Das sind die 100 besten Live-Alben aller Zeiten
Die 100 besten Live-Alben in der ultimativen ME-Liste – diese Platten sind für die Ewigkeit.
60. Die Braut haut ins Auge – +1 AUF DER GÄSTELISTE
Im Männerverein der Hamburger Schule besaß die Band um Bernadette La Hengst wenig Lobby. Also zogen sie in den 90er-Jahren ihr ganz eigenes Ding durch, das hier in dem vorher unveröffentlichten, akustischen Song „1000 Bier“ nach zehn Jahren Brautgeschichte einen Ausklang findet. – Linus Volkmann
Der Moment: wenn jenes Stück verebbt und der letzte Applaus einsetzt, weiß man, jetzt endet nicht nur eine Platte, sondern auch eine ganz besondere Band.
59. Paul Weller – DAYS OF SPEED
Ein heller Blouson, Dutzende Stangen Kippen, massig Gitarren: Ein halbes Jahrzehnt nach dem endgültigen Comeback via STANLEY ROAD zieht Paul Weller allein los. Tolle Zwischenbilanz mit Solostücken, Akustik-Evergreens von The Jam („English Rose“, „The Butterfly Collector“) und 80s-Preziosen von Style Council („Down In The Seine“, „Headstart For Happiness“). – Ingo Scheel
Der Moment: vom B-Seiten-Dasein ins Rampenlicht – „The Loved“ funkelt als intensivster Weller-Track ever.
58. Donny Hathaway – LIVE
Das schönste Soul-Live-Album, es klingt, als säße man direkt am Bühnenrand des winzigen Clubs in New York, wo Hathaway, einer der weniger bekannten Großen des Genres, dieses Album aufnahm. Vom Publikum begeistert begleitete Versionen von „You’ve Got A Friend“ und „Jealous Guy“. – Sebastian Zabel
Der Moment: ein paar schwebende Töne auf der Hammond-Orgel, dann ruft Hathaway „Gimme a talk about the ghetto, uhm yeah!“ und die Band setzt zum 12-Minuten-Track ein. Magischer Realismus.
57. Simon & Garfunkel – THE CONCERT IN CENTRAL PARK
Klassisches Win-Win: Elf Jahre nach dem Split des Folkpop-Duos liefen die Solokarrieren nicht gut und der Central Park ihrer Heimatstadt New York verwahrloste zusehends. Ein Charity-Gig, dessen Erlöse der grünen Lunge Manhattans zugutekamen, wurde mit 500 000 Besuchern zum bis dato meistbesuchten Konzert der Geschichte. – Stephan Rehm Rozanes
Der Moment: wenn Garfunkel sich darüber beschwert, dass sein Solomaterial zu kurz kommt.
56. Sam Cooke – LIVE AT THE HARLEM SQUARE CLUB
Beim Label wollte man das Nice-Guy-Image von Cooke nicht ankratzen, also hielt man die rohe Aufnahme von 1963 mehr als 20 Jahre unter Verschluss. Heute ist der Mitschnitt neben NIGHT BEAT das Album, das man von diesem Mann haben muss. – David Numberger
Der Moment: der Übergang bei „Chain Gang“, wenn Cooke die Zeilen ab „all day long they work so hard“ singt. Deshalb nennt man das Ganze Soul.
55. Four Tet – LIVE @ FUNKHAUS BERLIN, 10TH MAY 2018
Im Gegensatz zu vielen Artgenossen nutzt Kieran Hebden die Bühne nicht dazu, um seine eigene Diskografie zu dekonstruieren. Er baut stattdessen eine strahlende Setlist-Collage aus aktuellen Songs, die jeden Track zum Star des Abends macht. Egal, ob diese vier oder 27 Minuten lang sind. – Christopher Hunold
Der Moment: als sich aus dem Nichts der einzige Früh-Nuller-Track des Abends, das zarte „Spirit Fingers“, aus dem Bass-Monster „Kool FM“ schält.
54. Led Zeppelin – CELEBRATION DAY
Es gab 20 Millionen Kartenanfragen für 20000 Plätze in der Londoner O2 Arena, wo Led Zep am 10.12.2007 ein einziges Konzert gaben. Der Anlass war traurig, man kam zusammen, um dem verstorbenen Ahmet Ertegun, Mitgründer ihres Labels Atlantic, zu gedenken. Die Show entwickelte sich zu einem Triumphzug durch schwer stampfenden, in Blues getränkten Hardrock. – Sven Niechziol
Der Moment: Wie beseelt spielen sie „Stairway To Heaven“ und steigen für immer in den Rock-Olymp auf.
53. Steve Harley & Cockney Rebel – FACE TO FACE: A LIVING RECORDING
Ende 76 sowie im Februar 77 gab die Band eine Handvoll Konzerte, um das Glam-Album LOVE’S A PRIMA DONNA zu promoten. Es wurde eine Abschiedstour. Parallel zum Erscheinen von FACE TO FACE vermeldete der Brite das Aus von Cockney Rebel, doch davon ist hier nichts zu spüren. – Sven Niechziol
Der Moment: „Sebastian“ klingt ja schon ergreifend, aber wenn bei „Make Me Smile (Come Up And See Me)“ das Publikum den Chor singt und weitermacht, als das Saallicht angeht, hat das Fußballstadion-Atmosphäre.
52. Justice – A CROSS THE UNIVERSE
Wie prägend Ed Banger Records für die späten Nullerjahre waren, lässt sich mit diesem düsteren Live-Set mindestens erahnen. Elektronische Musik als Rockspektakel – und das tatsächlich cool statt cheesy. – Linus Volkmann
Der Moment: die Stille vor dem Schuss – Justice ziehen Bass und Drums raus … das Publikum fiept vor Verheißung, weil es aufs nächste unausweichliche Crescendo hinfiebert. 74 Minuten zwischen Lustaufschub und Erlösung.
51. Tocotronic – LIVE: 1993-2012
Für den „Rolling Stone“ zusammengestelltes Album, das einen von den rauen Rumpeleien der Neunziger bis hin zum Post-Rock-Achtminüter „Eure Liebe tötet mich“ führt. Die Songs sind alle auf der Jubiläumssammlung >20< zu finden. – Martin Pfnür
Der Moment: als Dirk von Lowtzow „Jungs, hier kommt der Masterplan“ mit Zeilen aus Pharao Sanders’„The Creator Has A Masterplan“ anbahnt und sich auch vom reingebrüllten „1,2,3,4“ eines Fans nicht beirren lässt.