Das britische Quartett Addict glaubt allen Ernstes, die englische Rockmusik zu retten.
Mark Aston hat das Zeug zum Rockidol: Der 27jährige sieht gut aus und hat eine große Klappe: „In den 60ern und 70ern haben wir Engländer die Welt dominiert – wir hatten die beste Musik und die größten Bands aller Zeiten. Nimm zum Beispiel Led Zeppelin, die kannst du nicht mit Oasis oder Radiohead vergleichen. Gegen Led Zep sind das kleine Fische. Mit ihrem Debüt „Stones“ haben es sich Addict zur Aufgabe gemacht, einem Mißstand Abhilfe zu leisten.“Ich glaube nicht, daß es eine Band gibt, die genauso klingt wie wir“, tönt Mark selbstbewußt. Doch darüber läßt sich streiten. Von Combos wie Space Hog oder Bush unterscheiden sich Addict nur bedingt.
Auch die musikalischen Vorbilder des Londoner Quartetts sind allzu offenkundig: die Screaming Trees, Mudhoney und Nirvana:“Als ich zum erstenmal ‚Nevermind‘ auflegte, bin ich regelrecht vom Stuhl gefallen – es war das Aufregendste, was ich je gehört habe.“ Doch so sehr er auf hymnische Melodien steht, latenten Nihilismus lehnt Aston kategorisch ab: „Das ist doch eine ganz billige Masche. Schließlich kann man sich auch mit heftigen Themen auseinandersetzen und dabei Optimismus ausstrahlen.“ Und so wagt er in „Monsterside“, dem vielleicht stärksten Song auf „Stones“, einen charmanten Rundumschlag gegen alle Berufspessimisten: „I’m stupid, but I’m cool, I’m cool, but I’m weak.“ Eine Zeile, die vor Ironie geradezu trieft. Je älter du wirst, desto reicher ist dein Leben. Es wird nicht grauer, schaler und schlimmer – es wird bunter, lebendiger und immer besser. Man muß nicht abgefuckt, ausgebrannt und pleite sein, um einen guten Song zu schreiben.“ Daß sie sich im Anfangsstadium ihrer Karriere vor allem auf die USA konzentrieren, hat für Addict einen ebenso simplen wie ergreifenden Grund: In England interessiere sich niemand mehr für guten Rock.“Du mußt schon einer bestimmten Norm entsprechen, um wahrgenommen zu werden. Die besten Chancen hat immer noch ein schräger Indie-Act, der keinen richtigen Sänger und keine Ambitionen hat und bei Creation (das Label von Oasis/Anmerkung der Redaktion) unter Vertrag steht. Wenn Noel Gallagher dich nicht für einen coolen Hund hält, bist du aufgeschmissen.“ Fazit: Addict zogen nach Los Angeles und engagierten jemanden, der weiß, wie guter Rock klingt: David Bianco, die rechte Hand von Rick Rubin. Und obwohl es in den USA für Addict gut läuft, haben sie die Heimat nicht vergessen. „Natürlich ist es verlockend, nur dort aufzutreten, wo man Erfolg hat“, räumt Mark ein, „wer will schon vor 50 Leuten in einer dreckigen Toilette in London spielen, wenn er woanders 10.000 Zuschauer zieht? Trotzdem: Mit den 50 Leuten muß man leben, und daran arbeiten wir.“