Bruce Springsteen and the E Street Band live in Berlin: drei Stunden ohne Verschnaufpause


Über drei Stunden lang hat Bruce Springsteen am 19. Juni 2016 ein bunt gemischtes Berliner Publikum mehr als glücklich gemacht.

Während sich eine gut gelaunte Menschenmasse mühselig von der S-Bahn-Station Olympiastadion zum Ort des Geschehens vorwärts wälzt, schlängelt sich an der Seite unbemerkt und fast unerkannt Fotograf und Filmregisseur Anton Corbijn an der Menge vorbei. Auf dem Weg zu Bruce „The Boss“ Springsteen einer solchen Legende zu begegnen, ist schon mal ein gutes Vorzeichen für einen gelungenen Abend.

„Guck mal, da drüben steht Olli Schulz“, weist ein Besucher seine Begleitung auf den deutschen Sänger und Moderator hin, nachdem man den Eingang passiert hat. Unter den fast 70.000 Fans an diesem Abend tummeln sich offenbar etliche bekannte Leute. Es strömen auch Mädchen im Teenageralter, Eltern mit Kleinkindern, hartgesottene Rockfans mittleren Alters, ganze Familiengenerationen ins Stadion. Alle haben sie offenbar eins gemeinsam: Sie bringen Vorfreude und eine große Menge Euphorie mit, denn bereits für die Techniker, die 30 Minuten vor Beginn der Show ihre Plätze zwischen den Scheinwerfern einnehmen, gibt es Applaus.

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Es könnte auch dem Olympiastadion geschuldet sein, dass sogar Fußball-artige Gesänge aufbranden. Vollkommen verständlich, denn Springsteens Ruf für lange, energiegeladene Shows eilt ihm voraus. Als der Boss selbst auf die Bühne tritt und „Adam Raised A Cain“ anstimmt, ahnen die Zuschauer dennoch nicht, was da auf sie zukommt.

https://www.youtube.com/watch?v=0lgrVpbKiOU

Bruce Springsteen und seine E Street Band lassen gekonnt ihre Songs – „Badlands“, „Out In The Street“, „Wrecking Ball“ – wirken, ohne Schnickschnack, ohne große Lichtshow. Bruce begrüßt seine Fans ganz artig, aber lässt kaum Atempausen zwischen den Songs. Mit einem „one, two, three, four“ zählt er die Songs jeweils an und weiter geht’s. Dafür ist das Publikum ja auch gekommen, nicht etwa für ausschweifende Anekdoten oder rührselige Ansprachen.

Drei Stunden in schönster Olympiastadion-Kulisse mit The Boss und der E Street Band
Drei Stunden in schönster Olympiastadion-Kulisse mit The Boss und der E Street Band

The Boss pflügt durch seine Songs, gibt sich ganz volksnah und steht immer wieder händchenhaltend vor der ersten Reihe, winkt den Kindern im Publikum zu – ein Junge darf sogar „Waitin‘ On A Sunny Day“ mitsingen. Er hat ein offenbar eigens angefertigtes T-Shirt an, auf dem geschrieben steht „Boss time with my dad“. Das nennt man dann wohl musikalische Früherziehung. Springsteen zieht auch eine junge Frau aus dem Publikum, die mit dem Boss tanzen und Gitarre spielen darf.

Aber auch das restliche Publikum kommt nicht zu kurz. Der 66-Jährige sammelt Plakate aus der Menge und spielt die Songs, nach denen dort verlangt wird – „It’s Hard to be A Saint in the City“ oder „Night“. Ein Fan hat aus einem Schuhkarton ein kleines Zimmer gebastelt und es mit Bonbons beklebt. Auch dieser Wunsch wird bedacht und Bruce spielt „Candy’s Room“.

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Mit „The River“ gibt er nicht nur das zentrale Stück des 1980 erschienenen, gleichnamigen Albums und dieser Tour zum besten, sondern rührt so manchen Fan zu Tränen. Emotional und nachdenklich knüpft er mit „American Skin (41 Shots)“ an, ehe der Auftritt seinen Höhepunkt erreicht: „Born In The USA“, „Born To Run“, das Moon-Mullican-Cover „Seven Nights To Rock“ und „Dancing in the Dark“ folgen ohne Möglichkeit zum Verschnaufen aufeinander. Das Ganze mündet in einem ausgiebigen Cover von „Shout“ von den Isley Brothers, das gar kein Ende zu nehmen scheint.

https://www.youtube.com/watch?v=JVf6BegIrpI

Schließlich verabschiedet sich die E Street Band von Berlin und Bruce Springsteen bleibt mit seiner Gitarre zurück und spielt zum krönenden Abschluss „Thunder Road“. Nach sage und schreibe drei Stunden verlässt auch der Boss schließlich die Bühne. Was für eine Nacht.

Die Setlist bei Bruce Springsteen and the E Street Band im Olympiastadion Berlin:

Adam Raised a Cain
Badlands
Out in the Street
Sherry Darling
My Lucky Day
Wrecking Ball
Night
It’s Hard to Be a Saint in the City
Spirit in the Night
Candy’s Room
She’s the One
Hungry Heart
You Can Look (But You Better Not Touch)
Death to My Hometown
My Hometown
The River
American Skin (41 Shots)
The Promised Land
Working on the Highway
Darlington County
Waitin‘ on a Sunny Day
I’m on Fire
Because the Night
The Rising
Land of Hope and Dreams
Backstreets
Born in the U.S.A.
Born to Run
Seven Nights to Rock
Dancing in the Dark
Tenth Avenue Freeze-Out
Shout
Thunder Road

Paul Zinken picture alliance / dpa