HAMBURG. Selbst die Red Hot Chili Peppers, die am gleichen Abend auf einer anderen Hamburger Bühne standen, wollten sich den mit Spannung erwarteten Auftritt nicht entgehen lassen. Kaum waren die Instrumente verstaut, eilten sie in den hoffnungslos überfüllten Mojo-Club, um dort ihren amerikanischen Landsmann Mark Griffin alias MC 900 Ft. Jesus zu begutachten. (Zu dem bizarren Gruppennamen ließ er sich inspirieren, als er die Sendung eines TV-Predigers sah.) Seit Griffins hochgelobtem Album „Welcome To My Dream“ gilt der hühnenhafte Rapper und Trompeter schließlich als die Zukunftshoffnung des HipHop.
Unterstützt von einer unorthodoxen „Band“, bestehend aus Drummer, Saxophonist und DJ, machte sich der allseits Gepriesene eine halbe Stunde vor Mitternacht daran, diesem Prädikat auch live gerecht zu werden. Durch anfängliche Soundprobleme ließ sich der charismatische Griffin dabei nicht irritieren: Mit starrem Blick fixierte er imaginäre Punkte im Raum und trug seine düsteren Geschichten über psychotische Brandstifter und frustrierte Ehemänner mit alarmierender Intensität vor.
Es war aber nicht nur Griffins körperliche Präsenz, die beeindruckte: Zwar war der facettenreiche Rap-Fusion-Sound des Albums mit solch kleiner Besetzung nicht adaequat reproduzierbar, doch sorgten gerade Saxophonist Chris McGuire und DJ Baby Jean mit ihrem Input für echte Glanzpunkte. Vor allem Letzterer trieb mit akrobatischen Scratch-Einlagen das Publikum zu völlig unhanseatischen Begeisterungsstürmen. Wie er seine Platten traumwandlerisch sicher mit Bauch, Fuß oder Ellenbogen bearbeitete, war absolut hörens- und sehenswert.
Verständlich, daß sich selbst zu fortgeschrittener Stunde und nach zwei Zugaben der Saal einfach nicht leeren wollte. Die Band, die ihr Repertoire-Pulver mittlerweile längst verschossen hatte, sah sich gezwungen, mit einer improvisierten Neuversion des Konzert-Openers „Falling Elevators“ das Material künstlich zu strecken.
Die Reaktionen des Publikums waren nichtsdestotrotz eindeutig: MC 900 Ft. Jesus hat seine Live-Feuertaufe mit Bravour bestanden.
