Das bisschen Werbung…


Mit02, VW,Jägermeister, Red Bull.T-Mobile und Coca-Cola haben sich zahlreiche große Marken im Konzertgeschäft etabliert.

BERLIN – Das Brandenburger Tor ist ein so „historisch bedeutsamer Ort“ mit „hohem Symbolcharakter“, dass Angela Merkel „Bedenken“ bekam, als Barack Obama dort im Sommer eine Rede halten wollte. Kein Kopfzerbrechen bereitete der Kanzlerin dagegen ein Scooter-Auftritt, der vor der geschichtsträchtigen Kulisse am Tag der Deutschen Einheit stattfand gesponsert von Coca-Cola.

Der Soundwave-Zirkus, mit dem der Getränkehersteller am 3. Oktober Tausende von Menschen zum Tor lockte, war vorläufiger Höhepunkt einer rasanten Entwicklung: Musik fand 2008 öfter denn je im Rahmen gigantischer Werbeveranstaltungen statt. Robert Krause, der mit seiner Agentur This Gun Is For Hire schon 2003 die Rockliga ins Leben gerufen hat, kann nachvollziehen, warum sich Konzerne wie Jägermeister, O2, T-Mobile, VW, Red Bull und Coca-Cola für Musikfans interessieren: „Man will irgendwie in Kontakt mit dem Publikum treten. Bei dieser Art von Musik geht es um einen Mainstream zwischen 25 und 35 das ist Zielgruppe. Und die möchte man gerne auf einem glaubwürdigen Weg erreichen.“

Für Bands, die sich um ihre eigene Glaubwürdigkeit keine Sorgen machen, ist das Angebot attraktiv: Große Firmen zahlen bei solchen Gelegenheiten Gagen, die Konzertveranstalter kaum mehr aufbringen können. „Und irgendwo muss das Geld ja herkommen für den Künstler“, sagt Henning Wehland, der mit seiner Band H-Blockx selbst Deals mit Red Bull und Sony Ericsson abgeschlossen hat. „Es wird in Zukunft nicht mehr darum gehen, ob du mit Sponsoringleben kannst, sondern in welcher Qualität man die Sponsoren einsetzt.“ Seit auch die Hamburger Indieband Die Steme die Rockliga gespielt hat, ist die Hemmschwelle bei Künstlern tatsächlich gesunken. Vielleicht ist ja auch das Publikum unempfindlicher geworden? „Früher war’s ein Skandal, dass wir als Rockband aus dem Alternative-Bereich ein Video auf VIVA laufen hatten“, sagt Wehland. „Wenn heute einer wie Jan Delay auf’nem Coca-Cola-Truck mit Sarah Connor Playback spielt, regt sich keine Sau mehr drüber auf.“

Die Gagenforderungen von Bands haben sich laut Folkert Koopmans, Geschäftsführer der Konzertveranstalter FKP Scorpio, in den letzten fünf Jahren mindestens verdoppelt – vieles spricht also dafür, dass wir uns an die großen Firmenlogos auf Kon-. zerten gewöhnen sollten.