Bloodhound Gang: Köln, Butzweiler Hof


IHR ERFOLG BRINGT DIE AKTUELLE MISERE DER SCHALLPLATtenindustrie auf den Punkt: Eine Anarcho-Truppe aus Philadelphia steht mit einem drei Jahre alten Album („One Fierce Beer Coaster“) in den deutschen Top 5, erreicht mit einer aufgepeppten Coverversion („Along Comes Mary“) Goldstatus und sticht selbst die vermeintlich großen Namen des diesjährigen Bizarre-Festivals aus. Denn nicht die Chili Peppers, Offspring, Fanta 4 oder Type-0 sind das Highlight der Veranstaltung, sondern fünf Jungs, die am zweiten Tag zur besten Sportschau-Zeit auftreten. Und das vor 25.000 gelangweilten Kids, die endlich ein bißchen Spaß haben wollen. Um den zu vermitteln, muß die Bloodhound Gang nicht einmal auf der Bühne stehen. Ein riesiges Banner mit durchgestrichenem Metallica-Logo ist mindestens so witzig wie die euphorischen „Bloodhound!“-Sprechchöre vom Band. Zur Steigerung des Identifikationspotentials sehen Bloodhound Köln, Butzweiler Hof

Jimmy Pop, Q-Ball, Willie, Lupus und Evil Jared zudem noch genau so aus wie ihre Fans: Schlabber-Shirts, Baggy Trousers, Baseball-Kappen, Schlapphütchen. Doch nicht nur der Look ist identisch, sondern auch das Humor-Verständnis. Schon beim Opener“Most Likely To Suck“, zu dem Q-Ball seinen nackten Hintern präsentiert, ist klar, worum es hier und heute geht: 40 Minuten Hardcore-Slapstick – und das ist keinesfalls negativ gemeint. Denn nach drei Alben weiß die Bloodhound Gang, wie man Rap/Punk mit Nonsense kombiniert, bizarre Songs über Frauen, Geld, Autos und Schwule schreibt, oder Rammstein, Korn und U2 persifliert. Die werden alle mal kurz angespielt und mit Kommentaren wie „that was stupid – let’s play something else“ versehen. Nur von den Berliner Lemonbabies zeigt sich Jimmy angetan:,,1’m gonna check them out later, see if I can get some“. Klar, daß solche Sprüche genauso gut ankommen, wie ein beherzter Rülpser ins Mikro, eine gestreckte Zunge oder erste Kostproben vom neuen Album „Hooray For Boobies“, das Ende September erscheint. Daß der Sound nicht wirklich gut ist, fällt dabei nicht weiter ins Gewicht. Die Kids hüpfen, springen und grölen zu „I Hope You Die“, „Along Comes Mary“, „I Wish I Was Oueer So I Could Get Chicks“ oder „Fire Water Burn“ und verwandeln den Butzweiler Hof in ein regelrechtes Tollhaus. Über die Halbwertzeit der Gang läßt sich streiten, über ihre kernigen Statements noch viel mehr. Tatsache ist: Sie sind die Band der Stunde, und das machen sie bei jeder Gelegenheit deutlich.