Craaft Meier


Vercraaften sie das oder nicht? Die Frage hängt an diesem Abend unheilschwanger über der Bühne. Schließlich hat sich nur eine Handvoll junger Leute, zudem noch überwiegend aus dem Headbanger-Lager, in den winzigen Dynamo-Club zu Eindhoven verirrt, um das Konzert der deutsch-amerikanischen Rock-Union CRAAFT zu verfolgen. Ganze 30 People stehen hier gegen fünf arme Seelen auf der Bühne, da wird’s selbst dem routiniertesten Profi allmählich mulmig. So jedenfalls sieht es anfangs aus.

Doch „die neue Hardrock-Sensation aus Deutschland“, wie die Band auf zahlreichen Plakaten verkauft wird, läßt sich davon kaum beeindrucken. Im Gegenteil, sie legen über 90 Minuten hinweg einen Set hin, der sich gewaschen hat. Feinste Strickart, mit Pep, Power und melodiösem Rock mit unverkennbar amerikanischem Mainstream-Appeal. Unwiderstehlich sprudeln die Songs aus dem Mund von Sänger und Gitarrist Klaus Luley, der immer wieder den Eindruck erweckt, als wolle er die Mauern dieses Schuppens allein mit seiner Stimmgewalt niederreißen. Am Ende sind selbst die Hardcore-Freaks überzeugt und verlangen nach mehr.

Was den Auftritt der Newcomer, die im April „86 ihr Debüt-Album veröffentlichten, letztlich so aufschlußreich werden läßt, sind die positiven „Vibrations“, die in der Gruppe stecken, und die ihnen helfen, auch noch den ärgsten Skeptiker auf ihre Seite zu ziehen. Ein fast schon blindes Verständnis untereinander, ein Grinsen hier, eine Geste dort — und schon rollt der Hardrock-Expreß.

Schlagzeuger Sandy Gennaro. nach Bassist Steve Buslowe der zweite Yankee in den Reihen von Craaft und zuletzt in Cindy Laupers Diensten, beschreibt die musikalische Mischehe so: „Ich habe schon in etlichen Bands und für viele Solo-Artists gespielt, doch speziell bei Craaft fühhle ich mich als Teil einer echten Einheit. Im Grunde ist nicht von Belang, ob Klaus Luley, Franz Keil und Reinhard Besser Deutsche sind und Steve Buslowe und ich Amerikaner. Was zählt, ist die Musik, die uns über alle Grenzen verbindet. Als ich erstmals das Demo von Craaft gehört habe, stand gleich für mich fest: „Das ist es, diese Musik möchte ich spielen. Alles klang so natürlich und selbstverständlich, daß ich mich auf Anhieb heimisch fühlte. „

Liebe auf den ersten Ton und eine „natürliche Chemie innerhalb der Band, die man mit Geld nicht kaufen kann“, so Steve Buslowe, sind denn auch das dicke Seil, an dem sich Craaft seit Wochen von Erfolg zu Erfolg hangeln. Dabei haben die Craaftmeier gerade erst angefangen.