Covervisionen


Phrazes For The Young von Julian Casablancas gestaltet Von Warren Fu Und Julian Casablancas

1. Der Designer

Warren Fu ist ein Kind der 80er, „ein nostalgischer Typ“, von Graffiti ebenso geprägt wie von seiner Liebe zur Science Fiction. Als größte Einflüsse benennt er Ralph McQuarrie und Joe Johnston, hauptverantwortliche Designer der ersten drei „Star Wars“-Filme. „Sie haben eine perfekte Balance zwischen Vertrautem und Außerweltlichem geschafft.“ Mitte der 90er stieg Fu im Designerteam der „Star Wars“-Prequels in die Fußstapfen seiner Vorbilder. Fu schätzt und nutzt digitale Technik, mag aber „den digitalen Look“ nicht. „Schau dir heute Filmposter und Albumcover an: Die sehen alle gleich nach Photoshop aus. Wenn du das mit alten Bond-Plakaten oder Bowie-Covern vergleichst – das war richtig gute Kunst! Ich arbeite mit digitaler Technik, aber ich versuche immer, einen analogen Touch in meine Arbeit zu bringen.“ Zu bewundern auch in Fus erster Arbeit für die Strokes: Sein Video zu „You Only Live Once“ ist eine Hommage an einen seiner Lieblingsfilme, „2001 – Odyssee im Weltraum“.

2. Die Bildidee

Die Grundidee war ein Bild im Stil einer Fotografie aus dem 19. Jahrhundert. Fu: „Unser Fotograf Mark Williams hatte eine dieser alten hölzernen Großformat-Kameras, mit dem Tuch über den Kopf. Diese Cellophan- Abblätterungen am Bildrand kommen daher, die hab ich gelassen.“ Die zündende Idee für das Artwork kam aber erst nach Wochen voller verworfener Entwürfe. Fu: „Eines Abends überredete mich mein 26 Musikexpress Mitbewohner, mit ihm ins Kino ‚2001‘ schauen zu gehen. Ich finde jedes Mal wieder was Neues zum Bewundern in diesem Film. Und bei der Szene im Schlafzimmer am Ende, dieser Kombination aus barockem Dekor und dem futuristischen Raster des Fußbodens ging mir das Licht auf, aus einem der Schwarzweißfotos durch Nachkolorierung eine surrealistische Szene zu kreieren, die gleichzeitig altmodisch und futuristisch wirkt. Julian war wichtig, dass das Artwork nicht strikt retro aussieht. Sein Mantra war, am Ende sollte es ’slighly weird but ultra cool‘ aussehen. Ich glaube, das haben wir hingekriegt.“

3. Die Zusammenarbeit

Warren Fu über Co-Designer Julian Casablancas: „Als ich Julian 2006 kennen lernte, war sofort klar, dass wir sehr viel teilen, was ästhetische Vorlieben angeht. Julian war sehr involviert in das Design, und obwohl wir zu 90 Prozent übereinstimmen, gibt’s auch mal Meinungsverschiedenheiten – und das kann etwas frustrierend sein, wenn es drei Uhr früh ist, und Julian sitzt hinter dir und bittet dich, doch mal einen rosa Himmel auszuprobieren, während E-Mails vom Label ankommen, dass die Deadline für das Artwork gestern fällig gewesen wäre. Er hat einen tollen Kunstgeschmack und ein gutes Auge. Ich hab ihm schon geraten, er solle es mal mit Malerei probieren. Aber er ist momentan ja gut mit seiner Musik ausgelastet.“

4. Hund & Grammophon

Was wirkt wie eine clevere Variation des berühmten alten Logos des Labels RCA Victor/His Master’s Voice – der Terrier blickt nicht ins Grammophon, sondern zum Sänger – ist in Wahrheit Zufall. „Wir hatten das Grammophon da, für diesen Musikzimmerlook. Gegen Ende des Shoots kam Julians Frau mit ihren Hunden vorbei, und wir dachten, warum nicht einen auf ein Bild nehmen? Für diese alte Kamera muss man aber stillhalten – deshalb haben die Leute auf diesen alten Fotos auch immer so gruselig versteinerte Gesichtsausdrücke. Und Balki war nicht ruhig zu halten -— bis Julian einen Leckerbissen hinter seinem Rücken versteckte. Später zeigten wir RCA das Motiv, und die so: ‚Nette Referenz an unser altes Logo!‘ Mich hat’s etwas geärgert, aber Julian meinte: Schon okay, ich hab das Logo immer gemocht.“

5. Das Zimmer

Die allgemeine Anmutung des Raumes würde Warren Fu so überschreiben: „A mad musical genius’s time travelling listening lounge from another dimension“. Die Einrichtung ist aus diversen realen und digitalen Ecken zusammengetragen: Klavier und Tisch kaufte Warren Fu für ein paar Dollar, der Stuhl gehört der Mutter des Dekorateurs, das Grammophon und die Violine mit dem Schalltrichter sind Leihgaben von Freunden, die Boxen sind gegoogelt und wie die Lichter und Schalter ins Bild montiert. Fu versichert, das Cover von ELOs OUT 0F THE BLUE (1977) nicht zu kennen, das ebenfalls mit „2001“-Anspielungen und bunten Lichtern wie von dem Elektrospielzeug „Senso“ (in den USA „Simon“) spielte. „LED-Lichter sehen immer cool aus“, sagt Fu. „Die verleihen einen futuristischen Look, ohne dass man Computermonitore zeigen müsste, das sähe ja bescheuert aus. Erst hab ich sie nur auf das Grammophon und das Piano gelegt, dann wollte Julian auch auf dem Gitarrenhals solche ‚Simon‘-Lichter haben. Erst als das Cover veröffentlicht war, wurden wir darauf hingewiesen, dass das aussieht wie bei ‚Guitar Hero‘ – was mich auch wieder ein bisschen geärgert hat, aber für Julian in Ordnung war.“