Blues aus den Bergen
Todd Park Mohr und seine Monsters verbinden den archaischen Ton des Deltas mit vollfetten Großstadt-Gitarren.
Walt Disney war ganz besonders wichtig für mich „, sinniert Todd Park Mohr, Gitarrist und Kopf der amerikanischen Konzertsensation Bie Head Todd And The Monsters, und zieht bei der Frage nach seinen wichtigsten Einflüssen noch weitere Überraschungen aus dem Ärmel: „Hank Williams Senior gehört genauso dazu wie Johnny Cash. Mein absoluter Held aber war Peter Seilers, ein schlichtweg genialer Typ“, grinst der schmächtige Musiker mit halb amerikanischem, halb koreanischem Stammbaum und tätschelt dabei liebevoll seine Fender Sunburst Strat, Baujahr 1962. Ein kurz eingeworfenes Blues-Lick unterstreicht indes, daß die musikalischen Ziehväter des Autodidakten nur wenig mit dem britischen Starkomiker aus „Pink Panther“ gemeinsam haben. „Musikalisch gesehen, haben mich Leute wie Jimmy Page und Ehe Clapton beeinflußt. Doch am tiefsten hat mich der schwarze Blues in seiner archaischen. Form beeindruckt, für mich die reinste und ehrlichste Art von Musik überhaupt. John Lee Hooker und Albert King sind für mich in musikalischer Hinsicht die Allergrößten“, betont Mohr und relativiert auch gleich den Anspruch seines 1986 ins Leben gerufenen Trios: „Wir orientieren uns einerseits an den Wurzeln des Blues, bringen andererseits aber auch aggressive und zeitgemäße Elemente mit ins Spiel. Dabei wollen wir die amerikanische Musikszene um neue Töne bereichern. Und mit dieser Vorgehensweise haben wir wohl gute Karten in der Hand. Denn zwischen Rap und Heavy Metal ist ein ziemliches Vakuum entstanden.“
In Drummer Brian Nevin und Bassist Rob Squires hat Mohr nicht nur kompetente Mitstreiter, sondern zusätzlich auch „die besten Kumpels, die ich mir vorstellen kann“.
Ursprünglich wollte der Rocker eine akademische Laufbahn absolvieren. „Als ich dann aber an der Highschool die beiden Jungs kennenlernte, war es mit dem Büffeln aus und vorbei. Wir mieteten uns ein kleines Haus in Boulder/Colorado und haben Tag und Nacht gejammt. Was zur Folge hatte, daß wir alle drei von der Schule flogen.“ Dieses Ergebnis ihres hemmungslosen Spieltriebs mußten Mohr und seine Mannen im nachhinein nicht bereuen. Unter dem Namen Big Head Todd And The Monsters avancierten sie binnen weniger Monate zu den erklärten Lieblingen von Boulders örtlicher Club-Szene. Doch damit nicht genug. Auch über die Rocky Mountains hinaus verkauften Mohr und seine Mitmusiker von den zwei selbstproduzierten Alben „Another Mayberry“ (1989) und „Midnight Radio“ (1990) geradezu astronomische 75.000 Einheiten. Ein Erfolg, den das Trio jedoch nur als Etappensieg, als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Ziel betrachtete. Ein Ziel im übrigen, das Big Head Todd sich schon bei ihren endlosen Übungs-Sessions gesetzt hatten: „Schon am Anfang wollten wir einen richtigen Plattenvertrag mit einer richtigen Firma – je größer, desto besser.“ Bis es dazu kam, erntete der flotte Dreier aus Colorados Bergen allerdings unzählige Absagen. „Vergeßt es, Jungs. Wir können euch nicht brauchen“, erinnert Mohr sich an die deutliche Abfuhr eines Plattenriesen. Inzwischen dürfte die Firma ihre harschen Worte bereuen. Denn „Sister Sweetly“, das bei der Konkurrenz erschienene Major-Debüt von Big Head Todd, steht mittlerweile bei über 450.000 Amerikanern im Regal – und täglich werden es mehr.