Blondes Gift und ein Herz aus Glas
Willkommen zu Hause: Debbie Harry und Blondietoppen mit "Heart of Glass" erstmals die amerikanischen Charts.
Obwohl eine der quintessenziellen Bands der amerikanischen New-Wave-Bewegung, bekommen Blondie um Frontfrau Debbie Harry, ein ehemaliges Playboy-Bunny, in den USA lange Zeit kein Bein auf die Erde. Während die Briten bereits 1978 die Single „Denis“ in die Charts kaufen, zeigen sich die Amerikaner erst nach Blondies Kurskorrektur in Richtung Disco-Pop gnädig. Anfang Mai 1979 schafft es „Heart Of Glass“, wenn auch nur für eine Woche, an die Spitze der „Billboard“-Charts. In Deutschland hat man ausnahmsweise einmal die Trendnase vorn: Bereits Anfang März setzt sich hier die Band um die wasserstoffblonde Sängerin an die Pole Position, dicht gefolgt von den Village People und Abba. In der Liste der meistverkauften Singles in Deutschland, veröffentlicht vom Branchenblatt „Der Musikmarkt“, rangiert „Heart Of Glass“ 1979 sogar auf Platz vier. Der Band selbst ist der Erfolg zwar willkommen, aber tendenziell auch ein bisschen peinlich – gar so kommerziell hatte man sich ursprünglich nicht geben wollen: Das Album „Parallel Lines“ wandert weltweit 20 Millionen mal über die Ladentische. Radiostationen hingegen sehen sich mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. Die Textzeile „Once I had a love and it was a gas/Soon turned out to be a pain in the ass“ fällt der Zensur zum Opfer und muss durch weniger verfängliche Worte ersetzt werden. In den USA landen Blondie nach „Heart Of Glass“ allerdings für lange Zeit keinen Hit mehr. Die Band verzettelt sich im stilistischen Verhau und reformiert sich erst wieder rechtzeitig zum 80er Jahre-Comeback , in den späten Neunzigern.