Sie stylten sich nur zwei Sommer lang. Dann war’s auch schon vorbei mit der Herrlichkeit – jedenfalls mit der, die höchst erfolgreich in den oberen Regionen der Hitparaden dieser Welt zu orten war. Und doch ist auch heute noch ein bisschen was übrig von den drei Jungs, die unter dem Namen Bros firmierten und weltweit 17 Millionen Platten verkauften. Zum einen der nicht unerhebliche Fakt, dass die Zwillinge Luke und Matt Goss in Tateinheit mit Craig Logan jede Menge Frisiercreme und Gel verbrauchten und damit tüchtig die Haarkosmetika-Industrie ankurbelten. Und dann taugte das Trio ganz vorzüglich als Role Models. Tom Watkins, unter anderem bekannt und berüchtigt von Wham! und Frankie Goes To Hollywood, trimmte und triezte die Drei nach allen Regeln der Marketingkunst, und so konnten Bros nicht nur gut aussehen. „Wir hätten als drei gut aussehende Haarschnitte enden können“, kommentierte Matt Goss das seinerzeit, „aber wir konnten nach dem Training tatsächlich singen und tanzen.“
„When Will I Be Famous?“ toppte die britischen Charts im Juni 1988, später geriet auch das ein Jahr zuvor als Debüt-Single veröffentlichte „I Owe You Nothing“ zu einem Mega-Hit, und das dazugehörige Album „Push“ war ebenfalls ein Smasher – mit der Konsequenz, dass die britische Polizei während der ersten Bros-Tournee in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt wurde: Brosmania was in the country. „Brosettes“ hießen die weiblichen Fans, „Bros-ers“ die wenigen männlichen, und beide eiferten sie mit abgewetzten Jeans, ebensolchen Lederjacken, Gürteln mit überdimensionierten Schnallen, gern genommen: Tierköpfe, Doc Martens und pilotensonnenbebrillt ihren Idolen nach. Craig Logan wurde der Rummel allerdings alsbald zuviel, und so quittierte er Anfang ’89 den Dienst bei Bros. Die Goss-Twins machten bis 1992 mit für ihre Verhältnisse eher mäßigem Erfolg weiter; nach dem Split wurden die Haare der beiden mehr, der Erfolg dafür weniger.
Luke scheiterte mit seiner Formation The Band Of Thieves, spielte und sang im Laufe der 90er in den Musicals „Grease“ und „What A Feeling“ und rackerte im Frühjahr 2001 tüchtig für eine Filmkarriere. Bruder Matt indes versuchte sich rechtschaffen erfolglos mit dem Projekt Co*Bra, lebt nunmehr in New York und wollte in diesem Sommer eigentlich ein Solo-Album veröffentlichen; es blieb bis dato jedoch beim Vorhaben. Beruhigende Kunde auch von Craig Logan: Der Mann ist nicht mehr krankhaft gestresst und arbeitet bei einer Plattenfirma. Das Andenken an Bros hält zurzeit vor allem einer wach, der das mit der Musik besser lassen sollte: VIVA-Faxenkasper Tobi Schlegl. Mit seiner unterdurchschnittlich begabten Band Audiosmog coverte er „When Will I Be Famous?“. Die Frage kann Herrn Schlegl beantwortet werden: niemals.
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