C3S: Die GEMA für das digitale Zeitalter?
Eine Initiative will eine alternative Verwertungsgesellschaft gründen. Derzeit suchen die Gründer zukünftige Mitglieder.
„Was wir gerade angehen, hat seit 100 Jahren keiner mehr gewagt.“ Ein starker Satz, mit dem die Initiatoren der C3S in einem Imagevideo für ihre Sache werben. Aber es ist etwas Wahres dran: Bereits 1903 wurde die Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht (AFMA) gegründet, die seit 1947 unter dem Namen Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) die Rechte deutscher Künstler schützt. Ein mehr als ein Jahrhundert währendes Monopol, das die Gründer der Cultural Commons Collecting Society (C3S) nun angreifen wollen.
Das Ziel der Initiative: Die C3S als europäische Verwertungsgesellschaft etablieren, die den Anforderungen des digitalen Zeitalters gerecht wird. Dabei soll vor allem gewährleistet werden, dass Urheber ihre Werke nach ihren Wünschen zugänglich machen – spricht: lizensieren – können. Sie sollen in Absprachen mit der C3S entscheiden dürfen, ob ihre Musik unter Umständen auch frei verfügbar sein soll. Ein Modell, das besonders für weniger bekannte und junge Musiker interessant sein dürfte.
Für unbekanntere Künstler ist das Internet nämlich meist Werbeplattform und Absatzmarkt zugleich. Allerdings: Sind sie Mitglied der GEMA, müssen sie sich auch deren Lizenzsystem unterordnen, was nicht immer zum Vorteil der Künstler ist. Nur zu oft scheitert die vom Künstler gewünschte Verwendung seines Werkes im digitalen Kosmos an den GEMA-Lizenzen. Bestes Negativbeispiel: die berüchtigte YouTube-Meldung „Dieses Video ist in Deutschland nicht verfügbar…“. Hier gehen unbekannten Musikern erfolgversprechende Werbemaßnahmen verloren.
Dabei geht es den Gründern der C3S nicht darum, die GEMA abzulösen, sondern eine „faire Alternative“ auf einer „unverstaubten, digitalen Basis“ zu bieten, so schreiben sie es in ihrem Aufruf. Bis aber die Arbeit als Verwertungsgesellschaft aufgenommen werden kann, müssen zwei Bedingungen erfüllt werden: Die C3S braucht Mitglieder – rund 3.000 – und Geld: mindestens 50.000 Euro. Darum rufen die Initiatoren von C3S mittels der Crowdfunding-Plattform Startnext dazu auf, das Vorhaben zu unterstützen.