David Bowie – „Heroes“
Der Song „Heroes“ ist ein legendäres Stück Musik, das bei allen passenden und unpassenden Anlässen hervorgeholt wird. Mit dem Rest des Albums hat diese totgespielte Hymne allerdings nicht viel zu tun. HEROES ist kaum das Bowie-AIbum mit dem rundesten Songwriting, aber eine seiner interessantesten Platten – und wohl der Teil des Berlin-Triptychons, mit dem Bowie seiner damaligen Wahlheimat am nächsten kommt. Das fängt beim Cover an, auf dem er ein Porträt aus dem Brücke-Museum (Erich Heckeis „Roquairol“) nachstellt. Schließlich hatten die Expressionisten Bowies Leidenschaft für Berlin ursprünglich angefüttert. Die Spiegelung seines Umfelds setzt sich im rohen, skizzenhaften Sound fort. Besonders die Ambientstücke – ähnlich wie beim Vorgänger LOW hat das Album eine Rock- und eine elektronische Seite – reflektieren Stimmungslagen in der Mauerstadt: „Sense Of Doubt“ ist das depressivste Bowiestück überhaupt, der Ausklang „Secret Life Of Arabia“ setzt dagegen einen fast fröhlichen Kontrapunkt.
ME 12/1977:
Auch wer normalerweise mit elektronischen Spielereien nichts anfangen kann, wird sich hier der Suggestion kaum entziehen können.