CD-Platten
Seit Monaten angekündigt, sind jetzt endlich auch bei uns als Doppel-CDs Stevie Wonders SONGS IN THE KEY OF LIFE (Tamla ZD 72131) und ORIGINAL MUSIQUA-RIUMI (Tamla ZD 72133) veröffentlicht worden – dankenswerterweise in einer Klangqualität, die denen der schwarzen Scheiben dann doch um einiges überlegen ist. Auch Bruce Springsteen-Fans dürfen sich freuen: GREETINGS FROM ASBURY PARK N. J. (CDCBS 65480), das Debüt des New Jersey-Rockers von 1973. wurde für die Digitalscheibe erheblich besser überspielt, so daß auch hier der klangliche Unterschied im Zweifelsfall die Anschaffung rechtfertigt. Inzwischen liegen damit – das Album THE RIVER ausgenommen – sämtliche Springsteen-LPs als CD-Version vor.
Ob sie allerdings zum Zeitpunkt, wenn dieses Heft erscheint, auch noch wirklich erhältlich sind, darf man bezweifeln. Denn bei Sony ist man – nicht anders als bei den übrigen fünf CD-Fabriken Japans und erst recht bei dem von CBS/Sony letzten Herbst in Terre Haute (Indiana) in Betrieb genommenen CD-Werk überhaupt nicht in der Lage, auch nur annähernd den sprunghaft gestiegenen Bedarf an Digitalplatten zu decken. Angeblich gibt es nach zögerlichem Beginn jetzt auch in Japan einen ausgewachsenen CD-Boom. Zahlen, die kürzlich das Branchenblatt „Billboard“ publizierte, belegen allerdings: Nippons CD-Produktion erreicht gerade mal magere vier Prozent am gesamten Langspiel-Tonträgermarkt.
Bei den anderen CD-Fabriken im Land der aufgehenden Sonne schaut’s kaum rosiger aus. Darum wollen Software-Hersteller wie Denon. JVC und Sony letzten Presseverlautbarungen zufolge bis zum Herbst ihre Fertigungskapazitäten auf eine Million CDs monatlich ausbauen. Knappe CD-Kapazitäten auf Seiten von CBS/Sony spielten – neben viel Geld – angeblich auch bei dem neuen Deal zwischen A & M und der PolyGram-Gruppe eine nicht unwesentliche Rolle.
Wie Billy Joel oder Bruce Springsteen beweisen, hilft es manchmal doch, wenn man populärer als die Kollegen ist. um neue Produktionen umgehend auf CD veröffentlicht zu sehen. Mick Jaggers SHE’S THE BOSS (CDCBS 86310) jedenfalls lag drei Wochen nach der LP auch als Digitalplatte vor. Nur ist der klangliche Mehrwert in diesem Fall weder meß- noch hörbar. Und wenn Jagger sich bei der Ballade „Hard Woman“ fast zur Selbstkarikatur entstellt (angeblich versuchte er hier ja so „soulful“ wie Aaron Neville zu klingen), dann macht das die CD auch nicht unbedingt empfehlenswerter. Da ist John Fogertys Solo-Comeback mit CENTERFIELD (Bellaphon 290-07085) doch die in allen Aspekten gelungenere Veteranen-Arbeit.
Apropos Veteranen: Jerry Lee Lewis‘ THE SESSION (LONDON. 1973) (Mercury 822 751-2) liegt dank dem weisen Ratschluß eines ungenannten Labelmanagers nunmehr auch auf dem Silberplättchen vor. Von den seinerzeit als Doppelalbum veröffentlichten 18 Songs fehlen hier vier (die reine Musikspielzeit hätte 75 Minuten und 50 Sekunden befragen: was sich serienmäßig keine CD-Fabrik zu fertigen traut wegen der zu hohen Ausschußquote, die damit verbunden wäre). Andererseits lohnt sich diese CD nun wirklich, denn die LP-Überspielung weist im Verhältnis zur Digitalplatte beinahe Telefon-Übertragungsqualität auf! Die Aufnahmen selbst, so hört man jetzt, waren aber von durchaus vorzüglicher Profi-Qualität.
Letzteres kann man von Muddy Waters‘ ON CHESS, VOL. 1 1948-1951 (Vogue 600052) nicht behaupten. Was da an Einspielungen aus den späten vierziger Jahren offenbar von 78er-Schellacks transferiert wurde, ist zwar das Werk eines der großen Blues-Artisten, zum Teil aber selbst für diese Zeit technisch ziemlich unbefriedigend. Beim Magnetband-Transfer wurden vermutlich nicht einmal optimale Abspielgeräte benutzt: ein Indiz dafür ist die veränderte, in den Höhen unziemlich angehobene Klangbalance.
Wesentlich besser klingen im Verhältnis – und das auch im Verhältnis zu der vor einigen Jahren als Muddy Waters-Anthologie herausgebrachten Doppel-LP! – die späteren Mono-Aufnahmen auf CD. Das VOL. 2 (Vogue 600059. im Vertrieb der Firmen Bellaphon und In-Akustik) ist damit eine Muß-CD für alle Anhänger dieses Blues-Originals.
Etwas obskur erscheint hier die rechtliche Situation, denn neben den beiden genannten Firmen vertreibt auch Teldec Import Service diese Muddy Waters-CDs. Was am Ende die Chance erhöht, daß man an die Plättchen auch wirklich rankommt, wenn man seinen Händler auf die diversen Bezugsquellen hinweist…
Für die Blues-Enthusiasten unter den CD-Sammlern dürften auch BIG BILL BLUES von Big Bill Broonzy (Vogue 600041) und die LONDON HOWLIN WOLF SES-SIONS (Vogue 600051) von Interesse sein. Ansonsten sind ja selbst die prominentesten Interpreten dieses Genres – von Billie Holiday einmal abgesehen – höchst kümmerlich auf CompactDisc vertreten.
Ob jemand THE BEE GEES FIRST (RSO 825 220-2) wirklich auf CD braucht, sei dahingestellt. Lohnenswerter sind da schon Roxy-Music-Reissues auf Digitalplatte wie STRANDED (E’G 823 019-2) und SIREN (EG 823 020-2), weil klanglich um einiges besser als bislang auf LP!