Boom Tschak: Albert Koch über Trevor Jacksons „FORMAT“
Die Elektro-Kolumne von Albert Koch: Trevor Jacksons multiformatiges Album FORMAT ist jetzt regulär im Format 3er-LP zu haben.
Noch einmal Trevor Jackson. Londoner Musiker (Playgroup), Produzent, DJ, Grafiker, Designer und Labelbesitzer: Mit seinem 2006 eingestellten Label Output brachte Jackson u.a. LCD Soundsystem nach Europa – mit ihrer ersten Single „Losing My Edge“. Seit 2001 hatte Jackson keine neuen Tracks mehr veröffentlicht, aber in der Zwischenzeit mehr als 150 produziert. Im Frühjahr 2015 brachte er sein „Album“ FORMAT heraus. Je einen Track auf einem von zwölf „toten Tonträgern“: 12-, 10- und 7-Inch, CD, Mini- CD, Minidisc, USB-Stick, Audio-, Kompakt-, VHS-, 8-Spur-Kassette und DAT (Musikexpress 4/2015).
Ein künstlerisches Statement für das Format Tonträger, von einem, der frei ist von Kulturromantik, aber einen sehr bestimmten Standpunkt zum Thema „Wert von Musik“ einnimmt. Die zwölf „toten Formate“ waren limitiert – je toter das Format, desto limitierter. Jetzt sind die Tracks von FORMAT auch ganz regulär als 3er-LP veröffentlicht worden (The Vinyl Factory/ Rough Trade).
Der künstlerische Eindruck auch dieser Veröffentlichung ist imposant: durchsichtige Hüllen mit den Tonträgern als „Artwork“; auch ohne die VHS-DAT-Minidisc-Aktion vom Frühjahr würde das FORMAT-LP-Set ein Anwärter auf das Cover des Jahres sein. Worüber am wenigsten im Zusammenhang mit FORMAT gesprochen wurde, ist die Musik.
Das mag Jackson diabolisch freuen, weil er Artwork und Präsentation eben für genau so wichtig erachtet wie die Musik. Manche der Tracks datieren zurück ins Jahr 1998. Aber man hört es ihnen nicht an. Das wirft die alte Frage auf, ob für diese Zeitlosigkeit das Anything Goes der elektronischen Musik verantwortlich ist. Weil alles gleichzeitig vorhanden ist, wird es immer schwieriger, Musik einer bestimmten Zeit zuzuordnen. Jackson bewegt sich auf FORMAT im ganzen Koordinatensystem der Elektronik: Techno, House, Industrial, Ambient, Drone. Trotz der Inhomogenität funktionieren die Tracks als Album, was wiederum die Bestätigung für ein Format ist, das gerne totgesagt wird.