Dead Kennedys – Harburg, Friedrich- Ebert-Halle


Die Friedrich-Ebert-Halle ist eine riesige Schulaula im Süden Hamburgs, für Rockmusik weder akustisch noch architektonisch geeignet.

Immerhin bot sich dort die letzte Möglichkeit, die kalifornischen Finsterlinge doch noch in der Hansestadt auftreten zu lassen. Unter den 1200 Besuchern waren offensichtlich viele Schaulustige, angelockt von der Aussicht auf Sensationen. Ein beeindruckendes Polizeiaufgebot verstärkte ihre Erwartungen Vor den Preis (Dead Kennedys) hatte der Veranstalter den Schweiß (drei Vorgruppen) gesetzt. Zu viele, um einen kontinuierlichen Spannungsaufbau zu gewährleisten Den Anfang machten zwei Hamburger Bands: Napalm, die dem Rahmen nicht gewachsen schienen, und SUme, deren Heimspiele Selbstgänger sind. Als unangekündigte Zugabe erschien MDC, eine bemerkenswerte Band der US-Punkszene, die beim Publikum aber auf wenig Interesse stieß.

Die Dead Kennedys schickten ihrem Auftritt die obligatorische Heino-Cassette zur Einstimmung voraus Dann standen sie endlich auf der Bühne: Die Band, die nicht nur von Hardcore-Fans akzeptiert wird, steht musikalisch und textlich weit über dem internationalen Punk-Durchschnitt. Baß, Gitarre, Schlagzeug produzieren eine perfekte Begleitung zu Jello Biafras Verbal-Attacken, zu seinen zynischen Kommentaren zum amerikanischen Way of Life. Leider sorgte in Harburg ein katastrophaler Sound dafür, daß die Qualitäten der Gruppe in einem KJangbrei ertranken.

Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ nur Jello Biafra als engagierter, fast missionarischer Frontman, der sich auch durch widrige Umstände nicht irritieren ließ. Am überzeugendsten kamen naturlich ihre Hits, die vom Publikum geradezu zelebriert wurden.

P.S.: Das zuständige Bezirksamt hatte kurz vor der Veranstaltung noch kalte Füße bekommen und versucht, durch eine astronomisch hohe Kaution das Konzert platzen zu lassen. Erst eine Intervention der Kulturbehörde sicherte die Durchführung. Außermusikalische Bilanz des Abends: ca. 10000 DM Sachschaden.