Chris Spedding


Es gibt wohl kaum einen englischen Musiker, dessen Name in den letzten Jahren häufiger auf Plattenhüllen zu lesen war als der von Chris Spedding: Alan Price, Dusty Springfield, Jack Bruce, The Battered Ornaments, Sharks, Elton John, Harry Nilsson, Gilbert O' Sullivan, Jim Capaldi, John Cale, Roy Harper, Nucleus, Bryan Ferry, alle haben seine Dienste in Anspruch genommen. Bis jetzt sind zwei eigene Alben von ihm in Deutschland erschienen: "Chris Spedding" und "Hurt". Grund genug, den talentierten Herrn etwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Chris Spedding wurde am 17. Juni 1944 in Sheffield geboren, lernte zuerst Geige, doch als der Rock’n’Roll in Mode kam. griff Klein-Chris zur Gitarre. Das meiste hat er sich selbst beigebracht, seine paar Gitarrenstunden sieht er heute als überflüssig an: „Gitarre kann man einfach nicht bei einem Lehrer lernen.“ Seine ersten Vorbilder waren Elvis Presley, Gene Vincent. Eddie Cochran. Little Richard und Lonnie Donegan. The Vulcanos hieß seine erste Schulband, und 1960 zog es ihn nach London, wo er bei Billy Jordan And The Country Boys einen Platz fand. Mit denen tingelte er drei Jahre lang durch Army-Kasernen und landete schließlich auf einem Passagierdampfer, wo er die Reisenden mit Tanzmusik unterhielt. Zurück in England, erhielt er über das damalige Immediate-Label seine ersten Session-Jobs, ‚unter anderem für Paul Jones. 1968 gründete Chris zusammen mit Pete Brown, der schon seit Jahren die Texte für Jack Bruce verfaßt hatte, die Gruppe The Battered Ornaments: „Zwei Alben haben wir für Harvest gemacht, eins mit, eins ohne Pete Brown. Meine beiden Solo-Alben“ „Backward Progression“ (1971) und „The Only Lick I Know“ (1972) sollten eigentlich ebenfalls Battered Ornaments-Platten werden. Da die Band sich aber aufgelöst hatte, machte ich sie alleine.“ Danach, so sagte er, war seine Jazz-Phase abgeschlossen, was ihn nicht daran hinderte, bei lan Carr’s Nucleus einzusteigen. „Die haben zwar einen anderen Stil gespielt, aber ich nicht. Man hat mir halt dafür Geld geboten, da ich ein professioneller Musiker bin, hab ich ja gesagt. Hätte jeder andere auch sein können.“

Session-Jobs

Für Chris Spedding ist so etwas so selbstverständlich wie für einen Schuster, daß er auf Turnschuhe keine Pfennigabsätze nagelt. Deshalb gastierte er auch anschließend noch bei der Jack Bruce Band, bevor er sich in das Abenteuer The Sharks einließ. Da hat er sich aber an Andy Fräser die Finger verbrannt: „Seine Musik hab ich sehr bewundert und wollte mit ihm spielen. Aber es war unmöglich, mit ihm auszukommen. Deshalb ist es zum Beispiel auch keine gute Idee, ne Liste mit deinen Lieblingsmusikern aufzustellen und sie der Reihe nach anzurufen. Wäre ne Katastrophe.“ Soweit Chris zu Egoproblemen und seiner Einstellung zum Session-Job, den er zum Überleben braucht. Noch bringen seine eigenen Platten nicht viel Gewinn, aber sie decken ihre Unkosten,“.und damit kann ich neue machen“. Ärgern tut es ihn allerdings schon, daß man ausgerechnet nur ihm diese Studiojobs immer unter die Nase reibt, obwohl das auch bei anderen Musikern gang und gebe ist. Aber die sind auch nicht so variabel. „Es stimmt auch nicht, daß ich eine Menge verschiedener Stile spiele. Ich spiele immer meinen eigenen, nur klingt das mit anderen Leuten zusamI men natürlich anders. Das ist der ganze Trick des Jahres!“ Nach der Enttäuschung mit den Sharks ließ Spedding die Finger von einer festen Band und verdiente sein Geld auf die bewährte Weise, zuletzt bei Bryan Ferry. Dann tourte er in England mit einer Begleitband, mußte das aber einstellen, weil er sich es nicht mehr leisten konnte: „Wenn du Solokünstler bist, hast du den anderen ihr festes Gehalt auszubezahlen, ob Geld da ist oder nicht.“