Bronski Beat


Wir sind nicht erfolgreich, weil wir schwul sind, sondern weil wir Irischen Wind mit unserer Musik bringen!“ (Steve Bronski) Vorschnell winkten sie ab, die Besserwisser und Marktanalytiker, als Jimmy Sommerville. Larry Steinbachek und Steve Bronski in ersten Interviews ihre Homosexualität so dokumentierten, als sei’s das Natürlichste auf der Welt.

Klar, soll ja auch so sein, doch wer das „Pech“ hat, seine bemerkenswerte Debüt-Single zu einer Zeit zu veröffentlichen, in der die Image – tüchtigen Frankie Goes To Hollywood gerade das Angesagteste überhaupt sind, darf sich nicht wundern, wenn vorschnelle Kritiker Bronski Beat sofort eine trendgemäße Vermarktungspolitik vorwerfen.

„Marilyn, Boy George oder Frankie… die machen doch nur eine Show aus der ganzen Sache“, meint der kleingewachsene Jimi.

„Für uns kommt zu allererst die Musik – und nicht ein Gay-Image, um Leute zu schocken!“

Der Beweis folgt auf den Fuß. Ohne den üblichen Presserummel („Wir wissen: Bronski Beat sind schwul!“) explodierte „Smalltown Boy“ zum Fast-Sommerhit. Ein spärliches, rein synthetisches Arrangement, angepeitscht vom stampfenden Drum-Computer und das glasklare Falsett, das auf intime Weise von den Problemen eines schwulen Jungen in einer intoleranten Umgebung erzählt: „Pushed around and kicked around always the lonely boy/You were the one that they d talk about/Around town as they put you down“.

Vor etwa eineinhalb Jahren hat sich das Trio eher zufällig getroffen. Da man gemeinsame musikalische Vorlieben entdeckte, beschloß man, eine Band zu gründen… Wirklich nur zum Spaß, denn ernst nehmen konnten wir die Sache nicht“, sagt Steve Bronski, der sich seinen Namen von Grass‘ Blechtrommel borgte und genauso wie Larry „Laz“ Steinbachek für die Synthesizer zuständig ist.

Ein Jahr ist es her, als Bronski Beat mit ihrem ersten Auftritt beim Pink Gay Arts-Festival in London für Aufsehen sorgten und nach diesem Gig beschlossen, die“.Sache mit der Musik doch etwas ernsthafter zu betreiben.“

Weitere Konzerte in so berühmten Gay-Clubs wie dem „Heaven“ oder „Hippodrome“ festigten den mehr als guten Ruf der Band. Busi ness-Leute wurden aufmerksam und noch heute erzählt man sich in Londoner Insider-Kreisen mit einem hämischen Grinsen die Geschichte, wie der allgewaltige Produzent Trevor Hörn mit allen Mitteln versuchte, Bronski Beat für seine Firma ZZT zu gewinnen. Das Trio lehnte ab und gründete ein eigenes Plattenlabel.

im Oktober soll die erste LP von Bronski Beat erscheinen. THE AGE OF CONSENT wird sie heißen und wurde zum Großteil in New York aufgenommen. Zwei originelle Cover-Versionen werden dabei vertreten sein und für einige „Aha“-Erlebnisse sorgen. Denn Giorgio Moroders kühl kalkulierte Computer-Nummer „I Feel Love“ (einst von Donna Summer gestöhnt) klingt schon bei den Live-Gigs ganz so, als wäre der Song einzig und allein für Jimmy Sommervilles Falsett geschrieben. Oder Gershwins „It Ain’t Necessarily So“, eine swingende Nummer aus „Porgy & Bess“. Überraschungen dürfen erwartet werden. Im November kommen Bronski Beat auf Tour.