CD-Platten
Zur Zeit auf meinem Plattenteller: Ry Cooder/Cesar Rosas/David Llndley u a.: Alamo Bay-Soundtrack; Aretha Franklin: Lady Soul: Nils Lofgren: Back It Up! – Live Authorized Bootleg; Eric Bogle/John Munro: Hard Hard Times; Kevin Coyne: Live; Aus aktuellem Anlaß vorweg ein Tip für alle, die in letzter Zeit Ärger mit defekten CDs hatten: Von allen möglichen fertigungstechnischen Mängeln kann man als „Laie“ im Laden nur Metallisierungsfehler (Lücken in der Aluminium-verspiegelten Informationsebene) erkennen, indem man die CD gegen das Licht hält und auf die Spielfläche schaut. Solche Defekte müssen nicht notwendigerweise zu hörbaren Störungen oder Dropouts führen (die Fehlerkorrektur eines guten Players „heilt“ vieles), sind aber ein Indiz für problematische Fertigungsqualität. Bei wahrnehmbaren Störungen oder Haken des Lasers hilft nur; reklamieren!
Noch ein Tip: Der einzige Laden der Republik, der konsequent japanische und amerikanische Eigen-Importe – allerdings zu stattlichen Preisen führt, scheint derzeit L & P in Berlin zu sein. Wer etwa die kompletten Tom Petty-Aufnahmen, AI Greens 14 Greatest Hits oder jede Menge hierzulande noch unveröffentlichter Sachen von den Who auf CD haben möchte, ist bei dem von Albert Wagner betreuten Laden bestens aufgehoben.
Meaty Beaty Big And Bouncy (MCA DIDX-348) von den Who beispielsweise enthält auch Songs wie „I Can See For Miles“, „Boris The Spider“ oder „Magic Bus“ in lupenreinem Stereo, während man für die Singles-CD bei PolyGram die Mono-Versionen nahm. Eine Rarität auf CD ist auch WAR von U2 (Island 90067-2), denn das bei PolyGram in Hannover (!) gefertigte Plänchen wird solange nur als US-Import erhältlich sein, wie Island-Manager Phil Cooper und Boß Blackwell strikt gegen Veröffentlichungen ihres Katalogs auf Digitalplatte sind. Zumindest für den europäischen Markt…
Pop-Klassiker von Traffic oder Bob Marley, Fairport Convention oder Nick Drake wird man also auf absehbare Zeit leider nur als teure Importe ins CD-Regal stellen können. Auf Oldies von Free oder der Spencer Davis Group wartet man möglicherweise bis zum St. Nimmerleinstag, sollten die Herren in Japan oder USA solche Aufnahmen für schlecht verkäuflich oder „nicht CD-würdig“ befinden.
Mangels ausreichender Fertigungskapazitäten konzentrieren sich viele Firmen auf Novitäten, bevor sie ins Archiv steigen. Nicht so Motown, wo noch massenhaft Schätze der sechziger und frühen siebziger Jahre zu haben sind. Jüngstes, sehr empfehlenswertes Beispiel sind die 17 Greatest Hits der Temptations (Gordy ZD72365); die CD enthält bei 58 Minuten Spielzeit mindestens ein Dutzend Soul-Klassiker, darunter „Papa Was A Rollin‘ Stone“ leider nur in der Singles-Version von knapp sieben Minuten.
Ein Sänger, der bislang nur auf eine kleine Gemeinde zählen kann, ist Paul Millns. Schade, denn er hat nicht mal die Vergleiche mit Joe Cocker nötig, die zu seinem Lob bisweilen angeführt werden. Der Melancholiker am Piano singt vielleicht nicht so herzzerreißend inbrünstig wie Cocker in frühen Jahren. Trotzdem ist Finally Falls The Rain (Jeton CD 122/1) nicht weniger empfehlenswert als das vor fünf Jahren bei der Teldec erschienene Album Heartbreakin‘ HIGHWAY, das Gerd Augustin aller Markt-Kenntnis zum Trotz produziert hatte. Das Club-Feeling der neuen Platte unterstreicht die exzellente Aufnahmetechnik noch kongenial.
Zu den klangtechnisch besten Popaufnahmen der siebziger Jahre gehörten notorisch auch die Supertramp-Platten wie Crime Of The Century (A & M 393 647-2), die man jetzt nicht mehr als teure Japan-Importe erstehen muß, seit sie fast komplett von der PolyGram auf CD veröffentlicht wurden. Zumindest technisch ist das neueste Supertramp-Opus Brothere Where You Bound (A & M 395 014-2) keinen Deut besser, wie das Analogband-Rauschen zu Beginn von „Ever Open Door“ zu Gehör bringt.
Da lobe ich mir denn doch das fabelhaft produzierte Working Week-Debüt Working Nights (Virgin 610 414-225), das auch in der technischen Qualität mühelos den Standard der besten Digitalaufnahmen erreicht. Oder die jüngste Talking Heads-Platte Little Creatures (EMI CDP 7 46158-2), deren Rauschabstand mit besser als 70 Dezibel für eine solche Popproduktion jenseits von gut und böse liegt. Auf der Working Week-CD (Laufzeit gut 56 Minuten) fehlt im übrigen der Hot Jazz Music-Mix von „Stellamarina“, den man als B-Seite der Bonus-Maxi beim Analogalbum mitgeliefert hatte. Fans der Gruppe seien also gewarnt, falls sie jetzt die schwarze Scheibe verschenken wollen…
RCA komplettierte mittlerweile mit Diamant Dogs (PD 83889) und Space Oddity (PD 84813) den umfangreichen CD-Katalog von David Bowie; wobei sich letztgenannter Oldie als erstaunlich gut aufgenommen erweist. EMI veröffentlichte überflüssigerweise das Debüt von Power Station (Parlophone CDP 7 46127-2), dem auch Digital-Mix nicht zu nennenswerter Klangqualität verhelfen konnte. Dagegen klingt Elton Johns Caribou (DJM 825 488-2) jetzt auf CD Klassen besser als seinerzeit auf LP. Und die Freunde des Robert Zimmerman bittet CBS an die Ladenkasse: Gleich ein halbes Dutzend Dylan-CDs erscheinen in den nächsten Wochen.