Deine Lakaien: Berlin, Columbiahalle
SIE SIND DIE HOFFNUNCSTRAGER DER HOFFNUNGSLOSEN. DIE SPEERSPITZE, an der viele schwarzgewandet durchs Leben Ziehende ihren Glauben festmachen, daß glänzende Zeiten anbrechen für düstere Musik. Und tatsächlich stieg das neue Album der Lakaien so hoch in die Charts ein, daß man annehmen muß, daß dazu der derzeitige Boom von Industrial-Düsterlingen wie Rammstein und Witt beigetragen hat. Deine Lakaien als Teil eines Massenphänomens? Ist die Musik von Sänger Alexander Veljanov und Komponist Ernst Horn aufgefahren aus den emotionalen Tiefen des Darkwave in die Höhen des Pop? Sicher,“Kasmodiah“ ist das bisher leichtfüßigste Album der Schwermütigen. Das Publikum eines Lakaien-Konzerts hat jedoch weiterhin nichts mit jener bunten Mischung zu tun, die bei anderen Hitparadenstürmern zu finden ist: Hier geht alles Schwarz in Schwarz und nach den Regularien einer Geheimloge vonstatten. Tristesse ist das oberste Gebot, und wer einen Anflug von Fröhlichkeit verspürt, lebe ihn doch bitte andernorts aus. Hohepriester des bedachten Trübsais ist der stocksteife Veljanov, der noch in jedes sonore „Vielen Dank“ die Schwere der ganzen nachmittelalterlichen Welt legt. Schon bald aber mag man den Lakaien nicht mehr abnehmen, daß das Leben nur aus wagnerianischen Momenten besteht. Langeweile kommt auf, nicht eben gemildert durch einen schlechten Sound, der die Violinenarbeit von Christian Komorowsky zu undifferenziertem Gekreische degradiert und die Gitarre von Michael Popp allzuoft ersäuft. Doch selbst ein besserer Klang trüge wohl wenig bei zur Veränderung des tristen Bildes: Die Computerbeats sind so hölzern wie der Vokalist, das endlose Ausreizen einer einzigen Befindlichkeit verkommt zum Klischee seiner selbst-zugänglich nur für Club-Mitglieder. Alle anderen bleiben verwundert außen vor.