„Der Prinz aus Zamunda 2” bei Amazon Prime Video: Weder „woke” noch witzig
Nach 33 Jahren kehrt Eddie Murphy in „Der Prinz aus Zamunda 2” zurück zu seiner Rolle des Prinz Akeem. Doch drei Jahrzehnte scheinen zu wenig Zeit für echten Fortschritt zu sein. Und für neue Ideen. Kurz gesagt: Diese Fortsetzung hätte es nicht gebraucht. Achtung, Spoiler!
Vor 33 Jahren war die Welt noch eine andere. Mittlerweile haben wir – wenn auch nur kleine – Fortschritte gemacht, gegen Rassismus gekämpft und dem Patriarchat den Kampf angesagt. Doch wenn man sich „Der Prinz aus Zamunda 2” bei Prime Video ansieht, wird man davon herzlich wenig mitbekommen. Um nicht lange um den heißen Brei herumzureden: Der Nachfolger von Eddie Murphys Kult-Comedy aus dem Jahr 1988 behauptet fortschrittlich zu sein, ist es aber nicht.
„Stopp”, könnten jetzt einige sagen, „kann ein Film nicht einfach nur lustig sein?” Doch darüber muss sich wirklich niemand den Kopf zerbrechen. Denn auch witzig ist „Der Prinz aus Zamunda 2” nicht. Offensichtlich scheint Regisseur Craig Brewer nach dem grandiosen „Dolemite Is My Name” (ebenfalls mit Eddie Murphy) die Puste ausgegangen zu sein.
Prinz Akeems Rückkehr auf den Bildschirm wird von keiner echten Handlung, sondern maximal mäßig lustigen, aber aufwändigen Szenen getrieben, die einzig und allein sowie nur mit Mühe und Not von Momenten zusammengehalten werden, die den Vorgänger spiegeln oder nachahmen. Daran ändern auch eine ganze Reihe hochgradig besetzter Nebenrollen und Cameos – von Leslie Jones und Tracy Morgan über Wesley Snipes bis hin zu Morgan Freeman – nichts.
Warum muss es unbedingt ein Mann sein?
Aber von vorn: Prinz Akeem (Eddie Murphy) und Lisa (Shari Headley) leben mittlerweile seit 30 Jahren glücklich verheiratet mit ihren drei Töchtern in Zamunda. Als sein Vater König Jaffe Joffer (James Earl Jones) stirbt, beginnt Akeem, sich Gedanken über die Thronfolge zu machen. Denn die darf laut Gesetz nur von einem Mann angetreten werden. Wie es der Zufall so will, kommt heraus, dass Akeem während seinen Eskapaden in Queens einen unehelichen Sohn mit Mary Junson (Leslie Jones) zeugte. Wobei es das nicht genau trifft. Vielmehr setzte sie ihn unter Drogen und ging auf den völlig zugedröhnten Prinzen los. Klar ausgedrückt: Sie vergewaltigte ihn. Und dass „Der Prinz aus Zamunda 2” diesen dummen Gag durchspielt, spricht Bände.
Aber da daraus nun mal sein Sohn Lavelle (Jermaine Fowler) entstand, kehrt Akeem für einen Trip zurück nach Queens und sackt seinen Nachkommen kurzerhand ein. Zurück in Zamunda soll Lavelle den Prinzenlehrgang im Schnelldurchlauf absolvieren, um schnellstmöglich mit der Tochter des Diktators aus der Nachbarschaft verheiratet zu werden. Zum Unmut von Akeems ältester Tochter Meeka (KiKi Layne), die selbst ein Auge auf den Thron geworfen hat. Aber Lavelle hat sowieso keinen Bock auf diese gezwungene Nummer und will lieber mit der Hoffriseurin Mirembe (Nomzamo Mbatha) knutschen. Und am Ende verspricht der frischgebackene König Akeem seiner Tochter zuliebe das Gesetz zu ändern und endlich Frauen auf den Thron zu lassen.
Das klingt nicht nur belanglos und gerade gegen Ende hin bemüht. Es ist auch so. „Der Prinz aus Zamunda 2” weiß genau, wie wenig Sprengkraft er hat und versucht das mit Balls-to-the-wall-Klamauk auszugleichen. Doch diese Masche ist schnell durchschaut. Der Film will progressiv sein und dreht sich letztlich doch nur um zwei Männer, die Frauen links liegen lassen. Sofern sie sie nicht gerade zu bloßen Stichwortgeberinnen degradieren. Was haben 30 Jahre in Zamunda mit Akeems Frau Lisa, die Queens für die Liebe hinter sich ließ, gemacht? Welche Dimensionen hat sie noch zu bieten? Wir erfahren es nicht. Aber dafür ist es doch lustig, wenn sie sich mit der Mutter ihres neu gewonnenen Stiefsohnes betrinkt. Haha. Nein.
Stärke hat nichts mit Muskeln zu tun
Die rein männliche Riege der Drehbuchautoren ist offenbar von dem Schlag Mensch, der gerne das Label „woke” für sich reklamiert, aber eigentlich keine Ahnung hat. Wenn davon die Rede ist, dass die Filmbranche „starke Frauen” braucht, dann hat das in der Regel nichts mit der Physis zu tun. Aber bevor diese Erkenntnis einsickern konnte, war der Jungsclub anscheinend schon durch mit dem Skript.
Deshalb darf Königstochter Meeka, mit Schlagstock und Schwestern bewaffnet, auch das Durcheinander ihres Vaters aufräumen, während der zurück in Queens auf der Suche nach seinem zwischenzeitlich mit Friseurin Mirembe durchgebrannten Sohn ist. Voll stark eben. Weil gekämpft wird, Ihr versteht?
„Der Prinz aus Zamunda 2” ist so sehr in der Struktur des Vorgängers gefangen, dass er nicht viel mehr als das leise Echo eines zumindest ansatzweise fortschrittlich in die Zukunft schauenden – jedenfalls im Kontext des Hollywood-Mainstreams der 1980er – Films darstellt. Wo Akeem noch mit veralteten Konventionen wie der Zwangsheirat brach, herrscht nun 30 Zamunda-Jahre später immer noch absoluter Stillstand. Der König gewordene Prinz scheint sich weiterhin von den königlichen Wäscherinnen beim morgendlichen Bad gründlich „säubern” zu lassen und mehr als nur ein Auge auf knapp bekleidete Tänzerinnen zu werfen. „Ab jetzt wird sich alles ändern”, verspricht Akeem trotzdem sinngemäß zum Schluss. Doch es ist zu spät. Das Franchise ist verdorben.
„Der Prinz aus Zamunda 2”, seit dem 5. März 2021 bei Prime Video im Stream verfügbar.