Dear Catastrophe Waitress – Belle & Sebastian
Die schönsten Dinge sind immer die schönen Dinge, die man nicht erwartet hat. Irgendwie hätte man zum Beispiel nicht gedacht, dass Belle & Sebastian noch einmal mit so einer Platte rumkommen würden. Ende der 90er war um die geheimnisvollen Glaswegians und ihre Alben und EPs voll feinstem Folkpop mit Sixties-Drall eine nette kleine Mania aufgebrandet. Dann kam 2000 das etwas in der eigenen Nettigkeit erlahmte vierte Album fold yourhands child. vou walk likeapeasant, 2002 der schale Soundtrack storytelling. und man begann sich mit dem Gedanken anzufreunden: Gut, die werden jetzt eben zu den Tindersticks solide Stagnation, alle zwei Jahre eine okaye Platte, aber keine aufwühlenden Ereignisse mehr. Und dann kam im September die CD mit dem seltsamen Titel an und die Playerschublade fuhr rein und Flöten und ein hoppelnder Beat machten los, und diese Platte legte die Arme um einen und man tanzte mit ihr zum Fenster hinaus. Und kam nie mehrganz zurück, oear catastrophe waitress ist eines dieser Alben, die, lässt man es zu, einem mit jedem Drum-Fill. jedem Gitarrentwang, jedem Harmoniechor, Orgellauf und Violinenstrich, jedem Haken, den die Songs schlagen, so vollständig in die Synapsen schmelzen, dass man sie zur Not auch von dem großen MP3-Player im Kleinhirn abrufen kann. Stuart Murdoch hat Lieder geschrieben wie lange nicht mehr. Melodisch-musikalisch Idiese Gesangsmelodien! Man möchte ihm Biere dafür ausgeben, Blumen schenken!) wie in den humorigen, humanistischen, mitten im Leben stehenden, auch mal dandycool scharfzüngigen Texten Meilen vom Ida-Bohatta-Huschhusch der aus der Band geschiedenen Zuckerfrau Isobel Campbell entfernt ist das. Und doch zu Rührstücken von so zauberhafter Größe fähig wie „Lord Anthony“, einer der Ausnahmen vom flottsonnigen Gesamtton der zwölf Songs. Betörend sind sie allesamt, ob sparsame Folkstücke oder unter Mithilfe von Produzent Trevor Hörn meisterhaft, pointiert und hinreißend orchestrierte Pop-Kunstwerke IHorns bloßer Name stellte für einige seltsamerweise ein rotes Tuch dar; These-. Wenn da stattdessen „produced by John Hinterhuber“ gestanden hätte, wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, sich über eine angeblich zu polierte Produktion und überkandidelte Streicher- und Bläserarrangements zu beklagen). Immer wieder ehe man sich’s versieht ist man beim letzten Stück „Stay Loose“ angelangt: Sechseinhalb Minuten kompositorisch, atmosphärisch, lyrisch und in der Ausführung so anspruchsvoller, dabei leichtfüßiger, zeitlos anrührender Pop, dass man nur noch eines hofft: Diese Typen mögen um Himmels Willen diese Form behalten. Ein Wunderwerk.