Bon Jovi: Tour des Monats


Ein Betriebsausflug, mehr nicht: Nur 50 Konzerte wollen Bon Jovi für’s erste auf ihrer Welttournee im Anschluss an das gerade erschienene „Crush“-Album geben – ein Klacks, wenn man bedenkt, dass die Hardrock-Truppe zu ihren wilden Zeiten Ende der Achtziger schon Ochsentouren mit 237 Gigs am Stück hinter sich gebracht hat. Wie es sich gehört inklusive eines mächtigen Tourkollers, denn am Ende waren Sänger und Chef Jon Bon Jovi sowie Gitarrist Richie Sambora heillos zerstritten. Inzwischen jedoch ist längst alles wieder in Butter und Bon Jovi rocken in alter Eintracht. Ja, sie „rocken“, darauf legt der Springsteen-Verehrer Jon großen Wert, der bei aller Verbundenheit zum Mainstream seine Wurzeln im Hardrock nie gekappt hat. Schließlich bringen Bon Jovi nicht nur Mädels von sechs bis sechsundneunzig aus der Fassung, sondern konnten auch schon die eingefleischte Heavy-Gemeinde in Castle Donington aus der Reserve locken. Kein Wunder:

Jon Bon Jovi versteht sich auf der Bühne nicht als Sänger, sondern als Entertainer mit Hang zum Zirkuskünstler. Schon als kleiner Anheizer auf den 86er-Monsters Of Rock-Festivals (Bon Jovi spielten nachmittags um drei Uhr, gleich nach Warlock) kletterte er gemsengleich die Boxentürme hoch, später flog er auf dem Trapez über die Köpfe der Zuschauer und ließ sich dabei von einer Rekordzahl an Lichtspots ausleuchten, auf gigantischen Videoleinwänden feiern und von einem Feuerwerk verabschieden. Mittlerweile sind aus den Newcomern Superstars geworden, und Bon Jovi zelebrieren diesen Satus nach wie vor mit glitzernden Shows, mit denen die ehemaligen Haarspray-Metaller die Traditionen von Glam auf ihre Art weiterführen. Abgesehen von den großen Poser-Gesten haben Bon Jovi im Jahr 2000 nicht mehr viel mit dem Stretchhosen-Stil der Achtziger gemein. Die Band ist inzwischen zu einer Mainstreamrock-Institution herangereift, die auf ihren Platten versucht, folkige Wurzeln mit glattgebügeltem Pop zusammen zu bringen. Dass dabei auf jeder neuen LP Stücke enthalten sind, die auch live eine prima Partystimmung erzeugen, gehört mittlerweile zur Tradition. Auch ihr neues Werk „Crush“ macht da keine Ausnahme, so dass diesmal die Klassikerliste von „Runaway“ über „You Give Love A Bad Name“ bis zu „Born To Be My Baby“ und „These Days“ bestimmt um zwei, drei Stücke ergänzt wird.