platte voller Feindbilder, aber auch voller weingeistiger Wahrheiten, du Spast. Dissens muss man aushalten. Konsens aber auch. Dieses Album hilft bei beidem. (Daniel Köhler)

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Celo & Abdi

Bonchance (2015)Celo & Abdi

Im Rap ist der Umgang mit Sprache nicht nur außerordentlich variantenreich und kreativ, sie speist sich zudem aus allen möglichen Kulturen. Ein besonders interessantes Beispiel hierfür ist das Frankfurter Duo Celo & Abdi, das sich im Zuge des Hessen-Hypes um Haftbefehl und Konsorten eine eigene Nische erobert hat. Die Söhne bosnischer und marokkanischer Einwanderer switchen zwischen verschiedensten Mundarten und Slangs hin und her. Ihre Berichte aus Gangsterland fallen dadurch besonders originell aus. Diese beiden können sogar mit den Augen zwinkern. Knapp 15 Jahre nach Freundeskreis liefern Celo & Abdi ihre moderne Version des Ghetto-Esperantos – andere Stadt, andere Zeiten, andere Jugend, andere Sitten. (Arne Lehrke)

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LGoony

Grape Tape (2015)LGoony

Die beiden prominentesten Feature-Gäste auf dem GRAPE TAPE sind Money Boy und Casper. Eine solche Konstellation hat durchaus Symbolcharakter: LGoony schafft es hier, eine Brücke zwischen dem „seriösen Fach“ und der Glo Up Dinero Gang zu bauen, aus deren Dunstkreis er stammt. Dabei ist der unscheinbare Kölner seinen Mitstreitern längst enteilt, was sein Gespür für deutschen Trap und Cloud Rap angeht. Niemand anderes hierzulande hat den Sound von Gucci Mane, Young Thug und Lil B so gekonnt übertragen –nicht umsonst blickt einen die heilige Dreifaltigkeit des US-Trap vom Cover entgegen. LGoony rappt über prall gefüllte Safes und schnelle Autos, echauffiert sich über unnötige Deluxe-Boxen und schmeißt mit 500-Euro-Scheinen um sich, „bis der rote Teppich lila ist.“ Maßgeschneiderte Beats, insbesondere die von Dj Heroin, komplettierten das Tape. (Ivo Ligeti)

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Fatoni & Dexter

Yo, Picasso! (2015)

Fatoni & Dexter

Zwei Erzählstränge der deutschen Hip-Hop-Geschichte fließen in dieser Platte meisterhaft zusammen. Zum einen ist da die Tradition eloquent-sozialsatirischen Geschichtenerzählens, wie es auch Eins Zwo, Deichkind oder Blumentopf drauf hatten. Zum anderen ist da der Beats-Mikrokosmos, der sich Ende der 00er-Jahre rund um das Kölner Label MPM formierte, in Anlehnung an Dilla und Madlib. Der Münchner Rapper Fatoni und der schwäbische Producer Dexter bringen hier beides auf eine Platte – und dabei zur Perfektion. „Scheiß auf Authentizität, ich will einfach nur ich selbst sein“, heißt es mit beißender Ironie, während es untenrum herrlich rumpelt und wummert. Altherrenmusik in neu und fresh. (Davide Bortot)

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Megaloh

Regenmacher (2016)Megaloh

Megaloh ist der Lieblingsrapper deines Lieblingsrappers. Und er wird immer besser. Schon der Vorgänger ENDLICH UNENDLICH war ein Quantensprung, gemessen an der musikalischen Qualität Megalohs frühen Schaffens. REGENMACHER drehte die Komplexitätsschraube ein gutes Stück weiter Richtung ganz lange, spannende Karriere. Afrikanische Rhythmen koexistieren mit moderner Rapmusik, der echte Struggle des Berliner Rap-Urviechs, das zum Broterwerb immer noch UPS-Laster beladen muss, beißt sich nicht einmal mit der Großspurigkeit der gekonnten Quadruple-Reime. Wer genau hinhört, erkennt noch viele Durchläufe später Neues. Der Regenmacher als Hoffnungsträger – diese Symbolik sitzt hier wie nur was. Daniel Köhler Haiyti Toxic EP 2016 Das Allerbeste an deutschem Rap im Jahr 2016: Dinge, die vor kurzem noch für unbegründete Empörung gesorgt hätten, sind mittlerweile ein ganzes Stück mehr akzeptiert – sei es ein schwuler Rapper wie Juicy Gay oder eben eine rappende Frau wie Haiyti. Tatsächlich gehört die Hamburgerin mit zum besten, was deutscher Rap aktuell zu bieten hat. Bestes Beispiel: Haiytis, gemeinsam mit dem Produzententrio Kitsch Krieg aufgenommene, EP „Toxic“. Über zeitgeistige Trap-, Trance- und Dancehall-Zitate kreischt, krächzt und krakeelt Haiyti von allmächtiger Melancholie, Liebe auf Zeit und Tennismode. Klingt banal, aber so viel Selbstermächtigung war selten. (Jan Wehn)

 

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Haiyti

Toxic EP (2016)Haiyti

Das Allerbeste an deutschem Rap im Jahr 2016: Dinge, die vor Kurzem noch für blöde Empörung gesorgt hätten, sind mittlerweile ein ganzes Stück mehr akzeptiert – sei es ein schwuler Rapper wie Juicy Gay oder eben eine Rappende Frau wie Haiyti. Tatsächlich gehört die Hamburgerin mit zum Besten, was deutscher Rap aktuell zu bieten hat. Bestes Beispiel: Haiytis gemeinsam mit dem Produzententrio Kitsch Krieg aufgenommene EP TOXIC. Über zeitgeistige Trap-, Trance- und Dancehall-Zitate kreischt, krächzt und krakeelt Haiyti von allmächtiger Melancholie, Liebe auf Zeit und Tennismode. Klingt banal, aber so viel Selbstermächtigung war selten. (Jan Wehn)

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Die 30 weiteren besten Deutschrap-Platten verraten wir Euch im Deutschrap-Special des neuen Musikexpress. Und online:

Island (Universal)