Colosseum und Gentle Giant in Düsseldorf
Halb besetzt war die Düsseldorfer Philipshalle am 7. April, doch auch 4.500 Besucher stellten für COLOSSE-UM und GENTLE Gl-ANT ein beachtliches Auditorium dar. Eigentlich war man gekommen, um COLOSSEUM seine Ehrerbietung zu zeigen. Deshalb hatte es die 6-Mann-Gruppe GENTLE GIANT trotz weitgefächertem Instrumentarium schwer, die Zweifler zu überzeugen. Es dauerte fast eine geschlagene 3/4 Stunde bis GENT-LE GIANT den Applaus bekam, der ihnen, meiner Meinung nach, schon am Anfang gebührt hätte. Es lag sicherlich an der Tatsache, dass das Düsseldorfer Publikum nicht allzu wandlungsfähig ist GENTLE GIANT spielte im Vorprogramm keine einheitliche Linie durch, sondern variierte mit immer neuen Instrumenten und untereinander wechselnder Besetzung, so dass der Sound ein breites Klangspektrum ergab. Ob es nun so lyrische Nummern wie „Funny Way“ mit Cello- und Violinbesetzung war, oder ein hämmernder Stomp nach dem Motto „Meine Lieblingsfarbe ist schwarz“, wo jeder der Mitglieder sich am Percussion versuchte. Immer brillierten sie als Musiker mit vielseitigen Ideen. Das ist aber, und das zu meinem Bedauern, von dem Publikum nicht verstanden worden. Oder war es nur der Gedanke, dass COLOS-SEUM der eigentliche Knüller war, der objektiven Überlegungen keinen Raum mehr Hess. All das, mag es stimmen oder auch nicht, rechtfertigt nicht die Arroganz, mit der GENTLE GIANT im Vorprogramm abgekanzelt worden ist. Seelisch hatten sich die 4.500 auf die Kolossalen vorbereitet; auf einen heiter, gelösten Chris Farlowe, der eine echte Bereicherung der Gruppe ist, und der, wenn er nicht gerade sang, fleissig Autogramme schrieb … und auf einen vervon giganten und kolossalen und krampften Dick Heckstall-Smith, der mit seinen obwohl gekonnten Saxophon-Solis keine Spannung erzeugen konnte. Trotzdem blieb COLOSSEUM als Gruppe der Beifall nicht versagt. Denn sie sind eine gut geölte, gut aufeinander eingespielte Mannschaft, eine Top-Elf im Europa-Cup, die weiss, was sie wert ist Musikalisch waren ihre Stücke samt und sonders ein Repertoire ihrer drei LP’s. Jon Hiseman, Drummer aus Passion und brillianter Techniker, macht keine Solis unter eine Viertelstunde. Bei diesen Alleingängen demonstriert er das Herz der Gruppe. Er ist die Pumpe, die den musikalischen Kreislauf pulsieren lässt, mal langsam, mal schnell, eben wie es die Thematik des Stückes verlangt. Nach ihrer bisher letzten LP „Daughter of Time“ ist COLOSSEUM nicht untätig gewesen. Die vierte Langspielplatte, die im Mai in England erscheint und den Titel „Thumps Up“ trägt, ist ein live aufgenommenes Doppelalbum. Es strahlt die Atmosphäre aus, die sowohl in Deutschland als auch in England Gang und Gebe ist. Beifallskundgebungen von ein paar Tausend Anhängern demonstrieren, dass COLOSSEUM noch nicht den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten haben.