Konzertbericht

Channel Tres live in Berlin: Ein Motivator, der Club-Vibes & Tanz-Show bietet


The Controller trat am Dienstag, dem 3. Dezember, in der Hauptstadt im Astra auf. Wir waren dabei und so war’s.

Langsam aber stetig füllt sich der schmucklose, quadratische Konzertsaal des Astra Kulturhauses. Dass die Chanel-Tres-Show nicht um Punkt 20 Uhr beginnen würde, war wohl allen Anwesenden klar. Also ist Zeitvertreiben angesagt, bis es endlich losgeht. Glücklicherweise stimmt ein DJ die wachsende Menge mit einem kleinen Set ein, in dem er sich durch alle möglichen House-Subgenres flext.

He’s the Controller

Die Tanzsession ist eine Vorbereitung auf den etwas untypischen Auftritt, der gleich folgen wird. Ein Konzert von Channel Tres zu besuchen, heißt nämlich eigentlich, drei verschiedene Konzerte zu erleben. Und das ist bei dem hybriden musikalischen Stil des in Compton geborenen Rappers, der sich irgendwo zwischen Westcoast-HipHop und House-Act bewegt, auch kein Wunder.

Kurz nach 21 Uhr ist die aufgewärmte Crowd bereit für ihren Allround-Unterhalter. Der lässt aber noch einen Moment auf sich warten. Zunächst stürmen zwei Tänzer zu „Head Rush“ auf die Bühne, die, wie das restliche Konzert zeigen wird, für ihre Leistung genauso viel Respekt wie der Main Act verdienen. Kurz darauf ist es soweit und Channel Tres lässt, gekleidet in schwarze Lederjeans und Tanktop, das Publikum ein wenig paradox anmutend „I am the Controller“ rufen.

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Viel Raum für Selbstentfaltung

Die nächste halbe bis dreiviertel Stunde folgen dann vor allem Tracks vom 2024 erschienenen Album HEAD RUSH: „Joyful“, „Chain Hang Down“, „Cactus Water“, „Need U 2 Know“ und natürlich das Feature „I’ve Been In Love“ mit den britischen Indie-Riesen Jungle, die aber leider keinen Überraschungsauftritt hinlegen. Vor „Berghain“ erzählt Sheldon Jerome Young (bürgerlicher Name), wie er selbst einmal in Berlins bekanntesten Techno-Bunker auflegte. Als eine Bekannte ihn etwas verwundert gefragt haben soll, ob er nun wirklich als DJ arbeite, lautete die Antwort des 33-Jährigen: „I do everything.“ Der Menge legt er noch nahe: „Never put yourself in a box.“

Sich selbst verwirklichen und keinen Konventionen folgen. Channel Tres hat es mit seinem Style definitiv geschafft. Er motiviert wie ein Einheizer, rappt wie ein MC und lässt auch mal seine Beats für sich sprechen. Als Besucher:in kann man darauf mit den unterschiedlichsten Bewegungen reagieren: Springen, Shufflen, das klassische Hände-Mitbewegen – alles ist möglich.

Alle sind gleich bei Channel Tres

In den letzten 15 Minuten kommen dann noch Hits alter EPs mit G-Funk-Minimoog wie „Sexy Black Timberlake“, „Raw Power“ und natürlich zum krönenden Abschluss „Topdown“. Für den Moshpit, den Channel Tres dazu eröffnen will, ist der Sound dann aber doch etwas zu laid-back. Ist aber auch egal, weil trotzdem alle eine gute Zeit haben.

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Weiterhin eine gute Zeit haben auch die unermüdlich abliefernden Tänzer, die zwanzig verschiedene Choreografien und Signature-Moves draufzuhaben scheinen. Bei den Zugabe-Tracks zeigt einer der beiden eine kleine Solo-Performance. Channel Tres nahm an vielen der Einlagen übrigens selbst Teil … Er tut eben wirklich alles.

Obwohl einige „We want more“ schreien und gerne den mit Polo & Pan aufgenommen Song „Tunnel“ hören wollen, ist das Konzert schließlich nach etwa 75 Minuten vorbei. Langsam leert sich das Astra Kulturhaus und die Menschen strömen in die Nacht hinaus. Noch einige Zeit später, auf dem regnerischen, dunklen Heimweg klingt die Hook von „Berghain“ nach und fühlt sich (wenn man den Ort austauscht) ein wenig stellvertretend für den ganzen Abend an: „I was in Berlin / At Berghain / Everyone’s the same / In Berghain.“