Termine, Verträge, Abmachungen – Billy Idol kümmert es einen feuchten Dreck. Aufs längst überfällige Album wartet seine Plattenfirma bereits ewig – Querkopf Idol aber macht, wozu er lustig ist. In New York forschte ME/sounds-Mitarbeiter Roger Mallard nach dem Stand der Dinge.
Na also – es geht doch! Lange genug spannte er seine Fans auf die Folter, doch am 20. Juni erschien endlich IDOL SONGS, Billys neue LP.
Die neue? Moment mal – wie heißt doch gleich der Untertitel: Eleven ofhis Best? Ein Blick auf die Tilel klärt auf: „Hot In The Citv“. „Wime Weddinc“.
„Catch My Fall“. „Flesh For Fantasy“. „Dancing With Myself … Das ist doch – das sind doch – richtig: alles alte Titel. Der Lümmel will uns über den Tisch ziehen. Insgesamt 11 alte Idol-Singles wurden verewigt und sollen wohl den Eindruck einer neuen Scheibe vermitteln.
Das wäre soweit ganz okay, wenn nicht schon im Mai 1985 die sechs obengenannten Songs auf einer ersten Idol Best of…“ unter dem Namen VITAL IDOL veröffentlicht worden wären. Ungeniert überbrückte Billy schon damals den Zwischenraum zwischen RE-BEL YELL( 1983)und WHIPLASHSMILEf 1986) mit einer Kollektion alter Songs.
In der Tat steht die Veröffentlichung einer wirklich neuen Idol-LP noch in den Sternen. Billys Plattenfirma Chrysalis übt sich in Zurückhaltung. Leidgeprüft sieht man sich nicht in der Lage, einen konkreten Termin zu nennen. „Wahrscheinlich wird es doch Frühjahr 19X9.“
Billy selbst läßt inzwischen den lieben Gott einen guten Mann sein — und in Kalifornien selbst die Sau raus. Nach einer „Cobra“, einem handgefertigten Power-Sportwagen, ist sein neuestes Spielzeug eine überschwere Harley Davidson, die er sich nach dem Video-Dreh zu „Hot In The City“ zulegte. Idol ist in den Feuerstuhl so vernarrt, daß er seine engsten Freunde an der West-Coast überredete, sich auch ein schweres Kaliber zuzulegen. Mit drei Kumpels gründete er den Mini-Rocker-Club „The Rüde Dudes“, gemeinsam tauchen die vier schwarzen Reiter mit ihren Maschinen bei Konzerten in und um Los Angeles auf. An solchen Abenden warten die Toningenieure und Produzenten in dem für viel Geld gemieteten Studio wieder mal vergeblich auf Billy…
In Manhattan halten die Besitzer des Studios, in dem Billy ‚8.V86 die Aufnahmen zu WHIPLASH SMILE monatelang hinschleppte, eines Tages die Nase voll, warfen Billys gesamtes Equipment hinaus und schafften für eine andere, fleißigere Band Platz. Das soll Idol in L.A. nicht noch einmal passieren. Man hat im voraus bezahlt — und Produzent Keith Forsey wartet.
Vielleicht war es ja auch die Nervosität des werdenden Vaters, die ihn lähmte. Das Warten auf das Baby, von dem seine langjährige Freundin Perri Lister vor kurzem entbunden wurde, schien Billys Kreativität zu hemmen. Oder ist wieder mal Koks im Spiel? Schaut er zu tief ins Glas und kann dann nicht mehr im Studio aufkreuzen?
Joan Broad, Billys Mutter, hält zu ihrem Jungen: “ William hat sich wirklich sehr gebessert. Er hat keine richtigen Probleme mit Alkohol oder Drogen. Ich habe deutlich gemerkt, daß er sich an die Kandarre genommen hat. seil er wußte, daß er Vater wird. „
Billys Publizistin Ellen Zoe Golden sieht ebenfalls die neue Vaterrolle für den „Möchte-gern-bösen-Buben“ als entscheidenden Hemmschuh für die Fertigstellung der neuen Scheibe. „Billy meinte zuletzt, er schafft es noch im Herbst, ganz bestimm! vor Weihnachten ’88. Aber so richtig glauben kann ich das nicht. “ Auch von Gerüchten. daß Billy die Mutter seines Kindes erst mal heiraten will, ausgedehnte Flitterwochen anhängen will, bevor er sich wieder ins Sludio begibt, hat Ellen Golden schon gehört. Dennoch:“.Heiraten bei Billy, das paßt nun gar nicht zu seinem sorgsam gepflegten Image. Außerdem sind die beiden sehr modern denkende Menschen. Die brauchen weder Stempel noch Unterschrift, um zusammenzubleiben und dem Kind gute Eltern zu sein.“
Weiterhin Rätselraten also um eine neue Idol-Platte, wenn auch Freunde von Billy ihn langsam zur Disziplin drängen. Ihr Argument: Fans sind unberechenbar. Wer weiß, ob sich auch die härtesten Anhänger mit einer weiteren Compilation abspeisen lassen.
