Del Amitri
Vielleicht liegt es ja doch an der vielzitierten schottischen Sparsamkeit. Ähnlich wie ihre Landsleute Jim Kerr und Charlie Burchill, die für gewöhnlich gern unter dem Namen Simple Minds auftreten, kommen auch Del Amitri über weite Strecken in kostengünstiger und effizienter Zweisamkeit über die Runden. Den kreativen Kern der melodiebewußten Nordbriten bilden Sänger und Bassist Justin Currie (vorn) und Gitarrist Iain Harvie (zweiter von links): „Zu zweit kannst du einfach effektiver arbeiten, da gibt es keine endlosen Diskussionsrunden“, erklärt Currie die duale Arbeitsweise von Del Amitri und bemüht einen gewagten Vergleich: „Nimm nur die Stones oder die Beatles. Unter den Songschreibern waren und sind es immer die Duos, die am besten funktionieren.“ Wenn Currie und sein Kompagnon Harvie bei der gruppeninternen Aufgabenverteilung auch den sprichwörtlichen schottischen Geiz an den Tag legen, so geht das gründliche Gespann mit geglückten Melodien in Moll geradezu verschwenderisch um. Auch ‚Twisted‘, Del Amitris viertes Album, verführt durch schwelgerische Popmelodien mit vorsichtigem Folk Touch und wonnevoller Tristesse — Musik zum Träumen, die alles andere ist als einschläfernd. Wer lieber einen schönen Refrain mitsingt als mit verzerrten Gesichtszügen Luftgitarren zu zerdeppern, ist bei Del Amitri bestens aufgehoben. Wobei jedoch selbst Freunde von beherzten Sologitarren und gediegenen Rockrhythmen bei den Schotten mit dem eher unbritischen Namen auf ihre Kosten kommen. Apropos Namen: Del Amitri ist die Verballhornung von ‚Dimitri‘, einer Kneipe, in der Currie und Harvie zu einer Zeit zu speisen pflegten, in der sie noch nicht mit dem Pfund wuchern konnten. Aktuelles Album: Twisted (Polydor)