David Bowie kritisierte MTV schon 1983 für ungerechte Behandlung Schwarzer Musiker*innen
Während eines Interviews im Jahr 1983 wendete sich David Bowie mit einer interessanten Beobachtung an VJ Mark Goodman. So sei ihm aufgefallen, dass MTV fast ausschließlich Videos weißer Interpret*innen spiele. Goodmans Antwort fiel wenig befriedigend aus.
David Bowie war vielen seiner Kolleg*innen in Sachen sozialer Gleichheit anscheinend bereits in den Achtzigern meilenweit voraus. Dies zeigt ein erstmals 2016 auf YouTube hochgeladenes Video, in dessen Verlauf der inzwischen verstorbene Musiker plötzlich vom Interviewten zum Interviewer wird und seinem Gegenüber ein paar unangenehme Fragen zu MTVs Programm-Politik stellt.
Den Interview-Ausschnitt könnt Ihr hier im Stream sehen:
Während eines Interviews im Jahr 1983 wendete sich Bowie mit einer interessanten Beobachtung an VJ Mark Goodman. So sei ihm aufgefallen, dass MTV fast ausschließlich Videos weißer Interpret*innen spiele. Die wenigen Musikvideos Schwarzer Künstler*innen würden hingegen überwiegend ins Nachtprogramm gepackt.
„Wir wollen Zuschauern aus dem Mittleren Westen mit jemandem wie Prince keine Angst machen“
Auf Bowies Frage, warum der Musiksender so wenigen schwarzen Musiker*innen eine Plattform biete, antwortete Goodman wenig überraschend wie folgt: „MTV versucht sich in diese Richtung zu bewegen, allerdings konzentriert man sich aktuell auf eine bestimmte Zielgruppe“. Des Weiteren zählten nicht nur tolerante Großstädte zum Publikum des Senders, sondern auch „kleine Städte im Mittleren Westen“, denen man „mit jemandem wie Prince Angst machen“ würde.
Bowie zeigte sich über Goodmans Antwort amüsiert und forderte schließlich:„Ich finde, es sollte uns allen ein Anliegen sein, die Medien inklusiver zu machen, ganz besonders im musikalischen Sinne.“ Der VJ entgegnete darauf, dass diese Entwicklung bereits im Gange sei, schon allein „weil weiße Musiker*innen gerade anfangen, vermehrt Musik zu spielen, die auch schwarzen Künstler*innen gefällt.“ Dadurch würden „die Grenzen hoffentlich bald miteinander verschwimmen.“
„Eine Veränderung des Programms kann nur Schritt für Schritt erfolgen“
Auf Goodmans Behauptung, man könne seinem weißen Publikum die Musik von Schwarzen Musiker*innen nicht von heute auf morgen aufdrängen, sondern müsse dabei „Schritt für Schritt“ vorgehen, um niemanden von Anfang an zu vergraulen, reagierte Bowie nur mit einem süffisanten Lächeln. Als Goodman ihn fragte, ob er mit dieser Erklärung zufrieden sei, antwortete dieser: „Ich verstehe deine Ansicht.“
Ausgelöst durch zahlreiche Tode Schwarzer US-Amerikaner durch unverhältnismäßige Polizeigewalt finden seit einigen Jahren immer wieder „Black Lives Matter“-Demonstrationen statt. Unterstützt werden die Protestierenden von zahlreichen Musiker*innen, die neben strengeren Vorschriften für und Kontrollen von Polizisten unter anderem die Abschaffung rassistischer Denkmäler fordern.
David Bowie wäre am 8. Januar 2022 75 Jahre alt geworden. Er verstarb am 10. Januar 2016 in New York.