Die 10 besten Serien der 1980er
Unsere Redakteure haben die besten Serien des vergangenen Jahrzehnts gewählt. Und eine davon läuft sogar noch heute mit neuen Folgen im Fernsehen. Hier sind die besten Shows der 1980er – von Max Gösche, Frank Thiesses und Arne Willander
04. Der Denver-Clan (USA)
1981-1989, mit John Forsythe, Linda Evans, Joan Collins
Der Vorspann behauptet immer, dass es einen Ort namens Denver gibt, der in Colorado in den USA liegt. Zum Beweis sieht man ein paar steile Hochhäuser, einen großen Kirchturm, einen See mit Enten davor und Wasserfontänen in einem Bassin. Und man sieht einen Hot-Dog-Stand mit Baldachin. Hot-Dog-Stand mit Baldachin heißt in jeder amerikanischen Serie: Das hier ist vollkommen echt.
Aber die Luftaufnahme vom Anwesen der Carringtons mit 48 Zimmern, diesem aristokratischen amerikanischen Kasten, steht Als-ob. in keinem Zusammenhang mit den geschmacklosen Innenwelten und künstlichen Wohndekors, in denen „Dynasty“ tatsächlich spielt. Blake Carrington ist ein Mann, der sich selbst zum Blaublüter ernannt hat. John Forsythe verkörpert ihn mit der gesunden Nussknackersonnenbräune und dem akkuraten Silbertollenscheitel, der bei Tobsuchtsanfällen durcheinander gerät. Er trägt in der Bibliothek (kein Buch gelesen!) einen Morgenmantel über dem Seidenpyjama, er trinkt Tee am Kamin. Er fragt: „Wie ist heute der Appetit meines Enkels?“
Carrington glaubt wie richtige Adelige, dass seine Sippe irgend- wem als VORBILD dienen müsse. Seine Märchenprinzessin war ein armes Mädchen und dann Sekretärin, und jetzt ist sie die sagrotangefönte, silbrig durchwirkte, schmalnasige Krystle. Blake stellt sie als etwas ein, das man nicht mehr so nennt: als „Public- Relations-Chefin“. Als Blake alles verloren hat, verkauft sie Pelze, Klunker und Tand, danach liebt er sie noch mehr.
Keine Sekunde kann man glauben, dass die flammende Alexis den hölzernen Adelsheimer Blake je begehrte. Joan Collins ist das offene Messer der Serie, eine Frau wie ein Naturspektakel. Während Blake spricht wie in der Rocher-Reklame, hat Alexis den elaboriertesten Wortschatz, die schnellste Auffassungsgabe, den entwaffnendsten Witz. Geschlagen mit ihren Kindern – dem schmierigen Adam, dem tranigen Steven, der haltlosen Fallon, ist sie die absolute Hedonistin, die einen Tennislehrer als Laufburschen und Gelegenheitsbegleiter beschäftigt. Sie geht mit ihm in die Oper. Mit Dex Dexter, dem charismatischen Schwerenöter aus Wyoming, geht sie überall hin (aber am liebsten ins Bett). Alexis Carrington ist der Triumph des Dionysischen über das Als-Ob.
>>> Weiterlesen auf Seite 5 <<<