Daft Punk: Wir sind die Roboter


Auch wenn die großen französischen Bands der ungefähren Gegenwart – Air, Phoenix und Daft Punk – musikalisch nur sehr bedingt etwas gemeinsam haben, eint sie doch ihr enormer Grad an Design und Perfektion. Umhüllt von einer Wolke aus aristokratischer Souveränität, sitzen sie in ihren Hightech-Studios abseits der lärmigen angelsächsischen Popwelt. Dort schrauben sie in aller Ruhe an ihren stets etwas abgehobenen Meisterwerken, die die Welt in wohlgesetzten Abständen in zarte bis heftige Aufregung versetzen.

Auch mein Gesprächspartner Guy-Manuel de Homem-Christo, eine Hälfte von Daft Punk, lässt sich beim Telefoninterview nicht wirklich in seine Gefühlswelt-Karten schauen. Als sie mit Anfang 20 den Monster-Hit „Da Funk“ kreierten, der einer ganzen Generation sehr eindrücklich veranschaulichte, wie geil es auf der Tanzfläche sein kann – wussten sie, was sie da taten? „Wir waren nicht naiv und wollten es nicht sein. Wir hatten eine Idee von der Musik und der visuellen Konzeption und glaubten, dass wir es handeln könnten. Und damals wie heute war unser Spaß im Vordergrund. Erst musste es uns gefallen, dann dem Label, dann den Leuten.“

Ihrer eigenen Legende zufolge transformierten sich Daft Punk (wohl nicht ganz unbeeinflusst von Kraftwerk) eines Tages in Roboter – ein perfektes Image. Roboter nämlich brauchen sich nicht mit irgendwelchem banalen Gefühlsquatsch abgeben. Roboter werden im Normalfall auch nicht von Paparazzi gejagt. Roboter funktionieren einfach, wie das, was sie nun mal sind – Maschinen.

„Als die Werbung für unser erstes Album HOMEWORK losging und unsere Fotos auf die Magazincover sollten, dachten wir: Wir machen das nicht mit. Wenn du erst mal damit anfängst, kommst du aus der Nummer nicht mehr raus. Du wirst zum Sklaven des Systems. Also erschufen wir die Roboter, was auch den positiven Nebeneffekt hatte, eine weitere kreative Ebene einzuführen. Wir hatten ein ganzes Team, mit dem wir das Design erarbeiteten. Das macht Spaß. Und es ist wunderbar, weiterhin in aller Anonymität ein ruhiges Leben führen zu können. Geld und Image waren uns nie wichtig.“

Bei so viel Überlegung und Planung überrascht es doch ein bisschen, dass bei Daft Punk viele Entscheidungen spontan und aus dem Bauch heraus gefällt werden. „Wir waren gerade dabei, in den USA die Videoclips zu unserem letzten Album HUMAN AFTER ALL zu drehen, und wollten nach unserem japanischen Animé-Film schon lange mal wieder einen neuen Film machen. Also haben wir ‚Electroma‘ gedreht- in elf Tagen. Oder als wir jetzt in Kalifornien auf dem Coachella-Festival spielten: Da dachten wir, warum nicht mal wieder auf Tournee gehen? Wir kümmern uns um unser Label. Wir haben einen Tisch für das Möbelhaus Habitat gestaltet. Gerade habe ich das neue Album von Sebastian Tellier produziert. Vieles, was wir tun, gerät nicht groß ins Licht der Öffentlichkeit.“

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