Chaka Khan
„This is my night“ kein Zweifel: Die gespannte Vorfreude der Kartenkäufer, deren „Klapper-Schlange“ der Kälte trotzte, hat die „Disco-Diva wider Willen“ ebenso verdient wie die Hochstimmung im Saal während ihres einzigen Deutschlandkonzertes. Wem gelingt es schon, daß sämtliche Eroberer der Musikhallen-Ränge schon bei den ersten Tönen aufspringen und bis zur letzten Zugabe durchtanzen?
Chaka entsteigt dem Trockeneis-Nebel, auf Podesten umrundet von zwei Keyboardern, dem Drummer und drei schwarzen Barhocker-Grazien – und ab geht die Post! Baß und zwo Gitarren komplettieren ihre bestens eingespielte Band, die auch ohne Bläser einen fulminanten Sound zustandekriegt. „Eye To Eye“ und das bewährte „Watcha Gonna Do For Me“ werden begeistert begrüßt, und schon kündigt Chaka – im tiefdekolletierten schwarzen Rüschenkleid eine frappierende Kreuzung von Königin und Puffmutter – ein Medley ihrer liebsten Rufus-Nummern an, dem Gitarrist Snuffy Waiden rockige Glanzlichter aufsetzt.
Kaum zu fassen: Die stimmgewaltigen Background-Ladies füllen jede Minute mit ausgefeilt lasziver Choreografie, stehlen ihrem Star schon mal optisch die Schau. Aber Chaka bleibt Hauptperson. Trotz vielbeschworener Stimmbandentzündung geht sie beim letzten Konzert ihrer Tour aufs Ganze, reizt „From a whisper to a scream“ alle Nuancen aus Es folgt die Jazzballade „Don’t Go To Strangers“ – als Duett mit dem musikalischen Master of Ceremonies, dem Keyboarder Michael Ruft. Und der scattet im Falsett drauf los. improvisiert unisono mit Tasten und Stimme, daß die hanseatischen Musiker im Saal (vollzählig versammelt!) verzückt erblassen.
Alter changing clothes trägt Chaka Khan im weißen Hemd zu schwarzen Netzstrümpfen der wachsenden Hitze Rechnung. Vom Solo-Album I FEEL FOR YOU stammen die beiden Knüller des Abends: eine orchestral packende Funkrock-Version von Dizzie Gillespies „Night In Tunisia“ (da kommen noch nicht mal Manhattan Transfer mit „Birdland“ ran!) und Chakas tolle Neuauflage des Beatles-Oldies „We Can Work It Out“.
Na bitte: Als Chaka nach dem Rap-Disco-Zugeständnis „I Feel For You“ eine gute Nacht wünscht, sind ihre Zuschauer für monatelange Bibbertemperaturen erst einmal entschädigt. Allen, die nicht dabei sein konnten, bleibt ein Chaka-Khan-Special der „Ohne Filter -Redaktion (voraussichtlich am 13. April im mitternächtlichen ARD-Programm). Aber: Chaka Khan weiß sehr wohl „that it’s the people who make the show“. Also: Unterschriften sammeln und den Anspruch auf einen Abend wie diesen schleunigst bundesweit einklagen!