Black Rebel Motorcycle Club: Erst die Strokes, dann die White Stripes und jetzt das. Ein kalifornisches Trio lässt aufhorchen.


„This is a shocking story.“ Mit diesem Satz beginnt der Kinofilm „The Wild One“. In den 50er Jahren löste der Streifen Über die brutale Motorradgang Black Rebel Motorcycle Club Entsetzen aus. In England war er über zehn Jahre auf dem Index – zu brutal. Das fanden die Jungs von Black Rebel Motorcycle Club reizvoll und wählten diesen etwas zu langen Namen für Ihre Band. „Ich habe den Film schon sechs, sieben Mal gesehen“, sagt Sänger Robert Turner. „Er Ist kontrovers das passt zu uns. Und wir mögen die Ästhetik.“ Robert Turner (22) und Peter Hayes (23) sind in San Francisco aufgewachsen und galten schon in der Schule als Musikfreaks. Sonst gab es da niemanden, der von Ride schwärmte, der Joy Division und Nirvana gleich gut fand und dem das Label Creation ein Begriff war. Also probierten sie ein paar Formationen durch. Beinahe hätten die beiden einen Frontmann dazugeholt, weil, wie Robert sagt, „weder Peter noch ich eine gute Stimme haben – mit den Songs aber waren wir zufrieden“. Doch dann trafen sie 1998 auf Nick Jago (23), einen Musik-Junkie aus England, der in San Francisco eigentlich nur Verwandte besuchen wollte. Nach einer spontanen Jamsession blieb Jago bei den beiden hängen, zog nach Amerika und übernahm die Funktion des Drummers. Die Idee mit dem Frontmann wurde wieder verworfen, und seitdem teilen sich Robert und Peter die Lead Vocal Parts. Robert ist dennoch formal der Kopf der Band, und für ihn wurde die Musik früh zum Inhalt seines Lebens. Sein Vater Michael Been war Sänger der sozialkritischen 80er-Jahre-Formation The Call. „Die Musik, die mein Vater gehört hat, hat mich beeinflusst. The Clash oder Bob Dylan – ich weiß nicht, ob ich alleine darauf gekommen wäre. Als ich klein war, tourte er durch die Welt, und das hat meinen eigenen Lebensstil geprägt“, analysiert Robert ernst und muss doch im nächsten Augenblick laut loslachen. Er findet das Wort „Lebensstil“ plötzlich unheimlich komisch und erklärt am Telefon: „Ich sehe gerade auf meine abgefuckten Schuhe – was für ein Lebensstil eigentlich?“ Gutes Stichwort. „Shoegazing“ – so nannte sich Anfang der 90er die Bewegung um britische Bands wie Ride.Slowdive und Adorable, weil Menschen, die sich zu dieser Musik schlurfend bewegten und dabei eine höchst seltsam gebückte Haltung einnahmen, immer auf ihre Schuhe glotzten. BRMC sind eine Art rebellische Weiterentwicklung des „Shoegazing“ und schließen die Lücke, die zwischen dem Ende dieser Ära und heute entstand. Sie verbinden sphärischen Rock mit dichten, harten Citarrenwänden, verknüpfen softe, dramatische Songs mit abstrakten, nicht einfach zu entschlüsselnden Texten, die bisweilen an die Anfänge von Verve erinnern. BRMC touren seit November 2000 ununterbrochen durch amerikanische Clubs und spielen nun im Februar einige Termine in Europa – Oasis haben sie bereits zu deren Benefizshow in der Londoner Royal Albert Hall (6.2.) eingeladen. In New York gaben sie einige Konzerte mit den Strokes – die beiden Bands mögen sich. Robert gönnt ihnen den Hype, betont aber: „Wir werden keine Kritikerlieblinge sein, sondern immer polarisieren – die einen lieben uns, die anderen hassen uns. Aber das macht das Ganze doch erst spannend.“ www.blackrebelmotorcycleclub.com