Das Who Is Who der stillen Studio-Stars


Vom Knöpfchen- dreher bis zum ge- nialen Musiker- Guide - die Herren auf dem Produzen- ten-Sessel sorgen für den guten Ton und massieren, wenn's denn sein muß, auch mal den Fuß des Stars. Alles für die Kunst: Die wichtigsten Pro- duzenten der Welt.

GEORGE MARTIN

Einst nahm er die Beatles für EMI unter Vertrag, als Produzent aller LPs seiner Schützlinge avancierte er zur lebenden Legende. Nach 15 Jahren Im Sold der EMI wagte Martin (Foto oben) 1965 den Absprung und gründete mit zwei Kollegen die Produktionsfirma Associated Independent Recordings Ltd. Sein AIR-Studio gehört seitdem zu den besten Adressen der Londoner Studiolandschaft. In der Post-Beatles-Ära arbeitete Martin mit so unterschiedlichen Künstlern wie Jeff Beck („BlowBy Blow“) oder Jose Carreras („Sings Andrew Lloyd Webber“). „John Lennon“, erinnert sich Martin, “ wollte bei dem Song , Tomorrow Never Knows‘ wie ein vom höchsten Berggipfel singender Dalai Lama klingen. Also nahm ich seine Stimme durch die rotierenden Leslle-Laut-Sprecher einer Hammond-Orgel auf. Doch dann schlug er vor, sich an einem Seil von der Studiodecke herabhängen zu lassen. Während er dort oben hin und her baumelte, sollte ich seinen Gesang mit einem am Boden plazierten Mikrophon aufnehmen. Das, dachte Ich, würde dann doch eine Spur zu weit gehen.“

TERRY BRITTEN

Dem ehemaligen Sessionmusiker Brüten gelang mit Cliff Richards“.Devil Woman“ 1976 zwar ein Achtungserfolg als Songwriter, den Hauptgewinn zog er jedoch acht Jahre später als Produzent des Tina Turner-Albums“.Private Dancer“. Nachdem die Single-Auskopplung“.What’s Love Got To Do With lt?“ vom amerikanischen Billboard-Magazin zum“.Song des Jahrzehnts“ gekürt wurde, widmete sich Britten Tinas Nachfolge-LP „Break Every Rule“. „Das Schönste an , W7i«/’s Lore Got To Do With It?’ist fiir mich Tinas zurückhaltender, tiefer Gesang, den sie allerdings ursprünglich ganz anders haben wollte. .Ich muß lauter singen‘, sagte sie andauernd, .das ist meine Art!‘ [ch widersprach ihr, doch nachdem sie eine kurze Passage mit halber Kraft gesungen hatte, wurde sie ungeduldig: Sie bestand darauf, es .krachen zu lassen‘ und es kostete mich einige Mühe, Tina davon zu überzeugen, daß sie erst beim Finale richtig aufdrehen dürfe.“

BOB CLEARMOUNTAIN

Im zarten Alter von sechs Jahren brachte Mutter Clearmountain den kleinen Bob erstmals mit Studio-Technik in Kontakt — in einem Sprachlabor, in dem sie als Englisch-Lehrererin arbeitete. Als sich Bobs Band Jahre später bei Demo-Aufnahmen im New Yorker Media Sound-Studio zerkrachte, heuerte er dort als Ton-Assistent an. Mittlerweile ist er Hausproduzent von Bryan Adams. The Church und Charlie Sexton und hat je ein Album für die Pretenders. die Simple Minds und Paul McCartney in die richtige Form gebracht. Sein Arbeitsgrundsatz ist bei den auf Termin-Einhaltung gepolten Plattenmanagern wenig beliebt: „Prinzipiell — das steht auch in meinen Verträgen — lasse ich die Musik zwischen Ende der Aufnahmen und Beginn des Mixes eine Woche lang ruhen, um den nötigen Abstand zu gewinnen. „

GUS DUPGEON

Seme Karriere als Toningenieur begann bereits in den frühen Sechzigern: Für die Rolling Stones, Small Faces, Zombies, John Mayall. Marianne Faithful und Tom Jones saß Dudgeon hinter dem Mischpult. Charterfolge als Produzent feierte er schließlich mit David Bowie. Black Sabbath, Joan Armatrading, Ten Years After, The Boomtown Rats, Chris Rea, Elkie Brooks und Jennifer Rush. Zu seiner treuesten Kundschaft zählt jedoch Elton John: Ihre Zusammenarbeit währte von 1969 bis 1986. Er blieb immer Ohren-Fetischist:

„Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Studio-Equipment über den kommerziellen Eifolg oder Mißerfolg einer Aufnahme entscheidet. Wesentlich wichtiger ist, mit verschiedenen Komponenten zu experimentieren und sich überraschen zu lassen. Manchmal bewirkt man die erstaunlichsten Effekte, obwohl man alle Regler in die falsche Richtung gedreht hat. Allein das Ohr entscheidet. „

DAVE EDMUNDS

Edmunds frönt seiner Liebe für ursprünglichen Rock ’n‘ Roll auf zweierlei Art: als aktiver Studio- und Live-Musiker, sowie als Produzent der Stray Cats. Everly Brothers, Fabulous Thunderbirds und k.d.lang. Für Rock-Legenden wie Chuck Berry und Carl Perkins arbeitete er zudem als Arrangeur und bereicherte als Gitarrist kürzlich Ringo Starrs Tour-Band. Er liebt’s spontan: „Bevor der erste Ton im Studio eingespielt wird, habe ich in der Regel keine Ahnung, in welche Richtung die Produktion zu lenken ist. Wenn man mit guten Musikern arbeitet, kommt die Magie von ganz alleine, Stück für Stück. Das ist meiner Meinung nach der Reiz des Musikgeschäfts: Mit den besten Musikern, Sängern und Songwritern zu kooperieren. „

RUPERT HINE

Als Londoner Musiker veröffentlichte Hine Anfang der 70er zwei Alben, beide hatten jedoch nur mäßigen Erfolg. Daraufhin eröffnete er seine Farmyard Studios im englischen Bukkinghamshire und zog sich vom aktiven Musikerleben zurück. Dafür produzierte er seitdem mehr als 70 Alben — u.a. für Stevie Nicks. Bob Geldof, Howard Jones, The Thompson Twins, The Fixx und Chris De Burgh. Vor drei Jahren produzierte, arrangierte und kompilierte er das „One World One Voice“-Album: „Ich mußte bei dieser Reise um die Welt jeden Tag ein anderes Equipment fiir die Aufnahmen benutzen — vom Billig-Cassettendeck bis zur 32-Spur-Digitalmaschine. Das hält jung!“

TREVOR HÖRN

Ursprünglich als Bassist und Songwriter von Yes und The Buggles tätig, verdient Hörn seine Brötchen mittlerweile als Mitbesitzer und innovativer Produzent der Londoner Studios Sarm East und Sarm West. 1984 gewann er den Titel „Producer Of The Year“ der britischen Phono-Industrie und produzierte den Wohltätigkeitssong des Band Aid-Projektes „Feed The World“. Außerdem kooperierte er mit Simplv Red, Marc Almond, ABC, Malcolm McLaren, Art Of Noise. Frankie Goes To Hollywood, Grace Jones und Seal. Seine jüngsten Produktionen: Mike Oldfield und Rod Stewart.

QUINCY JONES

Ursprünglich aus Chicagos South Side stammend, sang Jones im Gospelchor von Seattle und begleitete als 14jähriger den zwei Jahre älteren Ray Charles. In den fünfziger und sechziger Jahren etablierte er sich in der amerikanischen Jazzszene, weshalb ¿

seine darauffolgende Produzententätigkeit für Michael Jackson um so überraschender kam. Nach Jackos „Off The Wall“ zeichnete er sich auch für die Megaseller „Thriller“ und „Bad“ verantwortlich. 1985 fungierte er als Produzent und Mitautor der Wohltätigkeits-Hymne „We Are The World“, seine jüngeren Produktionen umfassen Donna Summers „State Of Independence“ und das Chaka Khan/ Ray Charles-Projekt „I’ll Be Good To You“. Und er wundert sich: „Es ist wie ein Traum, nach all den Jahren mit jemandem wie Michael jackson zusammenarbeiten zu dürfen. Eigentlich dürfte ich gar nicht mehr da sein, denn — machen wir uns nichts vor — das Rockbusiness gehört den 18jährigen. „

CHRIS KIMSEY

Als Aufnahmeassistent in Londons Olympic Studio arbeitete Kimsey ab 1967 an Produktionen von Billy Preston, Bad Company, Ten Years After und Peter Frampton. Für The Cult. Escape Club, Psychedelic Fürs, Marillion und Killing Joke wechselte er schließlich in den Produzentensessel. Außerdem mischte er zwei Alben der Rolling Stones, drei weiteren diente er als Co-Produzent. Sein Lieblings-Schwank: „Während der Aufnahmen zum 80er Stones-Album .Emotional Rescue‘ saß ich zufällig neben Charlies Schlagzeug und bemerkte in seiner Basstrommel einen Haufen Konfetti. ,Oh, ja‘, erklärte Charlie, ,die liegen dort seit unserem Auftritt im Hyde Park‘. Das Confetti lag also dort seit 1969! Während der Proben zum ,SteeI Wheels‘-Album verkündete Charlie schließlich stolz, er habe sich neues Equipment zugelegt. Auf die Frage, was er denn gekauft habe, antwortete er: ,Ein Paar Trommelstöcke und ein neues Fell für die Snaredrum‘.“

ROBERT „MUTT“ LANGE

Lange etablierte sich in den achtziger Jahre als Hardrock-Produzent par Excellence: AC/DC’s „Back In Black“, „Highway To Hell“ und „For Those About To Rock“ nahmen unter seiner Federführung Gestalt an, ebenso wie „Heartbeat City“ der Cars sowie Def Leppards „Pyromania“, „Hysteria“ und „Rocket“. In den Neunzigern machte er mit diversen Singles des Kanadiers Bryan Adams Furore und produzierte den Album-Bestseller „Waking Up The Neighbours“. Als „Mr. Leppard“ mag er nicht gelten: „Immer wieder werde ich gefragt, ob die Jungs ihre Platten selbst einspielen, oder ob das alles von mir ist.“ Er grinst zweideutig: „Ich habe nur zwei Hände — wie sollte ich da Gitarre und Schlagzeug gleichzeitig spielen können?“

STEVE LEVINE

Der ehemalige CBS-Ingerueur wechselte 1981 ins Produzentenfach und konnte seitdem mit Culture Club einige Charterfolge verbuchen: „Do You ReaJly Want To Hurt Me“, „Karma Chameleon“, „Time“ und „I Tumble 4 Ya“. Nachfolgend produzierte er The Beach Boys und Deniece Williams. Sein kürzlich neuerworbenes Studio in Süd-London heißt nach etlichen Negativ-Erfahrungen mit schlecht ausgebildetem Hilfs-Personal Do Not Erase-(„Nicht das Tonband löschen“-)Productions.

DANIEL LANOIS

Im kanadischen Ottawa geboren, begann Lanois seine Musik-Karriere als Gitarrist und Pedal-Steel-Spieler. Gemeinsam mit seinem Bruder eröffnete er ein Studio und wurde durch seine Arbeit mit Martha & The Muffins und The Parachute Club dreimal zu Kanadas „Produzent des Jahres“ gewählt. Der internationale Erfolg kam in Person Brian Enos: Nach einer Reihe von gemeinsamen Projekten produzierten sie Peter Gabriels „So“ und „Birdy“, ebenso wie U2’s Millionenseiler „The Unforgettable Fire“ und „The Joshua Tree“. Kürzlich profilierte sich Lanois mit der Produktion von Bob Dylans „Oh Mercy“ und dem jüngsten U2-Opus „Achtung Baby!“. Auch Gabriels „US“ versorgte Lanois („Eigentlich hasse ich Technik“) mit Gitarren- und Knöpfchen-Spiel, zu Beginn aber mit Nöten: „Peters Gästehaus war’noch nicht fertig und ich mujite jeden Morgen über feuchte Wiesen vom Hotel ins Studio laufen. Peter lieh mir ab dem zweiten Tag dann immer seine Hausschuhe. „

RON LENHOFF

Ein alter Bekannter im Musik-Business, der sich seit 1955 mit seinem eigenen Studio abmühte, bis er ab 1966 im King Studio in Cincinatti heimisch wurde. Dort widmete sich Lenhoff größtenteils der Produktion James Browns, bis er sich 1972 vom Geschäft zurückzog: „Eines Tages zitierte mich James Brown nach Nashville, und da kein Flug verfügbar war, ging ich kurzerhand mit meinem Wagen auf die ftinfstündige Reise. Als ich ankam, saßen die Musiker bereits in ihren Startlöchern und sofort begannen wir damit, einige Nummern aufzunehmen. Nach der Session war Brown derartig vom Ergebnis angetan, daß er seinen Manager Bud Hopgood anwies, mir eine luprozentige Tantiemenbeteiligung für einen Song vertraglich zuzusichern. Seitdem legt dieser Songßr mich goldene Eier—denn immerhin war es .Sex Machine‘.“

STEVE LILLYWHITE

Ursprünglich Toningenieur bei Phonogram, hat Lillywhite mittlerweile ein weites Spektrum verschiedener Musikstile produziert. Prominenz wie die Rolling Stones („Dirty Work“), U2 („Boy“, „October“, „War“), Simple Minds („Sparkle In The Rain“), Peter Gabriel („3rd“), Talking Heads („1987“) und David Byrne („Rel Momo“) verläßt sich auf Lillywhites Produzenten-Künste. Kürzlich konnte er

sogar in die Single-Charts vorstoßen: U2’s „Even Better Than The Real Thing“. Kirsty MacColls“.Day.s“ und ihr „Fairytale Of New York“ betiteltes Duett mit den Pogues kamen zu Hitparaden-Ehren. Bei Steve ist der Kunde König: „Alle Sttidiominirbeiter — vom Tee-Jungen bis zum Produzent — müssen bei der Arbeil den Künstlern das Gefühl vermitteln, sie seien die wichtigsten Menschen auf der ganzen Welt.“

JIMMY MILLER

Von Mitte der sechziger Jahre bis weit in die Siebziger produzierte Miller Prominenz wie Traffic, Blind Faith, Ginger Baker’s Air Force, Motörhead, sowie fünf Alben der Rolling Stones. Nach 88 goldenen Schallplatten kehrte er dem Musikgeschäft den Rücken und übersiedelte ins heimatliche Amerika. Vor zwei Jahren zog er erneut nach England und ist auch heute noch fester Bestandteil der dortigen Studioszene. Er erinnert sich: „Eines Tages hing ich mit Mick Jagger herum und fragte ihn, warum er immer darauf besiehe, seinen Gesang so ungewöhnlich leise aufnehmen zu lassen. .Als ich jung war‘, klärte er mich auf, .konnte man die Texte der damaligen Platten nicht vom Radio abhören, da die Sänger ausgesprochen undeutlich sangen. Wer den Text dennoch verstehen wollte, mußte sich die Plane zulegen und immer wieder abspielen. ‚ Seine leisen Vocals sollen also lediglich dazu dienen, den Absatz von Stones-Scheiben anzukurbeln!“

HUGH PADGHAM

Durch seine Zusammenarbeit mit The Police, Genesis. Phil Collins, David Bowie und Paul McCartney konnte sich Padgham im Laufe der achtziger Jahre als Top-Produzent etablieren. Der Titel „Produzent des Jahres“ wurde ihm 1985 in Form eines Grammy Awards zuteil. Seine jüngste Produktion ist das neue Album von Sting. Hugh, der in jedes Studio seine eigenen Monitor-Boxen mitbringt, steht auf Natürlichkeit:

„Mir ist eine schlecht klingende Aufnahme, hinter der eine gute Komposition steht lieber, als ein schlechter Song, der fantastisch klingt. Da billiges Equipment durchaus seinen eigenen Reiz hat, benutze ich es zur Übenaschung der Musiker recht häufig. Die wundern sich darüber, daß ich die gleichen Geräte verwende, die auch in ihrem Home-Studio herumstehen.“

BOB ROCK

Geboren und aufgewachsen in den USA, wurde Rock seinem Namen durch die Produktion richtungsweisender Heavy-Rock-Scheiben gerecht. Bob, der sich nur ungern lange mit ein und demselben Projekt befaßt, konnte seit 1989 sieben überaus erfolgreiche Alben landen: Bon Jovis „Keep The Faith“, David Lee Roths „A Little Ain’t Enough“, Motley Crues „Dr.Feelgood“ und „Decade Of Decadence“. „Sonic Temple“ von Tue Cult sowie Metallicas selbstbetitelten Mega-Seller. Zufällig bekam Jon Bon Jovi Wind von Bobs eigener Band, Rockhead und verpflichtete sie als Vorband für die aktuelle Bon Jovi-Welttournee. Boh: „Als Musiker versiehe ich vielleicht etwas mehr von Songs — das macht die Arbeit im Studio viel leichter. “ ¿

NILE RODGERS

Begann zunächst als Musiker und spielte in diversen Bands an wechselnden Instrumenten — Gitarre, Flöte, Saxophon und Klarinette, doch erst als er mit seinem späteren Partner Bemard Edwards ein Roxy Music-Konzert sah, kam er auf die Idee, Ferrys Glamour mit schwarzem Soul zu verbinden. Die Folge: Chic begründeten die DiscoWelle. Viele Stars engagierten Rodgers später als Groove-Produzent: David Bowie, Mick Jagger, Duran Duran, Grace Jones, Madonna, B52s bis hin zu Laune Anderson. Im Moment arbeitet er an dem neuen Bowie-Album, und das ist wegen Davids Gattin ein nicht gerade leichter Job: „Dauerndplatzt sie in die Gesangsaufnahmen und zerrt an Davids Arm, weil sie jetzt mit ihm Essen oder Shopping gehen will.“

RICK RUBIN

Der Entdecker unter den Produzenten: Den Beastie Boys, Run DMC und LL Cool J half Rubin auf die Sprünge, mit der exhibitionistischen 2 Live Crew provozierte er im prüden Amerika schließlich einen der ersten Sexrap-Skandale. Dann hatte er offensichtlich genug vom reinen Rap und gründete ein lndie-Label namens Def American, das Hardrock-Acts wie Danzig im Katalog führt. Für noch mehr Überraschung sorgte kürzlich seine Zusammenarbeit mit Mick Jagger, dessen jüngstes Solowerk „Wandering Spirir er co-produzierte. Mit dem Plattenbusiness steht der unberechenbare Maniac jedoch immer noch auf Kriegsfuß: “ Ich sehe nicht ein, daß es in den großen Firmen Manager geben sollte, die uns vorschreiben, was wir hören dürfen, und was nicht. „

STOCK, AITKEN & WATERMAN

Charterfolge mit Samantha Fox, Mel & Kim, Jason Donovan, Rick Astley, Kylie Minogue, Princess und Bananarama etablierten Stock, Aitken und Waterman als eines der weltweit erfolgreichsten Pop-Produzententeams aller Zeiten. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre sammelten sie Goldund Platinalben stapelweise, die Kritik ging mit ihnen dennoch hart ins Gericht: .Füeßbandpop aus dem Computer‘ lautete der einhellige Vorwurf der Fachpresse. Hatten die drei doch sogar ihren Tee-Jungen Rick Astley zum Teenie-Traum umgebaut.

„Wir suchten nach einer neuen Richtung fiir Bananarama“, erinnert sich Pete Waterman, „so schloß ich mich während eines Paris-Aufenthaltes drei Tage lang in meinem Hotelzimmer ein und lauschte dem Radio. Mit vier italienischen Dancefloor-Scheiben bewaffnet, kehrte ich schließlich nach England zurück und teilte meinen Kollegen die weitere Vorgehensweise mit: Italienische Melodien kombiniert mit einem Euro-Beat und typischen Motown-Texten. Das waren die drei Elemente des neuen Bananarama-Sounds. „

BUTCH VIG

Smart Studios, Sound City, Gold Mount, S.O.S. Creative und Warren Entertainments heißen die Produktionsfirmen, für die Butch Vig tätig ist. Normalerweise widmet sich ein Produzent ausschließlich einer Firma. Vig ist damit erfolgreich: Seinen Durchbruch als angesagtester Produzent der Indie-Szene erlebte er mit Nirvanas „Nevermind“, „Dirty“ von Sonic Youth und „Bricks Are Heavy“ der Girl-Group L7. Doch die Initial-Zündung kam mit Nirvana: „Als ,Smells Eike Teen Spirit‘ in die Chans schoß, klingelten bei mir die Telefone heiß — alle dachten, ich wäre der Mann, der die goldene Erfolgsformel erfunden hat. Dabei habe ich nichts anderes gemacht, ab ein paar Mikrofone vor die Band gestellt.“

TONY VISCONTI

Aufgewachsen in New York, zog Visconti gegen Ende der sechziger Jahre nach London. Im Lauf der nächsten 20 Jahre produzierte er dort David Bowie, T. Rex, Paul McCartney, Thin Lizzy, Iggy Pop, The Moody Blues, Joe Cocker, Procul Hamm, The Stranglers und U2. 1974 gründete er Good Earth Productions und eröffnete zwei Jahre später sein eigenes Studio. Vor vier Jahren kehrte er schließlich ins heimatliche New York zurück und produzierte einige Songs für das Album „Hispanola“ von Phillip Boa. Visconti erinnert sich an eine seiner schwierigsten Aufgaben: „David Bowie stand für einen Film vorder Kamera, dessen Drehbuch uns vor eine schwierige Aufgabe stellte: Davids Stimme mußte im Laufe des Filmes allern. Schließlich kam mir die Idee, ein ,C-Ducer‘ genanntes Klebeband mit eingebautem Mikrophon an seinem Hals zu befestigen, und während er sprach, konnten wir die Tonhöhe seiner Summe mittels Harmomzer variieren. Womit wir dabei nicht gerechnet hallen, war Davids Puls, den der ,C-Ducer‘ ebenso deutlich übertrug, wie das Kratzen seiner Bartstoppeln. „

DON WAS

Ein hervorragender Musiker, der nicht nur seine Was (Not Was) betitelten Alben produzierte, sondern auch „Good Stuff der B52″s, Iggy Pops „Brick By Brick“, Bob Segers „The Fire Inside“ sowie „Luck Of The Draw“ und „Nick Of Time“ der Bluesgitarristin Bonnie Raitt. Diverse Singles von Elton John, Voice Of The Beehive, Roy Orbison und k.d.lang gehen ebenfalls auf sein Konto. 1990 begann er mit der Produktion des lange erwarteten zweiten Solowerkes von Brian Wilson, das — trotz 1991 anberaumtem Veröffentlichungstermin — immer noch nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat.

CLIVE LANGER & ALAN WINSTANLEY

Ende der siebziger Jahre bildeten Arrangeur Langer und Techniker Winstanley ein Produktionsteam, daß seitdem zahlreiche Hits landen konnte: David Bowie, Elvis Costello, Dexy’s Midnight Runners, Madness, China Crisis und die Neville Brothers gehören zu ihren Kunden. Und Mick Jagger: „Wir nahmen gerade den Song .Absolute Beginners‘ mit David Bowie auf als wir die Arbeit unterbrechen mußten, um .Dancing In The Streets‘ für das Live-Aid-Video einzuspielen. Wir hatten nur drei Stunden Zeit. Doch als die Band anfing zu proben, klang es wie eine Cabaretnummer. Erst als Jagger auftauchte, schalteten alle in den fiinften Gang. Er betrat das Studio und sprang sofort herum, als befände er sich auf der Bühne. Gemeinsam mit Bowie sang er z wei Spuren ein — dieses Mal völlig ohne Probleme.“