Crowded House


Schwer vorstellbar, wie Crowded House ihre Sache noch besser machen könnten: Als sich das Trio um Split Enz-Mann Neil Finn ’86 erstmals zu Wort meldete, präsentierte es fragile Pop-Vignetten charmantester Form; die LP „Temple Of Low Men“ fügte dem ein paar jazzige, mysteriöse Untertöne bei, und mit dem neuen Werk „Woodface“ legen sie nun eine weitere Sammlung cleverer Songs vor. die allesamt gleich ins Ohr gehen und doch nie nerven. Dennoch scheint ihnen ein ähnliches Schicksal beschieden zu sein wie vorher Split Enz: daheim in Australien Megastars, anderswo aber höchstens gehobener Kultstatus. Dabei waren Crowded House schon in ihren frühen Tagen live stets erste Klasse.

Zumindest Exil-Australier wissen das zu schätzen: Die Schlange, die die Luft vor dem winzigen Club schon am frühen Nachmittag mit australischem Akzent

füllt, ist länger als die, die sich kürzlich vor dem hiesigen R.E.M.-Gig formierte. Crowded House — jetzt um die Stimme des Ex-Enz-Frontmannes Tim Firm verstärkt — wußten’s zu respektieren und lieferten den Wartenden ein Ständchen mit Akustikgitarren, Stehtrornmel und dem neuen, vierstimmigen Gesang voll subtil schimmernder Harmonien.

Dabei veränderte sich bei der nachfolgenden Übersetzung auf die Bühne wenig: keinerlei Firlefanz oder Technologie, sondern reine Spiel- und Gesangesfreude, dazu schon fast schlafwandlerisch intuitives Spielverständnis. Evergreens wie „Something So Strang“, „Don’t Dream It’s Over“. „When You Come“ und sogar ein. zwei Oden aus dem Split Enz-Zeitalter erstrahlten in sprühender Frische. „It s Only Natural“, „Tall Trees“ und sogar die etwas schrullige Single „Chocolate Cake“ zeigten die neue Partnerschaft der Gebrüder Finn (die bislang auch nie gemeinsam komponierten) in allerbestem Licht. Ein enormer Pluspunkt ist dabei ihre Spontaneität: Sogar das Auseinanderfallen einer Trommel und die nachfolgenden Reparaturarbeiten werden flugs in den Songtext eingebaut. Und des öfteren kann der Bassist ob der improvisierten Umwege nur noch grinsen und hoffen und nochmal grinsen.

Es war eine tolle „Party“, derart fesselnd, daß der Autor erst beim Finale merkt, daß er sogar vergessen hat an die Bar zu gehen.