Bryan Ferry: Über sein Album Bete Noire und seine Vergangenheit bei Roxy Music
„Er ist nicht gut drauf“, raunt man mir zu, „eine Erkältung, Flugverspätungen durch Nebel, diese Fernsehshow, du verstehst… Bryan Ferry soll wie unzählige andere Stars und Sternchen in der Dortmunder Westfalenhalle bei „Peters Popshow“ erscheinen, ein nicht gerade passender Rahmen für den Meister aller Smokings. Als Nebeneffekt wurde Kettenraucher Ferry gebeten, einige Interviews zu geben; sein siebtes Solowerk Bete Noire muß schließlich entsprechend gewürdigt werden.
Federn und Seide, Leder und Goldlamé waren die Markenzeichen für Roxy Musics Glitterrock Anfang der 70er Jahre. Ende der 80er erscheint ein zwar blasser, aber wie immer smarter Ex-Roxy-Boß im dezent eleganten Produkt italienischer Schneiderkunst.
Auch heute ist er edel verpackt, schließlich sind im Interviewraum Kameras aufgebaut, ME/Sounds filmt mit, und zunächst wird die britische Blässe fortgeschminkt. Strahlend läßt er sich nieder, keine Frage – ein Showprofi erster Güte.
FERRY: „Was für eine Verwandlung, nicht wahr? Ich stehe zur Verfügung!“
ME/SOUNDS: Willkommen in der wunderbaren Welt des Werbefeldzuges für dein neues Plattenprodukt. Warum machst du das immer noch nach all den Jahren?
FERRY: (Lacht) „Das frage ich mich allerdings auch immer häufiger, aber es geht nun mal kein Weg daran vorbei. Wenn man zwei Jahre lang an einer Platte gebastelt hat, fühlt man sich anschließend verpflichtet, die verwirrende und phantastische Welt der Promotion zu betreten. So sitze ich also hier, wie schon so oft in meinem Leben, und verkünde die Existenz meines neuen Albums auf diesem Planeten.
Glücklicherweise geht dieser Reklamerummel schnell vorüber, das dauert vielleicht ein paar Wochen. Es gibt allerdings Momente, da fühlt man sich schon arg befremdet, als sein eigener Verkaufsleiter durch die Gegend zu ziehen.“
ME/SOUNDS: Ist es dir peinlich, Fragen zu beantworten?
FERRY: „Manchmal ja. Aber manchmal ist es auch interessant, kleine Fußnoten und Randbemerkungen zu seinem fertigen Produkt zu liefern. Grundsätzlich denke ich aber, daß eine Platte, die nun mal erschienen ist, für sich sprechen sollte. Ich unterhalte mich z. B. höchst ungern über Texte, denn dieses Analysieren nimmt dem Hörer oft die Möglichkeit, die eigene Interpretation, den eigenen Zugang zu finden.
Das Wunderbare an der Popmusik ist ja, daß das Publikum einen wichtigen, unabdingbaren Teil des Ganzen darstellt. Der Musiker setzt sich hin und schreibt eine Melodie, einen Text, aber der entstandene Song wird erst mit Leben erfüllt, wenn er gehört wird und die eigene Phantasie dazukommt. Das ergibt erst das ganze Bild, und dieses Bild entsteht für jeden anders, je nach Interpretation. Die Kreation von Musik ist eben nicht so eindimensional wie der Abzug eines Fotos oder eine Filmkopie.“
ME/SOUNDS: Die Fertigstellung von Bete Noire dauerte zwei Jahre, du bist 30.000 Kilometer dafür durch die Welt gereist. Ist dieser Aufwand wirklich notwendig, sozusagen ein Zeichen der Zeit?
FERRY: „Nun jede Platte hat ihr Eigenleben, und der Herstellungsprozeß einer Platte sollte sich von der vorhergehenden hörbar unterscheiden, sonst landest du immer im gleichen Studio, im gleichen Land mit den gleichen Leuten, das Ganze wird plötzlich wie ein regelmäßiger Bürojob. Um das zu vermeiden, habe ich immer alle möglichen Variationen ausprobiert.
Die neue LP entstand zur Abwechslung in Paris. Vor ein paar Jahren wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, ausgerechnet in Paris aufzunehmen. Paris hat da keine Tradition, zumindest was moderne Musik betrifft; man glaubt, es gäbe dort keine vernünftigen Studios. Andererseits war Paris schon immer das erklärte Ziel für Künstler, Schriftsteller, Maler aus der ganzen Welt. Paris ist eine immens attraktive und feminine Stadt, nicht zu vergessen die wunderbaren Restaurants.
Es ist heute wirklich egal, wo man arbeitet; die technische Entwicklung in den Studios dieser Welt ist fast überall gleich. Und wenn man erst einmal die Studiotür hinter sich schließt, ist es sowieso egal, wo du bist.“
ME/SOUNDS: Wie hat sich deine Arbeitsweise im Laufe der Jahre entwickelt? Wird der Produktionsprozess immer komplizierter, je mehr man weiß?
FERRY: „Absolut. Ich will ja all die Möglichkeiten, die jedes Jahr neu entwickelt werden, zumindest einmal ausprobieren, und bei jeder meiner Platten ist irgendeine neue technische Erfindung eingesetzt worden.
Aber das ist letztlich nur Spielerei, denn das Wichtigste an der Musik bleibt immer noch ihre Seele. Daher bin ich auch wieder auf natürliche Instrumente zurückgekommen und habe den vorprogrammierten Technologie-Kram weggelassen. Natürlich gibt es technologische Hilfe, aber das ist auch alles.
Andererseits könnte ich auch nicht so arbeiten wie die frühen Rock’n’Roller: Ab ins Studio, ein paar Nummern ohne Overdubs eingespielt, fertig! Ich habe mich ohnehin nie als Teil des Rock’n’Roll-Zirkus gesehen, auch nicht beim ersten Roxy-Album. Wir waren immer sehr gut vorbereitet, bevor wir ins Studio gingen.
Heute neige ich dazu, erst im Studio Songs zu schreiben. So wie früher – im Handumdrehen eine Platte einspielen. Platte raus, ab auf Tournee – das war natürlich phantastisch, aber ich könnte das nie! Ich arbeite mit vielen Musikern, und ich möchte, daß sie sich in meine Musik einfühlen. Ich schreibe keine Partitur oder so etwas, da gibt es keine Vorschriften, kein Muß. Ich lasse sie interpretieren, improvisieren, aber ich nehme fast ausschließlich die allerersten Einspielungen, möglichst keine Wiederholungen! Dann ist einfach mehr Gefühl, mehr Spontaneität drin. Musik sollte ihre emotionale Kraft bewahren.
Das Dumme ist nur, daß ich mit diesen ersten, emotional starken Einspielungen oft Wochen und Monate herumspiele. Ich füge sie zusammen, stelle sie nebeneinander, ordne sie zueinander, damit ein abgerundetes, in sich stimmiges Bild entsteht.
Ich glaube an atmosphärische Stimmungen. Jeder meiner Songs hat seine eigene Stimmung, seine eigene kleine Welt. Ich finde es spannend, mich von einer kleinen Welt zur anderen zu bewegen und letztendlich dann zu hoffen, daß sie alle zusammen einen Sinn ergeben.“
ME/SOUNDS: Betrachtest du Klänge als Farben?
FERRY: „Genau, ich sehe Klänge als Farben und Webarten. Meine Arbeit hat viel mit der Herstellung eines Bildes zu tun. Ich habe ja Malerei studiert, vielleicht liegt es daran. Der Schritt von der Malerei zur Musik war nicht besonders groß, es wurde nur komplizierter, weil ich plötzlich mit Menschen zu tun hatte. Was letztlich befriedigender ist. Heute mache ich meine einsamen Übungen nur noch, wenn ich zu Hause am Klavier arbeite.
Noch ein Vorteil: Musik ist sofort verfügbar, sie kann sofort akzeptiert werden oder auch nicht. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier sitze, einfach nur, um darauf aufmerksam zu machen, daß es von mir etwas Neues gibt.“
ME/SOUNDS: Möchtest du einmal eine Platte machen, die auch ohne diese Vermarktungsmechanismen auskommt – so wie Prince das gerade mit seinem Black Album praktiziert?
FERRY: „Liebend gern. Es wäre wunderbar, überhaupt keinen Kommentar abgeben zu müssen, aber bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg.“
ME/SOUNDS: Würdest du es auch vorziehen, im Studio nur noch auf fertige Bänder zu singen?
FERRY: „Das Singen ist eigentlich der beiläufige Teil meiner Arbeit. Inzwischen bin ich soweit, daß manche meiner Songs ohne weiteres als Instrumentalstücke existieren könnten. Manchmal denke ich: Oh, vielleicht versuche ich hier mal einen kleinen Gesangspart, aber bloß nicht zu viel, damit das Stück nicht verdorben wird! Gewöhnlich fange ich mit dem Keyboard an, und jeder Musiker antwortet auf diesen Part. Nach einer Weile verselbständigt sich das, entwickelt sich, bis ich sage ‚Halte! Das ist es!'“ ME/SOUNDS: Und wie erkennst du diesen Zeitpunkt?
FERRY: „Schwierig zu beantworten. Ich bin ja auf der Suche der ständigen Verbesserung, und der Druck des Besser-Werden-Wollens nimmt ständig zu. Ich möchte nicht irgendetwas aufnehmen, bloß um ein Produkt abzuliefern; dazu bedeutet mir meine Arbeit einfach viel zu viel.“
ME/SOUNDS: Brauchst du jemanden, der sagt: ‚Bryan, nun mußt du aber langsam fertig werden‘?
FERRY: (Lacht) „Allerdings. Bei diesem Album habe ich den Ablieferungstermin allein fünf Mai verschoben, bis der letzte wie eine unüberwindbare Backsteinmauer vor mir stand. Ein paar Wochen später hatte ich dann prompt das Gefühl: Im Grunde müßte ich alles nochmal machen. Das ist ein frustrierendes Gefühl, aber immer noch besser als zu denken: ‚Wunderbar! Du hast’s geschafft!'“
ME/SOUNDS: Dieses ständige Verändern, dieses ewige Feilen – rührt das daher, daß du endgültige Resultate haßt, daß du am liebsten ohne Einordnungen und Kategorien arbeiten möchtest?
FERRY: „Ich habe nie in irgendeine Kategorie gepaßt. Das war immer gleichermaßen eine künstlerische Stärke und eine kommerzielle Schwäche. Es gab für mich nie ein Massenpublikum, dafür eine überschaubare Gruppe von Freunden, die halt mögen, was ich so treibe.
Darüberhinaus ist es halt schwierig, mich einzuordnen. Was macht der bloß? Heavy Metal? Wohl kaum. Country Music? Ganz sicher nicht. Ich mag alle möglichen Arten von Musik, benutze alle denkbaren Stile, ich kenne ihre Quellen. Experte bin ich auf keinem Gebiet. Vermutlich möchte ich jede Art von Moderichtung vermeiden. Klingt komisch, wenn gerade ich das sage, nicht wahr?“
ME/SOUNDS: Hat Bryan Ferry etwa das Bedürfnis, zeitlose Musik zu machen, die die niederen Gefilde der Popmusik hinter sich läßt?
FERRY: (Lacht) „Das könnte sein. Ich lasse z.B. mehr und mehr Schlagzeug weg, und dadurch klingen manche Stücke wirklich wie aus einer anderen Zeit. Das Jetzt-Gefühl moderner Produktionen wird durch den Beat vermittelt. Ich meide den Rockbeat so weit wie möglich, nehme lieber etwas aus Indien, Afrika oder Südamerika, traditionelle Körperrhythmen. Ich sehe lieber Schlangen tanzen als Menschen in einer Discothek.“ (Die TV-Crew rückt ab, es entsteht eine kleine Pause)
ME/SOUNDS: Was hältst du vom Fernsehen?
FERRY: „Es macht passiv. Die Leute denken, wenn die Welt zu ihnen ins Wohnzimmer kommt, dann brauchen sie nicht mehr rausgehen. Sie meinen, diese kleinen Ausschnitte seien das, was man erleben kann. Fernsehen macht aus Menschen Zombies. Es ignoriert Kulturen und macht alles gleich. Überall in der Welt gibt es die gleichen Serien und Filme: eine Gleichmacherei auf unglaublich niedrigem Niveau. Ich halte das für unmoralisch. Ich sehe mir nur Natursendungen an, Expeditionen. Tiersendungen. Dinge, die man selbst vielleicht nie sieht, wie die Nahaufnahme eines Adlerkopfes oder Echsen auf Galapagos. Sport mag ich auch.“
ME/SOUNDS: Hast du immer noch eine Schwäche für Radsport?
FERRY: „Als Junge hatte ich eine ausgesprochen leidenschaftliche Phase, wo mein ganzes Interesse nur dem Radfahren galt. Jeden Penny gab ich für neue Teile aus, und ich träumte davon, eines Tages die Tour de France zu gewinnen.“
ME/SOUNDS: Hast du etwas von der Tour de France gesehen, als du in Paris warst?
FERRY: „Leider nicht.“
ME/SOUNDS: Aber der Titel „Bete Noire“ hängt doch mit dem Aufnahmeort Paris zusammen?
FERRY: „Nein, das ist reiner Zufall. Früher wurde dieser Ausdruck ‚Bete Noire‘ im Englischen benutzt und bedeutet so viel wie ‚dein ärgster Feind‘, dieses zweite Ich in dir. Ich bin häufig mein eigener ärgster Feind, trage einen ewigen Konflikt in mir aus, besonders wenn ich eine Platte mache. Ich zwinge mich praktisch ständig dazu, durch imaginäre Reifen zu springen. Natürlich leidet mein Privatleben darunter, weil ich ständig unter einem selbstauferlegten Druck stehe. Und wenn dann alles vorbei ist … mein Gott…“
ME/SOUNDS: Kommt dann die große Leere oder die große Erleichterung?
FERRY: „Hängt davon ab, wie intensiv ich mich mitteilen kann. Man muß schon tief in sich gehen, und es fällt auch immer schwerer sich mitzuteilen, je älter man wird. Ich weiß nicht, wie viele Platten ich noch machen werde, aber über kurz oder lang werde ich wohl eine andere Ausdrucksform finden müssen.“
ME/SOUNDS: Es heißt, du hast das Gedächtnis eines Elefanten, wenn es um schlechte Kritiken geht. ..
FERRY: „Früher ja, das stimmt, da habe ich mir schlechte Kritiken furchtbar zu Herzen genommen. Vor kurzem habe ich einen ehemaligen Kritiker wiedergetroffen, der jetzt etwas vollkommen anderes macht. Er dachte, ich hätte ihn vergessen, sein bissiger Kommentar liegt 15 Jahre zurück. Ich ging auf ihn zu und sagte: ‚Ich kann mich an jedes Wort erinnern.‘ Der Typ ist vor Peinlichkeit fast in Ohnmacht gefallen.“ (Lacht)
ME/SOUNDS: Noch ein Gerücht: Bryan Ferry sollte einmal James Bond spielen. War da was dran?
FERRY: „Nein, nein. Mein Manager wurde seinerzeit gefragt, ob ich mir das mal durch den Kopf gehen lassen wolle. Wollte ich aber nicht. Diese Bond-Figur hat so etwas Platt-Vordergründiges wie Mickey Maus. Allein schon wie die Anzüge geschnitten sind, also wirklich!
Man hat mir noch kein Filmangebot gemacht, das ich mit Stolz vertreten könnte. Dazu ist das Leben zu kurz. Ich würde meiner Arbeit den besonderen Stellenwert nehmen, wenn ich etwas so Niveauloses machen würde.
Ich habe nämlich eine ganz eigenartige Einstellung zu meiner Arbeit. Ich weiß nicht … (lange Pause). Während meiner Schulzeit habe ich in Theateraufführungen Shakespeare gespielt, vor allem den Malvolio mochte ich gern. Das lag vermutlich am Kostüm, am Bart, an der ganzen Verkleidung. Ich fand es schön, mich dahinter verstecken zu können.
Ich könnte als Schauspieler nur in Verkleidung spielen, keine Charakterrollen, und ganz sicher nicht als James-Bond-Figur. Also das bin ich nun wirklich nicht! (Lacht). Außer natürlich, man bietet mir fünf Millionen Dollar bar auf den Tisch, das wäre ein schlagendes Argument.
Wenn du eine Rolle spielst, legst du ja einen Teil deiner Persönlichkeit offen. Mein ganzes Leben dreht sich darum, von meiner Arbeit Zeugnis abzulegen. Dahinter kann ich mich wunderbar verstecken und brauche nichts von meiner Persönlichkeit preiszugeben. Aus dem Grund habe ich den Schutz einer Gruppe auch sehr genossen. Ich konnte schreiben, komponieren, kontrollieren, die Band führen, und ich hatte nicht dieses Gefühl von Ausgeliefertsein. Da fühlte ich mich immer wie von einer Wolke umhüllt.“
ME/SOUNDS: Auf der Bühne bist du aber doch die Frontfigur; wie kannst du dich da verstecken?
FERRY: „Ich gebe ja auch immer weniger Konzerte. Seit fast fünf Jahren bin ich nicht mehr auf Tournee gewesen, und diese Lebensweise entspricht mir auch immer weniger. (Seufzt). In den letzten Wochen redeten alle auf mich ein, ich solle um Himmels willen auf Tour gehen, das sei doch so wichtig. Vielleicht denke ich im Frühjahr anders darüber, aber jetzt…
Ich finde es jetzt sinnvoller, ins Studio zu gehen und meine Energie für frisches Material zu nutzen. Es gibt noch so viele Songs aufzunehmen …
Das ist auch der Grund, warum ich diese Art von Fernsehshows hier mache, obwohl sie gewiß nicht den richtigen Rahmen für meine Musik bieten können. Zwar kann ich mein Publikum dort nicht sehen, aber wenigstens können mich die Leute sehen, wenn sie wollen. Ich präsentiere drei Minuten lang meinen Song, und sie können dann feststellen: Es gibt Bryan Ferry noch, ich bin noch lebendig und meine Haare sind mir auch noch nicht ausgegangen.
Eine Konzertreise ist ausgesprochen ungesund für mich, körperlich und geistig. Das ist eine ewige Tretmühle, und die ein bis zwei Stunden Bühnenauftritt machen den ganzen restlichen Aufwand weiß Gott nicht wett. Das ist ein Leben im Tunnel, an dessen Ende man nicht mal das Licht sieht.“
ME/SOUNDS: Zu Anfang sprachen wir darüber, daß du für dein Album dauernd unterwegs warst. Reist du gern?
FERRY: „Kommt auf die Reisemittel an. Lebten wir in einer anderen Zeit, würde ich es garantiert vorziehen, mit der Bahn oder dem Schiff zu reisen. Durch die Fliegerei verliert man vollkommen das Verhältnis zur Entfernung.“
ME/SOUNDS: In der Musikgeschichte gab es Komponisten, die für ihre Musik gestorben sind. Wie wichtig ist deine Musik für dich?
FERRY: „Schwer zu beantworten, 15 Jahre lang war sie ausschließlich mein Leben, und ich muß zugeben, daß ich oft das Gefühl hatte, dieses Leben würde mich umbringen.
Das hat sich in den letzten Jahren unübersehbar geändert. Seitdem ich eine Familie habe, gibt es für mich noch mehr als Musik. (Gelächter vor der Tür) Man lacht, hörst du? Wie passend!
Ich widme mich immer noch voll und ganz meiner Arbeit. Es gibt Leute, die vernachlässigen ihren Job, wenn sie sich häuslich niedergelassen haben. Sie werden langweilig und bemühen sich nicht mehr ernsthaft, wirklich gut zu sein. Ich versuche ständig, mich zu verbessern. Und ich versuche, mich nicht zu verlieren. Ja, meine Musik ist mein Leben, aber inzwischen gibt es noch ein paar Dinge mehr.“