Classic Rock
CHUCK BERRY THE CHESS BOX
Chess, 1955 -1973 Wer Charles Edward Berry nur mit Gassenhauern vom Schlage Johnny B. Goode“,“Roll Over Beethoven“ oder „Rock And Roll Music“ in Verbindung bringt, wird hier sein blaues Wunder erleben. Blues, Boogie, Rhythm’n’Blues, gern auch instrumental: Der alte Schwerenöter war unbestrittener Meister aller Klassen. Was nicht nur Keith Richards so unterschreiben würde, sondern jeder, der diese opulente Box mit Hits und Misses, Scharfem und Schrägem, Rabiatem und Rarem gehört hat.
JOHNNY CASH UP THROUCH THE YEARS
1955-1957 Bear Family. 1986 Laut inoffizieller Schätzung gibt es vom „Man In Black“ 147 Sampler: dümmliche und dubiose sind darunter, manchmal mediokre, gelegentlich gute, wenig wirklich wunderbare: Die Kopplung von Bear Family, die sich Cashs Zeit bei Sun Records widmet, gehört definitiv zu letzterer Kategorie, weil sie neben sattsam bekannten Perlen („Folsom Prison Blues“, „Big River“) auch im Verborgenen schimmerndes Geschmeide („You’re The Nearest Thing To Heaven“) des größten lebenden Countrysängers zutage fördert.
RAY CHARLES THE BIRTH OF SOUL Atlantic 1991 Diese 53 Aufnahmen, die der mit sechs Jahren erblindete Sänger aus Albany/Georgia zwischen 1952 und 1959 einspielte, definierten ein neues Genre: Soul. Man hört „Drown In My Own Tears“,“Lonely Avenue“, „Halleluja, I Love Her So“, „I Got A Woman“ oder „What’d I Say“ und weiß, wer Bleichgesichter wie Van Morrison oder Eric Burdon inspiriert hat. Gospel-Ekstase trifft auf lasziven Blues, fiebrigen Rhythm’n’Blues und verschwitzten Boogie, Pianoläufe perlen, Bläser beben vor Spielfreude, die Rhythmsection swingt. Und Master Ray jubiliert.
BO DIDDLEY BO DIDDLEY/ CO BO DIDDLEY
Chess 1958/1959 Wenn man ein Typ mit einem komischen Hut ist, einer viereckigen Gitarre, einer baßspielenden Schwester, die sich „The Duchess“ nennt, und einer Verdauung, die den eigenen Drummer bei Konzerten in den Wahnsinn treibt, sollte man sich besser einen Künstlernamen ausdenken. Also tat Ellas McDaniel, nannte sich fortan Bo Diddley und machte sich mit patentiertem Dschungelbeat und ein paar genialen Songs („l’m A Man“, „Hey, Bo Diddley“, “ Who Do You Love“) auf, berühmt zu werden. Was ihm auch gelang. Warum, das ist auf diesem Twofer eindrucksvoll nachzuhören.
WILLIE DIXON THE CHESS BOX
(Chess, 1951-1968) Diese Doppel-CD ist ein Meilenstein des Blues. Die Songs: von „You Shook Me“ bis „Back Door Man“, von „Spoonful“ bis „Little Red Rooster“ allesamt Geniestreiche. Die Musiker: von Muddy Waters bis Howlin’Wolf, von Lowell Fulson bis Jimmy Witherspoon, allesamt Großmeister des Genres. Das Label: Chess, an Chicagos South Michigan Avenue gelegen, die bedeutendste „schwarze“ Plattenfirma der 50er. Dazu er, der Bassist, Songwriter, Bandleader, Produzent, die Seele des Ganzen: Willie Dixon, geboren 1915, gestorben 1992 – hier ist sein Vermächtnis.
LONNIE DONECAN THEORICINALS
See For Miles, 1956-1958 Mit seiner Skiffle-Blaupause „Rock Island Line“, einem Folk-Traditional, schrubbte sich der eigentlich der britischen Jazz-Szene enstammende Donegan unversehens in die Herzen der Briten. Sein Stil warf in der Folge eine Menge Hits ab und brachte viele Kids dazu, den Fußball dranzugehen und Beatle, Rolling Stone oder Kink zu werden. Na bitte.
THE EVERLY BROTHERS CADENCE CLASSICS
Rhino, 1957-1960 Die definitive Everly-Kollektion aus der Zeit, bevor Don und Phil bei Warner unterschrieben und ihre Country-Roots freilegten: „Bye Bye Love“, „Wake Up Little Susie“, „All I Have To Is Dream“ und all die anderen Melodiebolzen, die ihnen vielfach von Feiice und Boudeleaux Bryant auf den Leib geschrieben wurden, gehören in jeden Haushalt. Die göttlichen Vokalharmonien nahmen viel von dem vorweg, was Beatles, Hollies oder Simon & Garfunkel später aus dem Hut zauberten.
BUDDY HOLLY THAT LL BE THE DAY MCA, 1958 „We want to make it famous“, feixte Keith Richards mal bei einer Pressekonferenz, als ein Unbedarfter wissen wollte, warum die Stones ihre Shows zeitweise mit dem „unbekannten“ (!) „Not Fade Away“ eröffneten. Natürlich ist diese Frage kompletter Blödsinn, denn Buddy Holly, aus dessen Feder das Lied stammt, war einer der größten Songwriter unter der Sonne. „That’ll BeThe Day“, „Peggy Sue“, „Oh Boy“, „Everyday“, „Rave On“, „Well All Right“ (und die Zwei-Gitarren-Baß-Drums-Besetzung der Crickets) beeinflußten Legionen von Bands.
JOHN LEE HOOKER THE COMPLETE 50’S CHESS RECORDINCS Chess, 1950-1954 Er nannte sich „Texas Slim“, „Birmingham Sam“ oder „Delta John“- und blieb doch stets John Lee Hooker, für Experten der „afrikanischste aller Blueser“, seines ungeschönt-archaischen Vortrags wegen, den er in der Frühphase seiner Karriere auf zahllosen Labels (daher auch die wechselnden Pseudonyme) hören ließ. Die Doppel-CD mit seinen Chess-Aufnahmen bildet zwar nur einen Ausschnitt seiner Laufbahn ab, zeigt aber, warum „The Hook“ trotz seiner limitierten Mittel als Blues-Pionier gilt.
HOWUN‘ WOLF HOWLIN WOLF/MOANIN INTHE MOONLICHT chess 1958/1964 „The Red Rooster“, „Spoonful“, „Going Down Slow“,“Smokestack Lightnin“‚,“How Many More Years“ etc., etc.: Kein anderer Bluesman außer Robert Johnson ist so oft gecovert worden wie Howlin’Wolf aka ehester Burnett. Auf diesen beiden frühen Alben reiht sich Klassiker an Klassiker. Und 1970 zahlten die Epigonen ihre „dues“: Auf „The London Howlin‘ Wolf Sessions“ richteten Steve Winwood, Eric Clapton, Bill Wyman, Charlie Watts und andere das Spotlight auf Mr. Burnett.
ROBERT JOHNSON THE COMPLETE RECORDINCS
CBS, 1936/1937 Kein Album aus den Fünfzigern, zugegeben, aber gleichwohl die wichtigsten Aufnahmen populärer Musik unseres Jahrhunderts: Bei zwei nur wenige Tage dauernden Studiosessions anno 1936 und 1937 lieferte der Herumtreiber, Trinker und „Womanizer“ Robert Johnson das definitive Blues-Statement ab und schuf so einen Kanon aus Musik und Magie, aus Voodoo und Virtuosität, aus Cleverneß und Camouflage, der Pop erst möglich machte. Nebenbei: „Come On In My Kitchen“, „Hellhounds On My Trail“ und all die anderen Songs sind für die Ewigkeit.
JERRY LEE LEWIS SUN CLASSICS Charly, 1956-1963 „The killer“ at his best: Diese 4-CD-Box beweist, daß Jerry Lee Lewis In der Lage gewesen wäre, alle Rock’n’Roll-Heroen (ausgenommen vielleicht Carl Perkins) mit dem Ringfinger in die Flucht zu schlagen, hätte er nur ein verträgliches Maß an Selbstdisziplin aufgebracht. Andererseits: Wären dann derart Hemmungsloses wie „Great Balls Of Fire“, „Whole Lotta Shakin‘ Going On“ oder ultimative Lesungen von Klassikern wie Jambalaya“ oder „Night Train To Memphis“ möglich gewesen? Egal, hier gilt: All killers, no fillers.
LITTLE RICHARD THE CEORCIA PEACH
Specialty Records, 1955-1957 „To join Little Richard“ schrieb Bob Dylan am Ende seiner Highschool-Zeit als Berufswunsch ins Schuljahrbuch. James Brown imitierte die exaltierte Show des durchgeknallten Schreihalses bis in die letzte Geste (auch wenn er das nie zugab). Und hier sind 25 verdammt gute Gründe für die Wertschätzung, die Richard Penniman allzeit genoß: „Tutti Frutti“,“LongTall Sally“,“Good Golly Miss Molly“,“Lucille“,“The Girl Can’t Help It“… Ekstase pur, und:“Ooh! Mah Soul!“
FRANKIE LYMON £ THETEENACERS ESSENTIAL RECORDINCS Sequel, 1955-1961 Öliger Heulbojen-Pop der Güteklasse A: „l’m Not A Juvenile Delinquent“, winselte unser Frankie, und „Why Do Fools Fall In Love“. Der Knabe aus New York sang sich schon als i3jähriger (!) an die Spitze der Charts, tauchte ähnlich wie der seelenverwandte Dion di Mucci hemmungslos tief ein in beseelte „teenage-angst“-Dramen, wies Doo-Wop, dem Gesangsstil schwarzer Gruppen, den Weg in den Mainstream. Überdies gab er auch als Rocker keine schlechte Figur ab.
THE PLATTERS THE MACIC TOUCH: AN ANTHOLOCY Mercury 1955-1963 Der unverzichtbare Bestandteil einer jeden Party waren „Smoke Gets In Your Eyes“, „The Great Pretender“, „Magic Touch“-und natürlich „Only You“. Sinfonische Schmachtfetzen mit Streichern, die schwelgerisch um die Wette fiedelten, mit Stimmen, die so himmelhochjauchzend jubilierten oder derart zu Tode betrübt schluchzten, daß man die/den Liebste(n) ganz fest an sich drücken und ihr/ihm „Goodnight, sweetheart, it’s time to go“ ins Ohr flüstern mußte. Gefühlig, billig und kitschig aber soooooo schön.
ELVIS PRESLEY THE KINC OF ROCK’N’ROLL/THE COMPLETE 50 S MASTERS RCA1953-1958 Eines der besten Box-Sets, die jemals erschienen sind: Auf fünf CD’s finden sich hier sämtliche (!) Aufnahmen aus Presleys Prä-Army-Zeit inklusive früher Demos, bislang unveröffentlichter Tracks und natürlich „My Happiness“, Elvis‘ Hommage an seine Mom. Dazu gibt’s einen zwölfminütigen Ausschnitt aus einer Pressekonferenz vom 22. September 1958, als der „King“ die Lederjacke schon mit der Army-Uniform vertauscht hatte. Über das, was danach kam, mag man streiten. Das hier aber ist „the real stuff“- und Scotty Moore ist ein Gigant.
FRANK SINATRA THE CAPITOL YEARS
Capitol 1953-1962 „Singt das arte Fossil immer noch“, soll John Lennon in den Sechzigern mal gefragt haben. Jawohl, mein Herr, und besser als die meisten. Das war auch im Jahrzehnt davor nicht anders, als Scharen von Rockern versuchten, „The Voice“ als Schnulzenheini zu diskreditieren. Alben wie „In The Wee Small Hours“ und „Only The Lonely“ (Iggy Pops Lieblingsplatte) oder eben dieses Dreierset zeigten, wie recht „01′ Blue Eyes“ doch hatte: „I gotta right to sing the blues.“
CENE VINCENT THE E.P. COLLECTION VOL. 1 & 2
See For Miles, 1956-1963 „Be Bop A Lula“ kennt jeder. Aber „Race With The Devil“? „Pistol Packin‘ Mama“? „Crazy Legs“? Gene Vincent war der unglückliche Rock’n’Roll-Outlaw in schwarzem Leder, der von einem Unglück zum anderen taumelte, der vorgab, Stil sei alles und Erfolg dagegen nichts, der schließlich 1971, im Alter von 36 Jahren, starb. Der Jim Morrison als „role model“, Jeff Beck und unzähligen anderen als Inspiration diente. Und der nichts hinterließ als einen süperben Songkatalog.
MUDDY WATERS THE CHESS BOX
Chess 1947-1973 Als die Stones 1964 zum ersten Mal in den USA waren, mußten sie natürlich unbedingt die Chess-Studios in Chicago besuchen. Zufällig war Muddy Waters da – aber nicht im Aufnahmeraum: Er stand auf einer Leiter und strich die Decke. The blues, the whole blues and nothing but the blues ist auf dieser 3-CD-Box des“Mannish Boy“, des „Hoochie Coochie Man“, des „Rollin‘ Stone“ McKinley Morganfield versammelt, des Mannes, der der Musik der Schwarzen den Weg in die Welt wies.
HANK WILLIAMS THE SINCLES
Polydor 1942-1953 Schwarz und weiß, Blues und Country, Robert Johnson und Hank Williams: zwei Seiten einer Medaille, des Rock’n’Roll. Als Hank in der Neujahrsnacht 1953 mit 29 Jahren starb, war er ein Süchtiger mit gebrochenem Herzen. Heute hat der Mann, der mit „Move It On Over“,“HonkyTonk Blues“ oder „ISaw The Light“ Grandioses leistete, den Status, der ihm gebührt. Diese 3-CD-Box würdigt das Genie des „Ramblin’Man“.