De La Soul / Fishbone


Ich habe das Licht gesehen, Brüder und Schwestern, das Licht! Ein Licht, so hell und schön, daß mir die Freudentränen die Waden herunterinnen, wenn ich daran zurückdenke. Ein Licht, das mich hoffen läßt. Hoffen auf eine bessere Weit, gefüllt mit Wein, Weib und Gesang, nimmer endenden Nächten und Tanz. Nein, De La Soul waren nicht das Licht! De La Soul sind eine Band nichtsnutziger Langweiler, musikalische Strauchdiebe, die mich während ihrer jämmerlichen, überlangen Show dazu getrieben haben, Brüderschaft mit dem Toilettenwart zu trinken, koreanische Kreuzworträtsel zu lösen und mich anschließend per Handspiegel in einen komatösen Tiefschlaf zu hypnotisieren. Das Licht kam in Form der nächsten Band. Fishbone! Noch einmal: Fishbone! Ja, die Band, die ich seit 15 Jahren sträflich übersehen habe, zu deren vielgespriesenen Konzerten ich bis zu diesem Abend nicht ging. Was habe ich, haben wir alle verpaßt: Die grandioseste Show seit George Clintons Funkedalic Allstar Jams! Sänger Angelo Moore ist Gott! Wie sonst könnte er auf einer drei Zentimeter schmalen Galerie hereintanzen, dabei auf seinem Saxophon spielen, anschließend per Salto Mortale in die erste schwarze Mosh-Pit, die ich jemals sah, wirbeln und sich dabei noch nicht einmal das kleinste Fältchen in den italienischen Zwirn knittern? Das ist übermenschlich. Das ist echtes Showbiz. Und erst Bassist Norwood Fisher. Im Wikinger-Kostüm. Mit Hörnern aufm Helm, aus denen Hanfschwaden qualmen – spätestens jetzt weiß man: Das hier sind Profis! Die nächste Sensation: Zum ersten Mal seit dem Led Zeppelin-Live-Film ‚The Song Remains The Same‘ sehe ich das legendäre 60er Jahre-Instrument „Theremin“. Okay, ich erinnere mich aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, an ‚The Song Remains The Same‘ nur nebulös, aber jeder weiß, daß das „Theremin“ darin eine wichtige Rolle spielte. Jetzt steht es vor mir, leibhaftig, auf der Bühne. Und Moore tänzelt den fickerigsten Tanz drumherum, beschwört es mit seinen Händen und lockt das süßeste Wimmern, Winseln und Jaulen aus der schwarzen Kiste mit seinen chromblitzenden Antennen hervor. Doch damit ist noch lange nicht Schluß. Jetzt werden die Handschuhe ausgezogen und die Backup-Sängerinnen von der Kette gelassen. Nicht die üblichen Hühnerschrecken mit netten Stimmen, sondern Frauen von Format. Die Heldin des Trios: Joi, unbestritten die schönste Frau der Welt. Und sie trägt – Gott segne sie – eigentlich nichts… Ein paar goldene Sternchen auf den Nippeln und eine Federboa um den Hals…ich muß sie heiraten. Leider ist sie schon verheiratet, ein Kind hat sie auch. Das erzählt sie jedenfalls dem Typen in der ersten Reihe, der ihr zu Ehren seine erigierte Rute ausgepackt hat. Ja, so eine Show ist das. Mit Sabber, Geifer, aufgerissenen Mündern und Hosenschlitzen, hervorquellenden Augen und Brüsten, Sex, Drogen und Rock’n’Roll – eben den quintessentiellen Zutaten eines gediegenen Konzertes. Ich bin froh, daß ich so eine Band erleben durfte. Ich bin erleuchtet, denn ich habe das Licht gesehen.