Brave Wilde: Stone Temple Pilots
FRANKFURT. „Fuck“ ist an diesem Abend das mit Abstand meistgebrauchte Wort von STP-Frontmann Weiland. Kaum war er mit seinen Fliegern auf der Bühne der „Music-Hall“ gelandet, geht’s dort zu wie im Tollhaus. Die Stagediver stehen geradezu Schlange. Alle wollen sie mal springen und zwar immer wieder und wieder, was die Bewegungsfreiheit der Band erheblich einengt. Weilands charmanter Appell „Stop getting on my fucking siage, you fucking assholes“ nutzt da herzlich wenig — es wird munter weiter gesprungen.
Als ein gewichtiger GI dem Sänger auch noch das Mikro aus der Hand reißt, brennen dem Ober-Piloten die Sicherungen durch. Die Zuschauer müssen einen Schwall von Flüchen über sich ergehen lassen. Der MikroSchänder soll vortreten und „suck my fucking dick“. Das wirkt.
Die Publikumsbeschimpfung haben sie von Iggy Pop abgeguckt, und auch musikalisch sind sie dem Godfather Of Punk eng verbunden. Und er ist nicht der einzige, der von dem Dröhn-Quartett aus San Diego zitiert wird. Led Zeppelin und Black Sabbath standen ebenfalls Pate bei der Geburt dieser Band, und deshalb geben sie sich auch live keine Mühe, die Spuren zu verwischen.
Auf der Bühne bewähren sich die Pilots lediglich als versierte Nachlaßverwalter in Sachen Punk und Metal. Zeit zum Luftholen bleibt nur, als sie ihre annähernd balladeske Single „Plush“ spielen. Doch danach zappelt Weiland gleich wieder autistisch über die Bretter und stachelt das Publikum an, das sich aber nicht mehr traut, zu ihm auf die Bühne zu Wettern.
Und weil sich die Fans für den Rest des Konzertes alle gut benehmen, gibt’s zum Abschluß noch das Wort zum Sonntag. „Ich weiß das wirklich zu schätzen. Ihr und wir hier oben, wir sind doch alle eine große Familie“, spricht der Sänger. Ein braver Wilder.