Dexy’s Midnight Runners – Bochum, Zeche


Die „Zeche“ feierte in diesen Tagen einjähriges Bestehen, und aus diesem Anlaß holte man sich einige bekannte Namen ins Haus, darunter UB 40, Peter Hammill und eben Dexys Midnight Runners. Kevin Rowland & Dexys zogen vor allem Engländer aus dem ganzen Ruhrgebiet nach Bochum. Die Halle war bis unter’s Dach voll, die Show geriet für die Band beinahe zu einem Heimspiel. Der Vorschußapplaus trai gar jeden Techniker, der kurz vor Beginn noch über die Bühne huschte.

Schließlich Licht aus und Bühnenspot. Was kam, war Musik vom Band, insgesamt drei Stücke, darunter der vor Jahren in aller Ohren erklungene Sound of Philadelphia. Vorhang beiseite, und 11 Leute tasten sich zu ihren Instrumenten. Und es geht gleich zur Sache: Tonband runter, Gruppe rein, der Übergang sitzt. Big Band goes lunky.

Aul der Bühne wird’s eng. Die Kapazität des Raumes ist erschöpft. Im Vordergrund tänzeln Saxophone und Trombone, mittenmang die Geigen, Gitarren und Baß, weiter hinten und leicht erhöht geben Schlagzeuger und Keyboarder ihr Bestes. Kevin hält sich während der ersten Minuten im Hintergrund. In sich versunken, spielt er seine akustische Gitarre.

Trupps von Engländern machen sich bemerkbar, geben lautstarke Einwürfe von sich und erinnern irgendwie an Schlachtenbummler, wenngleich an recht friedliche. Auf dem oberen Rang rollen sie einen riesigen Union Jack aus und halten ein Feuerzeug dahinter. Der optische Effekt ist gut und passen tut’s außerdem. Der Song „Burn It Down“ folgt kurz darauf. Rowland dominiert mittlerweile, die Band orientiert sich an ihm. Direkt neben ihm Helen O’Hara, deren virtuoses Geigenspiel bereits auf dem letzten Album TOO-RYE-AY überraschte.

Die Rebellion der Seele findet etwa alle fünf Minuten statt, wenn die vordere Musikerreihe nach vorne stürzt, auf die Monitore klettert und zuweilen beinahe ins Publikum zu stürzen droht. Die Menge fordert die Fetzer. Bei den ruhigen Songs kommt etwas Mißmut auf, vor allem unter den Engländern. ,Shit!“ und „Fuck of/!“, tönt es zuweilen um mich herum, aber ebenso spontan, wie diese Kommentare fallen, sind sie wieder vergessen. Bei Stücken wie „Geno“ und natürlich „Come On Eileen“ wird der Gig zur Fiesta. Bei den Zugaben zeigen sich Dexys zurückhaltend.

Drei, vier weitere Songs folgen. Dem Publikum ist das zu wenig, und es wird nicht müde, Nachschlag zu verlangen. Vergebens. Das Konzert ist zu Ende. Die Soulrebellen finden sich kurz darauf im Restaurant wieder, während die Fans über B 1 und Emscherschnellweg in den Alltag zurückkehren.