Carl Carlton hat Freunde,die Rocklegenden sind – und mit ihnen sein erstes Soloalbum eingespielt


Das meiste Geld ging für gepflegtes Catering drauf“ So was ist wichtig, wenn man eine Platte aufnimmt. Und Carl Carlton weiß, was Mucker brauchen – schließlich ist er einer der erfahrensten Studiomusiker Europas. Der 45-Jährige grinst: „Die Aufnahmen zu ‚Revolution Avenue‘ waren wie ein Sommer-Camp. Jeder hatte eine gute Zeit. Wir haben zwei Songs pro Tag eingespielt, keiner hat sich totgearbeitet.“ Was man der Platte in jedem Takt anhört. Nur: Warum hat Carl 25 Jahre mit seinem Solodebüt gewartet? „Ich liess mich immer gerne treiben“, gesteht der „Globetrotter unter den deutschstämmigen Gitarreros“ (Pressetext).

Seit Jahr und Tag schätzen Carls Dienste neben deutschen Stars wie Lindenberg, Maffay und Niedecken auch internationale Größen wie Robert Palmer, Joe Cocker und Jimmy Barnes. Mal jettet Carl zu Freund Robert Palmer nach Lugano, um mit ihm Filmmusik für Faye Dunawaye zu schreiben, dann macht er Maffay Dampf bei dessen Konzerten, besucht seinen Buddy Ron Wood in Dublin und sitzt tags darauf in einem Studio hinterm Pult. Rast- und ruhelos wechselte er die Wohnorte: Hamburg, Mallorca. Lanzarote, Dublin. Und so wenig provinziell wie sein Lebensstil ist auch seine Musik. Neben den Langzeitkumpels Bertram Engel (Drums) und Pascal Kravetz (Keys) wirkten an „Revolution Avenue“ fast ausschließlich Rocklegenden mit: Der schon erwähnte Ron Wood steuerte zwei Songs bei, Robert Palmer singt auf „I Can Feel The Faya“, Small Faces-Urgestein lan McLagan drückt die Tasten, die The Band-Veteranen Garth Hudson (Organ) und Levon Helm (Drums, Mandoline) sind ebenfalls mit von der Partie. Last but not least gehören mit Wyzard (Bass) und Moses Mo (Gitarre) zwei Musiker zu den Songdogs, die schon mit Mother’s Finest Rockgeschichte geschrieben haben. Kein Wunder, dass erste Reaktionen auf „Revolution Avenue“ überschwänglich ausfielen. „Das größte Kompliment hat mir Jon Landau, der Springsteen-Manager, gemacht. Er rief mich an und sagte: „Carl, this is the best Stonesalbum since ‚ExileOn Main Street‘.“ Zudem erhielt der Friese Carl eine Glückwunsch-E-Mail von Tom Petty für seine Interpretation des nie vom Meister selbst aufgenommenen Songs „God’s Gift To Man“: „I didn’t know that I wrote this great song!“

Die Maxime bei den Aufnahmen in Maurice, Louisiana, lautete: Groove statt Perfektion. Carl: „Was stören mich Übersprechungen? Hat es bei den Stones gestört, wenn es schepperte?“ Nö, hat es nicht. Also keine Effekte und kein Equalizer, nur Power pur. Und viele Gefühle-auch bittere: Carls Frau Natascha war während der Aufnahmen drauf und dran, sich von ihrem Mann zu trennen. Und ein liebeskranker Carl sang seine Songs mit einer Faust im Magen. Eine emotionale Achterbahnfahrt für die ansonsten notorisch gut gelaunte Frohnatur. Natascha ist inzwischen wieder bei ihm. Ende gut, alles gut. Und Album gut.

www.carlcarlton.de