Comeback Eric Burdon? – Lieber die Platte!
Das "Comeback" dürfte sich für Eric Burdon eher über die Soundtrack-LP als durch den Film anbahnen. Seine Fans können ihn jetzt als relativ brauchbaren Schauspieler in einem relativ enttäuschenden Film erleben.
Drogen, Sex, labile Künstler, skrupellose Manager Rockbusiness, wie es dich fasziniert und dir anschließend den Boden unter den Füßen wegreißt. In Anlehnung an die verkorkste Karriere ihres Hauptdarstellers Eric Burdon drehte Christel Buschmann in Los Angeles und Berlin „Comeback“. (Der ME berichtete über die Dreharbeiten in Nr. 11/82).
Es gibt zugegeben kaum eine Tragödie, die sich hinter den Kulissen des Rockbiz noch nicht abgespielt hat. Und wenn einige Musiker den Löffel, die Nadel oder die Flasche bereits in jungen Jahren für immer abgeben, so ist es nicht selten das Beste, was ihnen passieren konnte. Leider auch oft das Beste, was ihren Managern passieren kann. Und nach dem Motto „When you’re dead you’re great – wenn du tot bist, bist du was wert“ überlegt sich auch die prototypische Managerfigur in „Comeback“, ob ihm sein Leibeigener Rocco als „Legende“ nicht den größeren Reibach beschert. Nach mißglücktem Neubeginn in den Staaten ist der nämlich nach Berlin gegangen, auf der Flucht vor verzwickten Verträgen und einer ruinierten Ehe.
Wenn es nun so aussieht, daß „Comeback“ nicht ein einziges Klischee ausläßt, so liegt es größtenteils daran, daß Rocco-Darsteller Eric Burdon in seiner Laufbahn wohl auch so ziemlich jede Fußangel mitgenommen hat. Als englisches Kellerkind mit der dreckigsten Stimme, die bis dahin ein weißer Sänger je hören ließ, begründete er in den 60ern den bis heute andauernden Ruhm der Animals, ging dann aber später in Kalifornien künstlerisch fast zugrunde – unter anderem weil er auch nicht mehr Herr über seine Geschäfte war. Abstand zu dem Schlamassel fand er in Hamburg, wo Christel Buschmann damals auch ihren ersten Film, „Gibbi Westgermany“ mit Jörg Pfennigwerth drehte und Eric Burdon in einer kleinen Nebenrolle präsentierte. J. Pfennigwerth ist übrigens auch diesmal wieder dabei als nicht näher definierter Streuner, wie sie am Rande des Rockbiz eben so mitschwimmen, bis man sie mal mitmischen läßt.
Stories von Künstlern, die zugrunde gehen, kennt das Kino mehrfach: „A Star Is Born“, „The Rose“ etc. Wo die Amerikaner bei derartigen Gelegenheiten gern auf die Tränendrüse drücken, geht es in „Comeback“ emotionslos zu. Pure Fakten, realistisch unverbrämt. Aber so bleibt der Film fragmentarisch. Situationen kommen unvorbereitet, bleiben oft unaufgelöst. Das führt zu Zusammenhanglosigkeit, wer nicht eingeweiht ist, bleibt draußen. Dazu einige konstruierte Zufälle, die dann zu akzeptieren wären, wenn es sich hier wirklich um Kintopp handeln würde. Auf die Illusionsmaschinerie wurde hier jedoch zugunsten einer eher spröden Dokumentation verzichtet. Rabiate Schnitte, sprunghafter Szenenwechel.
Potentielle dramatische Höhepunkte werden so auch gar nicht ausgespielt. Julie Carmen als Roccos Frau Tina frustriert und vernachlässigt, kompensiert im Film ihre Beziehungskrise außer mit Drogen nur mit Schmollmund und Körpereinsatz. Verschwendete Talente?
„Comeback“ als Anhäufung von lose verbundenen Episoden, Begegnungen (in Berlin u.a. mit dem Bluesmusiker Louisiana Red und dem Damenimitator Bob Lockwood) verarbeitet die Realität so sperrig, daß man sie absurderweise kaum noch akzeptiert. Schafft paradoxerweise sowas denn wirklich nur die gute alte Traumfabrik?
Harte Realität ist auch die Finanzierung eines Filmes. Nach den demonstrativ in die Kamera gerückten Zigarettenschachteln zu urteilen, dürfte die Firma Camel hier die eine oder andere Meile bezahlt haben. Dabei hätte ich schwören mögen, daß Burdon eine ganz andere Marke raucht.