David Lee Roth
EAT 'EM AND SMILE - "Friß sie und lächle" heißt sein erstes Soloalbum. Die Frage, ob er damit seine ehemaligen und inzwischen wenig geschätzten Kollegen von Van Halen meint, läßt er unbeantwortet. Ansonsten ist die schnellste Zunge der Popmusik selbstredend nie um eine Antwort verlegen.
ME/SOUNDS: Fangen wir mit der Vergangenheitsbewältigimg an: Wie kam es denn nun zu dem Split mit Van Haten ? Man hört ja die unterschiedlichsten Versionen. Bekamst du von ihnen die Papiere —- oder hast du aus eigenem Entschluß das Weite gesucht?
ROTH: „Ich bin gegangen. Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten. Eddie Van Halen mag ja ein begnadeter Gitarrist sein, aber als Mensch ist er wohl nicht so begnadet…“
ME/SOUNDS: Ein sachlicher Grund für eure Meinungsverschiedenheiten war ja wohl die unterschiedliche Einstellung zum Touren: Während du am liebsten ständig auf Tour gewesen wärest, verzogen sich die anderen drei lieber ins Studio …
ROTH: „Werfen wir einen Blick zurück ins Jahr 1983. Wir waren mehr als ein Jahr im Studio, um an dem Album ,1984′ zu werkeln. Nicht etwa, weil wir so intensiv dran gearbeitet hätten, sondern weil Mr. So-und-so seinen Arsch nicht aus dem Bett bekam. Oder weil festgesetzte Proben einfach nicht eingehalten wurden.
Als wir dann unsere ’84er Tournee abschlossen, sagte ich ihnen: ,Ich will nicht noch mal das gleiche erleben wie 1983. Ich will meine kostbare Zeit nicht wieder vertrödeln, weil ihr euren Arsch nicht hochbekommt. Wann also fangen die Aufnahmen für das nächste Album an?‘ Sie sagten mir, am 1. Januar 1985.
Prima, sagte ich, fuhr nach Mexiko, nahm anschließend die EP ,Crazy From The Heat‘ auf, machte dann einen Trip durch Neu-Guinea und zu guter Letzt das Video zu ‚California Girls‘.
Es kommt der 1. Januar — und ich möchte mit den Proben anfangen. Wo steckt der Drummer? Oh, er macht mit seinem neuen Wagen eine Spritztour durch die USA, eine Woche Verspätung. Na gut.
Als wir dann endlich zusammen sind, schaffen wir es doch tatsächlich, in drei Wochen ganze drei Mal das Studio von innen zu sehen. Das Ergebnis ist gleich null. Ich sage ihnen: ,Ich habe euch doch gebeten, nicht meine Zeit zu verschwenden. Ich mach so was nicht mit euch, also macht diesen Scheiß auch nicht mit mir. Ich will jetzt eine Platte aufnehmen, ich will touren, ich habe Pläne über Pläne. Stehlt mir also gefälligst nicht die Zeit! Ich werde jetzt noch ein eigenes Video machen und in drei Wochen zurückkommen. Hoffentlich klappt’s dann.‘ Also empfahl ich mich, machte das Video zu ‚Gigolo‘ und komme zurück.
Wieder das gleiche Lied. Der und der schafft’s heute leider nicht; der und der kriegt seinen Arsch nicht hoch. Und da wurde mir die Sache dann allmählich zu bunt.“
ME/SOUNDS: Ähnliche Differenzen gab es ja auch zum Thema Tourneen: Während du ständig touren wolltest, bevorzugten die anderen wenige Gigs in umso größeren Stadien …
ROTH: „Diese Gigs in Riesen-Stadien sind doch die größte Bauernfängerei. Der Zuschauer, wenn er nicht gerade vor der Bühne klebt, sieht nichts, hört nur noch einen Brei —- und ich habe keinerlei Kontrolle über das Publikum. Vielleicht können andere Musiker mit 50.000 Zuschauern kommunizieren, vielleicht kann’s Springsteen, ich jedenfalls kann es nicht.
Der größte Witz ist ja, daß Van Halen jetzt auf eine endlose Welt-Tournee gehen, um die sie sich immer gedrückt haben. Aber jetzt müssen sie ihre neue Formation vorstellen -— und dazu sind ein paar Gigs in ein paar Stadien nun mal nicht genug.“
ME/SOUNDS: Nun wird ja aus dem anderen Lager kräftig zurückgeschossen. David Lee Roth, so hört man da, habe immer seinen Willen durchsetzen wollen -— nicht nur in der Frage der Tourneen, sondern auch in allen musikalischen Belangen…
ROTH: „Ich habe Eddie seit langem nicht gesprochen und kann mich deshalb nur auf das beziehen, was ich in den Gazetten von ihm lese. Und da läuft es mir kalt den Rücken runter: ,Eddie Van Halen, seines freien Willens beraubt!‘ ,Der große, böse David, der Van Halen in ihren Maseratis gefangen hielt!‘ ‚Eddie Van Halen, mit Gewalt in die Knie gezwungen!‘ Also bitte!
Wenn man zurückschaut, wird man sicher immer ein Haar in der Suppe finden — einen Song, den man nicht mehr gut findet, eine Entscheidung, die man falsch getroffen hat. So was ist völlig normal. Wenn man immer mit allem zufrieden ist, verliert man seinen Biß.
Aber nun so zu tun, als wären 12 Jahre komplett zum Fenster hinausgeschmissen, als wäre alles nur Scheiße gewesen … das ist so, als würde man mit einem guten Freund zum Essen gehen. Dann, nach einem gelungenen Abend, sagt dein Freund dir: ,Um ehrlich zu sein: das war ein beschissener Abend. Und du bist auch ein Arschloch. Trotzdem danke schön, daß du das Essen bezahlt hast!‘ Warum haben sie denn so lange den Mund gehalten, wenn sie unzufrieden waren? Ich habe sie doch nicht gegen ihren Willen zu irgend etwas gezwungen! Wenn ich mit meinen Wünschen bei ihnen auf Widerstand stieß, wurde es eben nicht gemacht, wie .Gigolo‘ zum Beispiel. Was bleibt mir denn auch anderes übrig. Soll ich etwa nachts ins Studio schleichen und die Bänder austauschen?
Ich habe keinen zu irgend etwas gezwungen. Sie haben ihre eigenen Anwälte, ihre eigenen Buchhalter, das Studio steht in Eddies Garten, der Toningenieur ist sein bester Freund, der Drummer ist sein Bruder — wie soll ich sie unter diesen Umständen zu etwas zwingen, was sie nicht wollen?!“
ME/SOUNDS: Beim Waschen der schmutzigen Wäsche tauchen ja inzwischen ganz neue Informationen ans Tageslicht. Auf einmal heißt es von seiten deiner alten Kollegen, daß du als Sänger für Van Halen nie die erste Wahl gewesen seist…
ROTH: „Ja, das ist auch so eine Meldung aus ihrer Gerüchteküche: Was für ein lausiger Sänger und Musiker David Lee Roth doch immer schon gewesen sei. Ich habe den Verdacht, daß auch das ein Teil ihres Schlachtplans ist, um mich anzuschwärzen und als Arschloch dastehen zu lassen.
Solch hinterfotzige Attacken habe ich wirklich noch nie in meinem Leben erlebt, nicht mal in den Klatschspalten der Regenbogen-Presse, nirgendwo! Das erinnert mich fast schon an gezielte Propaganda, an ein ausgeklügeltes Einschüchterungs-Manöver. Ein Zufall kann es ja wohl nicht sein, wenn solche Informationen gerade jetzt in die Welt gesetzt werden.“
ME/SOUNDS: Wie wichtig war denn dein Einfluß tatsächlich bei Van Haien?
ROTH: „Wenn du meine neue Band live gesehen hast, kannst du dir vielleicht selbst ein Bild machen. Als ich Van Haien verließ, wußte ich es selbst nicht so recht. Aber inzwischen arbeite ich mit meiner neuen Band genauso, wie ich es ursprünglich mit Van Haien machen wollte: Wenn es Differenzen gibt, müssen die offen auf den Tisch. Ich habe ihnen gleich gesagt, daß ich an einem Boß-Befehlsempfänger-Verhältnis nicht interessiert bin. Ich will eine Band, ich brauche die Stimulanz.“
ME/SOUNDS: Letzte Frage zu Van Haien: Hast du denn trotz der momentanen Schlammschlacht auch noch positive Erinnerungen an die Gruppe?
ROTH: „Klar, Van Haien war mein ganzes Leben — bis zur letzten Minute. Ich habe mein Herz, meine Seele hineingesteckt und auf den Bühnen der ganzen Welt verdammt viel Gummi von meinen Turnschuhen abgewetzt. Es macht mich traurig, wenn dann jemand behauptet, das alles sei nur vergeudete Zeit gewesen.
Van Haien hätten weiter einen steilen Weg nach oben nehmen können, wir wären ein Riesen-Ding geworden. Aber man muß beizeiten eben einen Schritt nach vorne tun und sich verändern.“
ME/SOUNDS: Einer der Schritte, die du nach vorne tun wolltest, war ja auch dein Filmprojekt „Crazy From The Heat“. Was ist daraus geworden?
ROTH: „Die Filmfirma machte mitten in den Vorbereitungen ihren Laden dicht, worauf ich sie prompt auf Schadenersatz verklagt habe.“
ME/SOUNDS: War das ein Schlag für dein Ego?
ROTH: „Ein mächtiger Schlag! (Lacht). Nach vier Wochen war meine steile Karriere im Filmgeschäft urplötzlich wieder zu Ende. Nein, das Projekt liegt zwar vorerst auf Eis, aber irgendwann werde ich es wieder auftauen. Wenn du dir meine Videos zu ,Gigolo‘ und ‚California Girls‘ in Erinnerung rufst, weißt du in etwa, was dich visuell erwartet — dazu eine geballte Ladung Rock ’n‘ Roll.“
ME/SOUNDS: Es hieß ja schon, David Lee Roth goes Hollywood…
ROTH: „Blödsinn. Nach dem Van Halen-Split habe ich mich sofort auf die Suche nach einer neuen Band gemacht, mit der ich so schnell wie möglich wieder touren kann. Das kommt zuerst, der Film muß warten.
Andererseits wäre ich dumm, wenn ich nicht auch die andere Schiene im Auge behalten würde. Ich habe für meine Videos viel Beifall bekommen, also weiß ich, daß ich da auf der richtigen Spur bin. Warum also nicht auch einen Film machen?“
ME/SOUNDS: Dein Selbstbewußtsein scheint unerschütterlich…
ROTH: „Ich habe neulich eine Geschichte über diese Expedition gelesen, die in die tiefste Höhle der Erde stieg, sechs Kilometer oder so was unter der Oberfläche. Zwischendurch mußten sie immer ihr Boot aufblasen, kleine Seen überqueren, enge Höhlengänge durchkriechen, hoch, runter, kreuz und quer. Es ist stockfinster und saukalt, sie können nicht schlafen und frieren sich den Arsch ab.
Was motiviert diese Leute, es trotzdem zu tun? Das ist die Frage, die ich mir stelle. Solche Leute sind meine Vorbilder. Nicht daß ich auch in so’n Loch kriechen will! Aber in meinem Metier möchte ich ständig Neuland entdecken.“
ME/SOUNDS: So weit hergeholt ist das Beispiel mit den Höhlenforschern ja auch wieder nicht: Du machst doch auch ständig diese seltsamen Abenteuer-Trips nach Neu-Guinea oder an den Amazonas…
ROTH: „Und als nächstes die Rallye Paris -Dakar, 22 Tage durch die Wüste. Das machen wir ’87, nach dieser Tour.
Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, ich brauche wohl diese Herausforderungen, ich gehe oft haarscharf am Abgrund vorbei, ich spiele gern mit der Gefahr und dem Schmerz.“
ME/SOUNDS: Und hast du in dem Spiel auch schon mal verloren ?
ROTH: „Okay, nach dem Guinea-Trip mußten wir alle ins Krankenhaus, um ein paar Schrammen und Brüche behandeln zu lassen; zwei meiner Begleiter fingen sich obendrein die Malaria. Aber ich garantiere dir, daß diese Urwald-Insekten bei weitem nicht so gefährlich sind wie die Parasiten der Musikindustrie. (Lacht) Die saugen nämlich an dir Tag und Nacht.
Wenn du im Musikgeschäft einen Fehltritt machst, begraben sie dich, bevor noch dein Nachruf in der Zeitung erscheint. Das geht rasend schnell. Deshalb ist es ja eine Herausforderung für mich, in diesem Geschäft zu überleben. Die Einsätze sind hoch, und man muß schon gut pokern können, um nicht plötzlich mit leeren Händen dazustehen.“
ME/SOUNDS: Du hast gerade als erster Rockmusiker eine gesamte LP mit spanischen Texten veröffentlicht. Ist das auch einer deiner Schachzüge, um in diesem Geschäft die Nase vorn zu halten?
ROTH: „Ich fuhr mit einigen Freunden über die Grenze nach Mexiko — das sind mit dem Auto ja nur zwei Stunden von Los Angeles. Aber kaum bist du über die Grenze, bist du in einer völlig anderen Welt.
Wir sitzen also in dieser kleinen Bar in Encinada, schütten uns reichlich Tequilla Sunrise hinter die Binde und fangen an zu singen: Beatles-Songs, eigene Songs, Beach Boys-Songs. Als wir
einige Stücke von unserer neuen LP singen, steige ich plötzlich mit einer spanischen Version ein. Da waren die Jungs aber baff! ,Hey, seit wann sprichst du denn Spanisch ?‘ Dazu muß ich eine kleine Geschichte einschieben: Als ich 13 war, arbeitete ich in einem Stall in Pasadena, wo ich die Pferdescheiße zusammenkehren mußte. Es arbeiteten dort nur Mexikaner, die illegal eingewandert waren. Tolle Typen! Aber um das rauszufinden, mußte ich erst einmal Spanisch lernen.
Also, wir wanken früh morgens aus dieser Bar, und einer meiner Freunde sagt: ,Wenn du schon Spanisch sprichst, warum nimmst du dann nicht die ganze LP auch in Spanisch auf?‘ Also haben wir im Studio noch mal die Instrumental-Bänder rausgesucht und eine spanische Version draufgesungen. Spanisch ist nach Englisch immerhin die am weitesten verbreitete Sprache!“
ME/SOUNDS: Mit anderen Worten: du wandelst auf den Spuren von Julio Iglesias und möchtest auch in Südamerika einen Hit landen ?
ROTH: „Darum geht’s nicht. Ich liebe es nun mal zu reden, ich liebe Worte. Ich schreibe meine Texte, also schreibe ich noch ein paar mehr. Mehr Worte, mehr Texte, mehr Musik. Das ist auch ein Abenteuer!
Was dann damit passiert, steht auf einem anderen Blatt. Hit oder Niete. Jedenfalls habe ich es versucht — und das zählt für mich. Ich habe unweigerlich Schuldgefühle, wenn ich eine Idee nicht auch sofort umsetze. Ich möchte nie in die Situation kommen, daß ich mich auf meinem Weg einmal umdrehe und sagen muß: ,David, da hast du gepennt! Da hast du eine Chance verpaßt!‘ Es geht mir nicht um das Geld! Ich mach das nur für den Ruhm! (Lacht) Der kostet obendrein nichts.“
ME/SOUNDS: Ist das auch dein Rat an junge Bands, die sich in diesem Geschäft erst durchbeißen müssen ?
ROTH: „Keine Ahnung, was ich jungen Bands empfehlen würde. Doch, eines: Gib dich nie auf! Keiner weiß, ob er für zehn Tage oder zehn Jahre im Rampenlicht stehen wird. Du mußt einfach immer am Ball bleiben. Keine Ausreden! Die hört man nämlich überall, sei es von einer Amateur-Band in der Provinz oder von den Super-Platin-Mega-Stars. Alle weinen sie: ,Oh Gott, sie spielen keinen Rock V Roll mehr im Radio.‘ Oder: ,Wir kriegen keine Auftritte mehr, weil unsere Art von Musik gerade nicht angesagt ist. ‚ Ob du mit einem Superstar sprichst, der 17 sündhaft teure Gitarren in seiner Gardarobe stehen hat, oder mit einem armen Schlucker, der für ein paar Dollar in dreckigen Bars spielen muß — alle haben sie diese Ausrede.“
ME/SOUNDS: Was sagst du denn deiner eigenen neuen Band?
ROTH: „Nun, da sollten wir sie zunächst einmal vorstellen: Da haben wir Billy Sheehan am Baß, Steve Vai an den Gitarren und Gregg Bissonette auf dem Schlagzeug. Schon allein optisch ist die Band absolut superb. Und unsere Tournee wird uns gleich die zweite Nennung im ,Guiness-Buch der Rekorde‘ bringen: für die größte Bühne, die je eine Rock-Band auf Tournee mitgeschleppt hat. (Nennung Nr. 1 erfolgte für den Van Halen-Auftritt beim US-Festival 1983, als jedes Bandmitglied pro Konzertminute (!) I7000 Dollar erhielt und damit die Liste der bestverdienendsten Musiker anführt.) Und was ich ihnen gesagt habe? Nun, ich versuche ihnen beizubringen, wie man mit dem Streß fertig wird. Alles mögliche paßt zum Rock ’n‘ Roll, aber nicht der Streß! Weg mit dem Druck, eine neue Platte machen zu müssen, Interviews geben zu müssen. Weg damit! Das erste, was ich ihnen gesagt habe, war: ,Hey boys, entspannt euch! Ich mach ’s auch so. ‚“
ME/SOUNDS: Gibt es eigentlich noch musikalische Vorbilder für David Lee Roth ?
ROTH: „Klar, irgendeine Rauch- und Donner-Band steht immer auf meiner Favoriten-Liste ganz oben. Und auch immer eine Sängerin, die nicht unbedingt phantastisch aussieht, die aber mit ihrer Kreativität und Personality Berge versetzen kann. So wie Cyndi Lauper oder davor Bette Midier. Außerdem blinde Blues-Sänger und Junkies, die noch die Kurve gekratzt haben. Das sind Davids Helden.“
ME/SOUNDS: Welche Songs, welche Musiker haben dich in jüngster Zeit beeindruckt?
ROTH: Janet Jacksons Single ,What Have You Done For Me Lately‘ hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie ist Michaels Schwester. Jetzt versteht man auch, wie die Hormone in dieser Familie aufgeteilt wurden. Toller Song. Mörderischer Drum-Sound. Früher konnte nur John Bonham diesen Sound liefern; heute haben diese Burschen hinter den Knöpfen, wer immer sie auch sein mögen, einfach keine Konkurrenz.
Natürlich geht viel von dieser Musik zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr raus. 130 Beats pro Minute gehen halt vor allem in die Beine. Früher oder später wird jemand diesen Sound mit Rockmusik kombinieren und groß absahnen.
Wenn du einen geilen Song hast, ist es allerdings letztlich egal, wie er klingt. Die Doors haben teilweise auf 4-Spur aufgenommen — und sie klingen noch immer so voll und frisch und besser als das meiste, was heute auf den Markt kommt.
Was mir auch gefällt, ist die Tatsache, daß so viele Heavy Metal-Bands wieder ins Rampenlicht rücken. Sicher, Heavy Metal war nie völlig weg vom Fenster; der Krach-Wumm war immer da — egal wie man diese Musik genannt hat. Trotzdem ist es gut zu sehen, daß diese Bands wieder mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Medien bekommen.
Der Synthesizer ist im Lauf der Entwicklung wohl etwas auf der Strecke geblieben. Der Synthi ist ja ein Instrument, das angeblich immer anders klingen soll, weil es keinen eigenen Klang hat, tut’s aber nicht! Sie verkaufen Millionen über Millionen von diesen Wundermaschinen, die Klänge speichern, variieren und verfremden können. Dann schleppen sie die Dinger ins Studio und sagen voller Stolz: ,Hör mal, ich kann die Neunte Symphonie so spielen, als würde ein Hund bellen.‘ Geil! Aber wenn’s dann darum geht, eine Platte zu machen, hilft dir das Hundegebell herzlich wenig. Da muß dann eben doch wieder ein Gitarren-Solo her.“
ME/SOUNDS: Letzte Frage: Wie sieht es denn heutzutage mit deinem berüchtigten Liebesleben aus ? Bist du doch immer ein Groupie-Fresser?
ROTH: „Weibliche Schönheit bleibt bei mir nie unbeachtet. (Donnerndes Lachen) Andererseits sollte man heutzutage die Körpersäfte nicht allzu unkontrolliert austauschen —- aus uns allen wohlbekannten medizinischen Gründen. Die sexuellen Gepflogenheiten haben sich in dieser Gesellschaft gewaltig verändert -— folglich auch die meinen. Über Details möchte ich mich da allerdings nicht auslassen.“