Bob Dylan
Bob Dylans neue Langspielplatte „Nashville Skyline“ hat uns in Erstaunen gesetzt, denn der Mystiker der amerikanischen Folk-Rock-Szene zaubert Nashville-Sound, als habe er nie anderes getan. Vierzehn Monate nach der Veröffentlichung seiner letzten Langspielplatte „John Wesley Harding“ präsentiert sich Dylan neu.
Es wird kaum gelingen, von „Nashville Skyline“ einen Weg zurück zu finden. Auf der alten Platte pries Bob Dylan noch eine Prozession von Außenseitern der Gesellschaft: Abtrünnige, mittellose Einwanderer, Mieter, komische Heilige, Handwerksburschen, entlassene Zuchthäusler, Liebende, Verlorene. Ihre Schicksale haben übrigens alle seine Platten bestimmt. Plötzlich ist alles anders: Dylan stürzt sich in die Klangwelt des Nashville Sound.
Bob verehrt Jonny Cash.
Im Nashville Sound geht es friedlich zu: Dylan schrieb einfache, anschmiegsame Songs über schlichte Leute und ihre Probleme mit der Liebe. Dieses Album präsentiert einen neuen Dylan; es sind fröhliche, melodische Liebeslieder, die sich auf den Wellen Nashvilles bewegen. es hat seine Gründe, dass der erste Song der A-Seite der neuen Schallplatte ein Duett mit dem aktuellen Westernsänger und Alltagspoeten Johnny Cash ist. Bob verehrt Johnny. Die beiden trafen im Studio zusammen. Johnny hatte mit seinem Producer Bob Johnston über das neue „Prison“-Album verhandelt, das im St.Quentin-Prison aufgenommen werden soll. Dylan bat ihn, den Country-Hit „Girl From The North Country“ mit ihm zusammen aufzunehmen. Jeder von beiden singt einige Strophen allein, dann machen sie den Schluss zusammen. Dylan wollte die neue Masche bescheiden beginnen: „Es ist eine Ehre mit Cash singen zu dürfen.“
Richtigen Zeitpunkt gewählt
Auf die Frage, wie er den neuen Dylan-Sound mit dem bei ihm ungewohnten Textmaterial erklären könne, antwortet Dylan: „Die Basis, auf die ich immer wieder zurückkomme, sind Musiker und Musik, die ich kennengelernt hatte, bevor ich nach New York kam, war bereits Folk-Musik aktuell. Und ich habe eben den richtigen Zeitpunkt gewählt, mit dem Komponieren anzufangen.“
Dylan-Fans deuten dessen Bekenntnis so: Der Folksong-Spezialist hat zum Ursprung seiner Musik zurückgefunden, mit der er einst Amerikas Musiklandschaft veränderte.